Elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung wird zögerlich angenommen

Viele niedergelassene Ärzte stellt der Versand der elektronischen Krankschreibung vor "große Probleme". Das zeigt eine Umfrage des Ärztenachrichtendienstes.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 71 Kommentare lesen

(Bild: THICHA SATAPITANON/Shutterstock.com)

Update
Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Vertragsärztinnen und -ärzte können elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen bereits seit Oktober 2021 ausstellen, seit Juli 2022 ist der elektronische Versand der eAU an die Krankenkassen verpflichtend. Laut einer im August durchgeführten Umfrage unter registrierten Lesern des Ärztenachrichtendienstes (änd) haben jedoch viele der befragten 917 niedergelassenen Haus- und Fachärzte aus ganz Deutschland "große Probleme" mit der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU).

Die Mehrheit (59 Prozent) der Umfrageteilnehmer stellen eAUs aus – 31 Prozent von ihnen sogar ausschließlich. 28 Prozent geben auch herkömmliche Krankschreibungen in Papierform aus, wenn nötig. Bei 22 Prozent der Teilnehmer verlaufe der Versand reibungslos. Bei weiteren 22 Prozent ist das zwar noch nicht der Fall, allerdings sind sie laut Umfrage zuversichtlich, dass sich das in Zukunft ändert.

Einem Großteil (55 Prozent) der Befragten bereite das Ausstellen der eAU allerdings noch "große Probleme" und für 56 Prozent sei der Prozess zu zeitintensiv. Zudem gaben 21 Prozent an, dass es dem gesamten Praxispersonal an notwendigen Kenntnissen für einen reibungslosen Vorgang fehle. Außerdem führe die elektronische Form der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bei Patientinnen und Patienten zu Diskussionen.

Dennoch gaben 35 Prozent der Ärzte an, dass die elektronische Krankschreibung bei Patienten gut angekommen sei – bei weiteren 30 Prozent sei das "teilweise" der Fall und manche Patienten würden dennoch auf eine Krankschreibung in Papierform bestehen. Bei 23 Prozent der niedergelassenen Ärzte wolle kein einziger Patient mit der eAU krankgeschrieben werden. 12 Prozent der Ärzte gaben an, dass der Großteil der Patienten die digitale Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ablehne.

Ebenso fehlt es laut Umfrageteilnehmern an einem schnellen technischen Support bei IT-Problemen. 43 Prozent der Befragten gaben an, dass es oft schwer sei, einen technischen Support zu erreichen und Unterstützung zu erhalten. Ein gutes Viertel (28 Prozent) der Ärzte gab an, dass der Support nicht lange auf sich warten ließe, dennoch sei die Behebung meist sehr zeitaufwendig. Lediglich 15 Prozent waren überzeugt, dass ein Support ihre Probleme bisher schnell lösen konnte und 14 Prozent waren selbst in der Lage, sich um technische Probleme beim Ausstellen der eAU zu kümmern.

Technische Probleme in Praxen in Zusammenhang mit der eAU

(Bild: Ärztenachrichtendienst)

Insgesamt hält ein Großteil der Befragten (75 Prozent) die digitale Form der AU für eine "überflüssige Anwendung", die "abgeschafft" werden müsse. Nur 13 Prozent meinten, dass die eAU sinnvoll und bereits in ihren Alltag integriert ist. Fast einem Drittel der Befragten (29 Prozent) zufolge werde es wohl noch dauern, bis Routine im Umgang mit der eAU eintrete. Interessant ist, dass trotz der Verpflichtung ganze 41 Prozent der Befragten überhaupt keine eAUs ausstellen. Als Begründung gaben die meisten an, nicht an die Telematikinfrastruktur (TI) angebunden zu sein.

Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung greift die Pflicht zur Übermittlung der eAU über den an die TI angeschlossenen KIM-Dienst (Kommunikation im Medizinwesen) nur, sofern das "technisch möglich" ist. Der Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV-Spitzenverband) gibt außerdem an, dass es bisher keine Sanktionen für Ärzte gibt, die die eAU nicht elektronisch an die Krankenkassen versenden. Ab Januar 2023 sollen auch Arbeitgeber in den Prozess einbezogen werden. Dann stellt die Krankenkasse den Arbeitgebern die eAU zum Abruf bereit.

Update

Detail zu den Umfrageteilnehmern ergänzt.

(mack)