ERP-Software bewertet: In welchen Bereichen Riesen wie SAP schwächeln

Mit vielen ERP-Systemen sind Anwender durchaus zufrieden. SAP landet weiter bloß im Mittelfeld, die Bestnoten erhalten kleinere oder spezialisierte Anbieter.

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(Bild: Thapana Onphalai/Shutterstock.com)

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Von
  • Achim Born

Es läuft einiges richtig im ERP-Software-Markt, so die Ergebnisse Studie „ERP in der Praxis“ von Trovarit: Im Schnitt liegt die Zufriedenheitsbewertung nach Schulnoten bei 1,80 für das Software-System und 1,93 für Dienstleistungen der Softwarepartner. Für ihre im Zwei-Jahres-Rhythmus durchgeführte Untersuchung wertete die Aachener Marktanalystenfirma heuer die Antworten von knapp 2000 Anwenderunternehmen aus dem deutschsprachigen Raum aus. Ein Blick auf die Bewertungen der 37 Software-Lösungen und -Anbieter zeigt im Hinblick auf die Gesamtbeurteilung allerdings eine beachtliche Spanne von fast zwei Schulnoten auf.

Kritisch bewertet – mit Noten schlechter als 2,0 – werden bei den Systemen zudem weiterhin die mobile Einsetzbarkeit, die Dokumentation, internationale Einsetzbarkeit, das Reporting und Formularwesen sowie die Anbindung anderer Applikationen über Schnittstellen. Auffällig ist außerdem, dass sich das Anwenderurteil zur Performance und zur Stabilität gegenüber den Resultaten der 2020er-Untersuchungen verschlechtert hat. Auf Service-Seite standen bei der Wartung die Leistungen bei der Optimierung des ERP-Einsatzes, der Unterstützung beim Release-Wechsel oder Schulungs- und Informationsangebot in der Kritik. Hinsichtlich der Einführungsprojekte und Implementierung wichen die Leistungen für Anpassungsdokumentation sowie Budget- und Termintreue deutlich vom guten Gesamtergebnis ab.

ERP-Software im Vergleich: Wie zufrieden Kunden mit welchem Anbieter und welcher Anwendung sind.

(Bild: Trovarit)

Die diesjährige Studie bestätigt die mittlerweile etablierte Erkenntnis, dass „schlanke“ ERP-Software, ausgesprochene Branchenlösungen als auch kleinerer Anbieter mit vergleichsweise kleinem Kundenstamm die besten Noten einheimsen. Für die an der Spitze des Portfolios rangierenden Programme work4all, syslog.ERP und ISSOS PRO gilt mindestens eines dieser Merkmale. Positiv absetzen können sich die Lösungen mit vorwiegend kleineren ERP-Installationen insbesondere hinsichtlich Release-Fähigkeit und Performance sowie Anwenderdokumentation. Im Bereich von Support beziehungsweise Hotline können sie mit Reaktionsschnelligkeit oder Schulungs- und Informationsangebot punkten.

Die besten Lösungen unter den größeren, eher anspruchsvollen Offerten finden sich dagegen erst im Mittelfeld wieder. Als Grund hierfür nennen die Trovarit-Analysten das hohe Anforderungsniveau in Verbindung mit spürbar größerem Aufwand bei Einführung, Wartung und Anwenderbetreuung. Ein deutlich besseres Urteil als vor zwei Jahren erzielte Infor mit seiner CloudSuite, dem Nachfolger von Infor LN. Im Gegensatz dazu läuft IFS Applications in der Bewertung insbesondere mit Blick auf Zufriedenheit mit den Wartungsservices der Konkurrenz nach wie vor hinterher. Allem Anschein nach hält sich das Verständnis der Anwender für die strukturelle, personelle und produktbezogene Neuordnung im Zuge des Umbaus zu einem Anbieter von Cloud-Lösungen weiterhin in Grenzen. Mit einer schwachen Zwei leicht verbessert, aber immer noch eher mittelmäßig fällt das Gesamturteil für SAPs S/4HANA aus.

Die von den Teilnehmern am häufigsten bestätigten Nutzenbeiträge des ERP-Einsatzes betreffen erwartungsgemäß die Beschleunigung und Vereinfachung von Unternehmensprozessen sowie die Steigerung der Informationsqualität. Während gerade kleinere Unternehmen vornehmlich Prozesseffizienz und Transparenz anführen, nennen größere Firmen Themen wie Prozessautomatisierung oder Beschleunigung der firmenübergreifenden Zusammenarbeit.

Die größten Problemfelder spiegeln mehr oder minder die Zufriedenheitsbewertung wider: Performance, Mobilität, Ergonomie, laufende Kosten oder Schnittstellen werden von sechzehn bis vierzehn Prozent der Teilnehmer angeführt. Immerhin neunzehn Prozent gibt an, keinerlei Probleme im ERP-Betrieb zu haben. In der Vorgängeruntersuchung waren es jedoch sogar 21 Prozent. Alle Details der Studie finden sich bei Trovarit.

(fo)