Covid-Unruhen kosten Apple angeblich mehr als 30 Prozent iPhone-Kapazität

In der größten iPhone-Fabrik der Welt gibt es weiter Arbeiterproteste wegen der Zero-Covid-Politik. Foxconn rechnet in internen Schätzungen mit großen Abgängen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 23 Kommentare lesen
Foxconn-Fabrik

In den zumeist chinesischen Fabriken von Foxconn werden Geräte von zahlreichen Unternehmen hergestellt. Großkunde ist Apple.

(Bild: dpa, David Chang/EPA/dpaBildfunk+++)

Lesezeit: 3 Min.

Apple könnte größere Teile seiner iPhone-Produktionskapazität in der größten Fabrik für das Smartphone in China verlieren. Davon geht der Betreiber Foxconn aus. Die Anlage in Zhengzhou werde wohl Abgänge von "mehr als 30 Prozent" verzeichnen, heißt es in internen Schätzungen, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen. Zuvor soll Foxconn nach dem ersten Ausbruch von Arbeiterdisputen im Oktober nur mit "maximal 30 Prozent" Ausfall gerechnet haben.

Die Kommunistische Partei setzt in China weiterhin auf eine strikte Zero-Covid-Politik in den Städten, aber auch in großen Fabriken. In Zhengzhou bedeutete das eine sogenannte Closed-Loop-Produktion: Arbeiter durften das Gelände nicht mehr verlassen, sich nur von Schlafstätte zur Fabrik und zum jeweiligen Essenssaal begeben. Gleichzeitig wurden Menschen, die mit Infizierten in Kontakt gekommen sein könnten, vor Ort isoliert. Die Arbeiter wollen dies jedoch nicht hinnehmen, zuletzt kam es sogar zu gewaltsamen Protesten. Foxconn hatte außerdem versprochene Bonuszahlungen nicht geleistet, die massiv erhöht worden waren, um Arbeiter zu halten.

Foxconn geht nun davon aus, dass die Fabrik in Zhengzhou weiter Kapazität verliert. In Spitzenzeiten – wozu das derzeitige Weihnachtsquartal eigentlich gehört – arbeiten hier zwischen 200.000 und 300.000 Personen. Tausende Mitarbeiter sollen gekündigt haben, was sie dazu veranlasst, noch vor dem chinesischen Neujahrsfest die Fabrik zu verlassen. Für Apple ist das ein großes Problem, da nur in dieser Fabrik Pro-Modelle des iPhone 14 produziert werden, die am meisten nachgefragten Geräte.

Apple hatte schon vor Wochen erstmals ernsthafte Lieferprobleme eingeräumt. Der Konzern kann wenig tun, da er seine Produktion nur sehr langsam in andere Weltregionen verlegen kann – und bei den Pro-Modellen ist dies besonders schwer. Analysten glauben, dass dies Apple das Weihnachtsquartal verhageln könnte. Allerdings soll dies die Nachfrage nur ins nächste Quartal verschieben, im Gegensatz zu Konkurrenzmarken bleibt das Interesse der Kunden am neuen iPhone groß.

Aktuell rechnen Beobachter wie KGI Securities laut Reuters damit, dass rund 10 Millionen iPhones weniger produziert werden könnten bis Ende Dezember. Damit würde die Gesamtzahlt im letzten Quartal 2022 um 12 Prozent sinken. Foxconn hatte am Dienstag einen "technischen Fehler" einräumen müssen, aufgrund dessen die neuen Bonuszahlungen für Mitarbeiter nicht geleistet wurden. Angeblich sollen bis zu 20.000 neu angekommene Arbeiter anschließend das Geld genommen und die Fabrik wieder verlassen haben. "Es ist Zeit, nach Hause zu gehen", wird ein Arbeiter zitiert. Foxconn-intern macht man sich unterdessen um sein Image sorgen – die Fabrik galt einst als Kronjuwele des Fertigers.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(bsc)