Forscher: Hitze eine bedeutende Bedrohung für Menschen in Deutschland

Die Menschen passen sich zunehmend an, doch die Hitze sei weiterhin eine ernstzunehmende Bedrohung für die Gesundheit, haben Forscher ermittelt.

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Sonne, Hitze, Lichtreflexe
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Hohe Sommertemperaturen haben in den Jahren 2018 bis 2020 jeweils zu Tausenden hitzebedingter Sterbefälle in Deutschland geführt. Zum ersten Mal seit Beginn des Untersuchungszeitraum im Jahr 1992 sei eine Übersterblichkeit aufgrund von Hitze in drei aufeinanderfolgenden Jahren aufgetreten, haben Forschende des Robert Koch-Instituts, des Umweltbundesamts und des Deutschem Wetterdiensts durch Modellrechnungen ermittelt.

"Im Vergleich der letzten drei Dekaden beobachten wir insgesamt einen leichten Rückgang des Effekts von hohen Temperaturen auf die Mortalität", schreiben die Forschenden im Deutschen Ärzteblatt. Trotz Hinweisen auf eine gewisse Anpassung an Hitze zeigten besonders die Daten der Jahre 2018 bis 2020, dass Hitzeereignisse nach wie vor eine bedeutende Bedrohung für die Gesundheit der Menschen in Deutschland darstellen.

Hohe Temperaturen können unter anderem das Herz-Kreislauf-System stark belasten und bestehende Beschwerden, wie etwa Atemwegserkrankungen, verstärken. Da Hitze nur selten als direkte Todesursache erkannt wird, nutzten die Studienautoren für ihre Analyse statistische Verfahren.

Dafür verwendeten sie unter anderem Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zur Gesamtmortalität pro Kalenderwoche im Zeitraum 1992 bis 2021. Hinzu kam die offizielle Bevölkerungsstatistik des Destatis von 1992 bis 2020 sowie die Bevölkerungsprojektion für 2021. Für die Temperaturdaten wurden stündliche Messungen der Lufttemperatur von 52 Stationen des Bodenmessnetzes des Deutschen Wetterdienstes verwendet.

Besonders stark war der Effekt vor vier Jahren, dem zweitwärmsten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881. "Insbesondere das Jahr 2018 liegt mit einer geschätzten Anzahl von etwa 8700 hitzebedingten Sterbefällen in einer ähnlichen Größenordnung wie die historischen Hitzejahre 1994 und 2003 (jeweils rund 10.000 Sterbefälle)", schreiben die Forschenden.

2018 habe es in Deutschland eine ungewöhnlich lange Hitzeperiode gegeben, es seien zudem auffallend hohe Wochenmitteltemperaturen in diesem Zeitraum gemessen worden. Für 2019 schätzen die Forschenden 6900 hitzebedingte Sterbefälle, für 2020 sind es 3700. Für das Jahr 2021 sei keine signifikant erhöhte hitzebedingte Sterblichkeit ermittelt worden.

Seit 1992 sei der Einfluss der hohen Temperaturen auf die Sterblichkeit insgesamt leicht zurückgegangen, heißt es in der Studie. Das weise auf eine gewisse Anpassung an die Hitze hin. "Denkbar sind zum Beispiel individuelle Verhaltensänderungen durch stärkere Sensibilisierung, wie etwa luftige Kleidung tragen, ausreichende Flüssigkeitszufuhr oder schattige oder klimatisierter Räume aufsuchen."

Dennoch zeigen die Jahre 2018 bis 2020, dass "Hitzeereignisse weiterhin eine ernstzunehmende Bedrohung für die Gesundheit der Menschen in Deutschland sind". Der Umgang mit Hitzeperioden in Deutschland müsse deutlich verbessert und vulnerable Bevölkerungsgruppen adäquat geschützt werden.

(anw)