Debian-Entwickler revidiert Mono-Standpunkt
Wer die aktuellen Gnome-Installationsmedien der Linux-Distribution benutzt, bekommt in den meisten Fällen doch automatisch die freie .NET- und C#-Implementierung Mono auf die Festplatte.
Alexander Reichle-Schmehl, der Debian-Entwickler und Sprecher der Linux-Distribution, der letzte Woche Debians Position zu der Aufnahme der freien .Net-Implementierung Mono in die Distribution kundtat, hat seine Aussagen in einem weiteren Blog-Posting zu dem Thema revidiert. Aus dem "Mono nicht in die Gnome-Standardinstallation" ist jetzt ein "Debian könnte Mono mit den Standard-Installationsmedien installieren, definitiv ist aber noch gar nichts" geworden.
Ausgangspunkt der Debatte war ein offener Brief von Richard Stallman, in dem der Guru der Freie-Software-Bewegung vor .Net und C# warnte: Es sei gefährlich, auf C# zu setzen. Die .Net-Sprache führe die Open-Source-Community in die falsche Richtung und setze sie dem Risiko aus, dass der .Net-Schöpfer Microsoft irgendwann einmal die im "Original-.Net" verwendeten Techniken mit Software-Patenten schützen werde, was freie .NET-Implementierungen wie Mono in den Untergrund zwänge.
Reichle-Schmehl räumt nun ein, dass der Debian-Installer auf den Gnome-Installationsmedien (CD, DVD oder BlueRay) im aktuellen Release 5.0 "Lenny" ohne Nachfrage das Meta-Package gnome auf die Platte zieht. In diesem "Gnome mit Zugaben" ist tatsächlich auch das Notizprogramm Tomboy, das Mono nach sich zieht, enthalten. Allerdings, wie der Debian-Entwickler betont, als sogenanntes "empfohlenes Paket" (weak Dependency), sodass es sich nachträglich problemlos wieder entfernen lassen sollte. Wer zur Installation der Desktop-Umgebung jedoch nur die erste CD benutzt und während des Vorgangs keine Internet-Verbindung hat, bleibt von Mono und Mono-Anwendungen verschont.
Für die nahe Zukunft planen die Entwickler die feste Aufnahme (als hard Dependency) eines Notizprogramms in die Gnome-Standardinstallation. Das müsse, so Reichle-Schmehl, jedoch nicht zwingend Tomboy sein. Tatsächlich steht mit Gnote eine Mono-freie Alternative zu Verfügung.
Siehe dazu auch:
- Ubuntu installiert weiterhin Mono
- Debian-Sprecher: Mono nicht in die Standardinstallation
- Open-Source-Guru Richard Stallman stellt sich gegen Mono
(akl)