Sony und Philips dürfen DRM-Spezialisten übernehmen

Intertrust, die Microsoft Patentverletzungen bei mehreren DRM-Techniken vorwerfen, sollen Sony und Philips komplette digitale Distributionswege ermöglichen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Intertrust, auf Zertifizierung und Digital Rights Managemet spezialisiert, kann in die Hände von Sony und Philips übergehen, entschied die EU-Kommission. Es gebe keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken: Nicht nur seien im Markt für Digital Rights Management starke Konkurrenten aktiv, es handele sich zudem um einen entstehenden Markt, da sich die DRM-Techniken gerade erst entwickelten. Sony und Philips zahlen 453 Millionen US-Dollar für den Einkauf, durch den Intertrust bei Sony America eingegliedert wird. Sony und Philips wollen mit der Übernahme der Firma komplette Systeme für alle Distributionswege von Musik und Filmen anbieten können und vor allem die Internet-Distribution besser in den Griff bekommen. Beobachter des Marktes sehen in der Übernahme sogar eine Stärkung des Wettbewerbs: Vor allem Microsoft mit seinen DRM-Techniken entstünde damit ein ernsthafter Konkurrent.

Intertrust geht bereits auf juristischem Weg mit harten Bandagen gegen Microsoft vor: In mehreren Fällen hat die Firma Klage gegen den Konzern aus Redmond wegen angeblicher Patentverletzung bei Sicherheits- und Digital-Rights-Management-Techniken erhoben. So soll Microsoft etwa bei der Treiber-Zertifizierung gegen das geistige Eigentum von Intertrust verstoßen haben, ebenso bei Sicherheitsfunktionen von .NET und beim DRM im Windows Media Player. Die Liste der Produkte, die Intertrust in seinen Dokumentationen zu den Patentverletzungen durch Microsoft aufführt, umfasst aber inzwischen nahezu jeden Produktbereich aus Redmond, von Windows selbst bis zu Entwicklungswerkzeugen für .NET.

Sollte Intertrust diese juristischen Auseinandersetzungen, gestützt auf 26 Patente im DRM-Bereich und nunmehr mit der Unterstützung kapitalkräftiger Neueigentümer, erfolgreich durchfechten, könnte dies für Microsoft teuer werden -- zumal der Konzern mit Palladium und Trustworthy Computing einen Teil seiner Zukunft auf entsprechende Techniken stützen will. Auch Intertrust scheint dies für einen finanziell attraktiven Ansatz zu halten: Bezeichnet sich die Firma doch sowohl als Spezialisten für Digital Rights Management als auch für Trusted Computing. Aber nicht nur Microsoft wird die Entscheidung der EU über den Deal zwischen Sony/Philips und Intertrust mit Spannung erwartet haben: Auch Macrovision, Spezialist für Kopierschutz und DRM etwa bei Filmen und mit der Übernahme von Midbar (Cactus Data Shield) zu einem der führenden DRM-Komplettanbieter geworden, dürfte ein harter Konkurrent erwachsen. (jk)