Gesten verbessern Videokonferenzen

Eine deutliche Körpersprache führt zu mehr Zufriedenheit und größerem gefühlten Lernerfolg in Online-Seminaren.

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Die Hand-aufs-Herz-Geste drückt aus:

(Bild: Paul Hill / UCL)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jan Oliver Löfken

Viele Schreibtisch-Arbeitende genießen die Rückkehr zu realen Meetings. Doch Videokonferenzen werden auch in Zukunft einen festen Platz im Büroalltag finden. Zu offensichtlich sind die Vorteile sowohl für Zeit- und Budgetkonten als auch für den Klimaschutz dank weniger Berufspendelei mit Autos sowie Flugreisen. Doch mitunter können Videokonferenzen auch eintönig und unproduktiv sein und gegebenenfalls auch ein Gefühl der Einsamkeit befördern.

Um diesen Nachteilen entgegenzuwirken, haben britische Psychologen vom University College London eine Vergleichsstudie mit rund 120 Studierenden durchgeführt. Ihr Fazit: Gesten vor der Kamera können helfen, die Konferenz für Teilnehmerinnen und Teilnehmer zufriedenstellender zu machen.

Um Missverständnisse bei einer sehr variantenreichen Körpersprache auszuschließen, wählten Paul D. Hills und seine Kollegen neun klare Gesten aus: Zwei aufrechte Daumen etwa signalisierten Einverständnis zu einer Aussage, Kratzen auf dem Kopf entsprach einem Fragewunsch. Eine Hälfte der Studierenden sollte in einem wöchentlichen Seminar diese Gesten verwenden, die andere Hälfte dagegen darauf verzichten. Nach dem Testlauf wurden alle Teilnehmenden nach deren – rein persönlich, subjektiven – Eindrücken zum Seminar befragt.

Mehr über Digitalisierung der Arbeit

Mehr als 90 Prozent aus der Gesten-Gruppe berichteten, dass sie besser dem Seminar folgen und Lernziele leichter erreichen konnten. Insgesamt fühlten sich diese Teilnehmenden nach dem Seminar wohler als die gestenlose Kontrollgruppe. In einem zweiten Testlauf sollte eine Gruppe statt körperlicher Gesten Emojis eintippen. Doch auch diese Variante der rein digitalen Gesten konnte bei Weitem nicht die positiven Eindrücke der realen Gesten erzielen.

Gefühlte Zufriedenheit und Lernerfolge mögen komplett subjektiv sein. Dennoch zeigt diese Studie, dass körperliche Gesten tatsächlich die Qualität von Videokonferenzen verbessern können. Allerdings erfordert dies, dass auf Multi-Tasking – also parallel kleine Aufgaben mit deaktivierter Kamera zu erledigen – grundsätzlich verzichtet werden müsste. Doch eine dauerhafte Alternative zu Veranstaltungen in Präsenz werden selbst gestenreiche Videokonferenzen kaum werden können.

(jle)