Erste neue Funktionen für klassisches .NET seit 3 Jahren – Version 4.8.1 ist da

.NET Framework 4.8.1 läuft nativ auf Arm64-basierten Windows-Systemen. Zudem gibt es kleine Verbesserungen bei der Barrierefreiheit für Windows Forms und WPF.

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(Bild: StockStudio/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Dr. Holger Schwichtenberg
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Das klassische .NET Framework bis einschließlich Version 4.8 wird bisher auf Arm64-Prozessoren emuliert. Das soeben erschienene funktionale Update 4.8.1 bietet eine native Implementierung, die schneller laufen soll.

In einem Blogeintrag nennt Microsoft verschiedene Installationsoptionen für .NET Framework 4.8.1. Die neue Version wird auch mit Visual Studio 2022 Version 17.3 installiert, das nach einigen Monaten in der Previewphase nun gleichzeitig mit .NET Framework 4.8.1 erschienen ist, wie folgender Screenshot zeigt:

.NET Framework 4.8.1 ist neu auf der .NET Framework-Downloadseite (Abb. 1).

(Bild: Microsoft)

.NET Framework 4.8.1 läuft auf den Client-Betriebssystemen Windows 11, Windows 10 21H2, Windows 10 21H1 und Windows 10 20H2 sowie Windows Server 2022.

Bei den im klassischen .NET Framework enthaltenen GUI-Frameworks Windows Forms und Windows Presentation Foundation (WPF) hat Microsoft die Tooltips verbessert. Sie entsprechen nun vollständig den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) Version 2.1 des W3C im Punkt 1.4.13: Content on Hover or Focus.

An dieser Stelle gibt es aber Unterschiede zwischen Windows Forms und WPF. Letzteres hatte bereits in Version 4.8.0 den WCAG-Standard 2.1 in großen Teilen realisiert, und in Version 4.8.1 kamen nur noch kleinere Verbesserungen im Bereich des Schließens von Tooltips hinzu (mit den Tasten Escape, CTRL oder CTRL+Shift+F10). Für WPF gilt die WCAG-2.1-Compliance auf allen hier genannten Windows-Versionen, da sie in WPF selbst umgesetzt ist.

Bei Windows Forms hingegen profitieren Nutzerinnen und Nutzer nur auf Windows 11 von der verbesserten Barrierefreiheit bei Tooltips, weil Windows Forms keine eigene Implementierung bietet, sondern sich auf die Betriebssystem-API von Windows stützt, die erst in der Windows-11-Implementierung WCAG 2.1 entspricht.

Windows Forms bietet neben den Tooltips aber auch weitere Neuerungen auf allen Windows-Versionen beim Vorlesen von Textfeldern und Datengittern. Zudem wurde der Kontrast einiger Steuerelemente erhöht. Laut einem Beitrag aus dem November 2021 sind diese Verbesserungen in .NET 6.0, das es seit November 2021 gibt, bereits umgesetzt.

Das klassische, an Windows gebundene .NET Framework gibt es seit dem Jahr 2002 und es feierte im Januar 2022 seinen 20. Geburtstag. Version 4.8 hatte Microsoft im April 2019 ausgeliefert und kurz danach in einem Blogbeitrag von Scott Hunter erklärt, dass .NET Framework 4.8 die letzte Hauptversion von .NET Framework sein werde. Seitdem gibt es nur noch Fehlerbehebungs-Updates über die Windows-Update-Funktion, diese dafür regelmäßig. Das Update auf Version 4.8.1 war von Scott Hunter, dem Director Program Management für .NET, auf der .NET Conf 2021 im November 2021 angekündigt worden.

Laut Microsoft-Blogeintrag wird ein Update auf Version 4.8.1 nicht erzwungen – auch Version 4.8 solle demzufolge weiterhin Aktualisierungen zur Fehlerbehebung erhalten.

Microsoft konzentriert sich auf die Entwicklung der modernen, modularen und plattformneutralen .NET-Versionen, die von Version 1.0 bis 3.1 ".NET Core" hießen und – nach dem Auslassen einer Versionsreihe 4.x – seit Version 5.0 nur noch ".NET" heißen. Die aktuelle stabile Version des modernen .NET 6 ist 6.0.8 (ebenfalls erschienen am 9. August 2022). Die kommende Version 7.0 von .NET hat das Stadium einer Preview 7 erreicht.

Auch wenn Microsoft das moderne .NET schnell vorantreibt, laufen im Unternehmensalltag immer noch zahlreiche Anwendungen auf dem klassischen .NET Framework, da die Umstellung auf modernes .NET in Abhängigkeit von den verwendeten Bibliotheken viel Migrationsaufwand bereitet. Eine Heise-Serie zu .NET Core 3.1 aus dem Jahr 2020 ist in weiten Teilen immer noch aktuell hinsichtlich der darin beschriebenen Migrationswege und des damit jeweils verbundenen Aufwands.

Auch Visual Studio 2022 verwendet übrigens weiterhin das klassische .NET Framework, ebenso Anwendungen, die mit Windows ausgeliefert werden wie die PowerShell und einige MMC-Konsolen.

(sih)