Bundesnetzagentur: Gasverbrauch steigt in Deutschland zu stark an

Momentan wird im Jahresvergleich mehr Gas verbraucht. Das dürfte auch vergleichsweise niedrigen Temperaturen geschuldet sein, sparen sollen wir trotzdem.

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Digitaler Thermostat

(Bild: Andrey_Popov / Shutterstock.com)

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Der Gasverbrauch in Deutschland steigt momentan zu stark an, meint die Bundesnetzagentur. In der vergangenen Woche habe der Verbrauch von Haushalten und kleineren Gewerbebetrieben deutlich über dem durchschnittlichen Verbrauch der entsprechenden Vorjahreswochen gelegen. Die Zahlen seien "sehr ernüchternd", sagte Agenturpräsident Klaus Müller. "Ohne erhebliche Einsparungen auch im privaten Bereich wird es schwer, eine Gasmangellage im Winter zu vermeiden."

Zwar sei die vergangene Woche kälter als die Vorjahreswochen gewesen. Auch seien Verbräuche immer Momentaufnahmen und könnten sich schnell ändern. Eingespart werden müsse jedoch auch, wenn die Temperaturen weit sinken, betonte Müller. "Das ist kein Selbstläufer."

Private Haushalte und kleinere Gewerbekunden verbrauchen in Deutschland rund 40 Prozent des Erdgases. Dieser Gasverbrauch habe sich bis Mitte September zum Teil deutlich unter den durchschnittlichen Verbräuchen der Vorjahre bewegt, schreibt die Bundesnetzagentur. In der vergangenen Woche habe er jedoch mit 483 GWh um 14,5 Prozent über dem durchschnittlichen Wert dieser Woche in den Jahren 2018 bis 2021 gelegen. Die Bundesnetzagentur geht derzeit davon aus, dass mindestens 20 Prozent eingespart werden müssten, um eine Gasmangellage zu vermeiden.

Die Bundesnetzagentur gibt regelmäßig Appelle zum Energiesparen heraus, so zum Beispiel mit den täglichen Meldungen über den Stand der Gasspeicher. Im Sommer sagte Müller in einem Zeitungsinterview, in der Industrie gebe es "signifikante und wetterunabhängige Einsparungen". Für Haushalte gebe es höchstens Temperatureffekte, aber noch viel zu wenig strukturelles Sparen.

Nun sagte Müller, angesichts der gut gefüllten Speicher könne Deutschland unter drei Voraussetzungen gut über den Winter kommen: Die Projekte, mit denen Gasimporte ausgeweitet werden sollen, müssen realisiert werden. Hier dürfte Müller wohl auch die LNG-Terminals meinen, die gerade angelegt werden. Auch müsse die Gasversorgung in den Nachbarländern ebenfalls stabil bleiben. "Und drittens muss Gas eingespart werden, auch wenn es zum Winter hin noch kälter wird. Da wird es auf jeden Einzelnen ankommen", sagte Müller weiter.

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Bei einer Gasmangellage können nicht mehr alle Verbraucher in Deutschland mit Gas versorgt werden. Die Bundesnetzagentur muss dann entscheiden, wer noch Gas bekommt und wer nicht. Besonders geschützt sind Haushaltskunden, Kindergärten, Schulen, Universitäten, Krankenhäuser, Altenheime und Arztpraxen, Polizei und Feuerwehr, die Bundeswehr, die Strom- und Wasserversorger, die Müllabfuhr, aber auch viele kleine und mittlere Unternehmen in den Bereichen Gewerbe, Handel und Dienstleistungen.

60 Prozent des Gasverbrauchs in Deutschland entfallen auf große Industriekunden. Ihr Verbrauch lag im August 22 Prozent unter dem Mittelwert der Jahre 2018 bis 2021. In der vergangenen Woche lag der Verbrauch 30 Prozent unter dem Durchschnittswert.

(anw)