Energiewirtschaft: Energiewende kommt zu langsam voran

Die Energiewende in Deutschland läuft momentan zu langsam, um die Ziele für 2030 zu erreichen, sagt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft.

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Windräder in der Hemelinger Marsch.

(Bild: heise online / anw)

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Von
  • Andreas Wilkens

Die deutsche Energieversorgung wird laut einer Studie nicht schnell genug umgebaut. "Vor allem der Ausbau der erneuerbaren Energien verläuft derzeit noch viel zu langsam, um die von der Bundesregierung für das Jahr 2030 formulierten Ziele zu erreichen", schreibt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Zusammen mit der Unternehmensberatung EY hat er einen Fortschrittsmonitor zur Energiewende herausgegeben. Demnach bleibt der Ausbaustatus in fast allen Sektoren deutlich hinter den Zielen zurück. Die Photovoltaik habe 2021 zwar die höchste Zubaurate aller Technologien aufgewiesen, dennoch sei auch hier fraglich, ob die Zielvorgaben für 2030 erreicht werden können.

Im "Fortschrittsmonitor Energiewende" wird anhand von Kennzahlen der aktuelle Stand der Energiewende in Deutschland untersucht. Er soll künftig jährlich aktualisiert werden, um neben den Fortschritten auch Defizite und Nachholbedarfe aufzuzeigen. Für 2022 wird in dem Fortschrittsmonitor von einem Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch von 47 Prozent ausgegangen, 2030 soll der 80 Prozent betragen.

Demnach müsse neben den Erneuerbaren auch in den Bereichen Netzaus- und -umbau, Digitalisierung und der angepeilten Elektrifizierung des Verkehrssektors viel nachgeholt werden. Damit der Wärmesektor spürbar dekarbonisiert wird, müsste zudem der Anteil der Erneuerbaren an der Wärmeversorgung verdreifacht werden, gleichzeitig der Verbrauch deutlich sinken. Auch die Denkfabrik Agora Energiewende war Anfang dieses Jahres der Meinung, der Ausbau der erneuerbaren Energien müsse schneller gehen.

Als Gründe für den langsamen Fortschritt führen der BDEW und EY unter anderem Fachkräftemangel in allen relevanten Sektoren aus. Dazu komme, dass zu wenig Flächen verfügbar seien, Genehmigungs- und Bauvorhaben zu langwierig und aufwändig seien und es Engpässe bei wichtigen Rohstoffen wie Lithium, Seltenen Erden, Kupfer und Silizium gebe.

Probleme würden sich beim Ausbau der Windkraft durch erheblichen politischen Widerstand oder durch eine gezielte Verhinderungspolitik spezifischer Interessengruppen wie Naturschutzverbänden und Anwohnern ergeben. "Regionale Gruppen nutzen dabei zum Beispiel auch Instrumente wie das Verbandsklagerecht, das auch Interessengruppen zusteht, die zum Standort eines Projektes keinen direkten Bezug haben", heißt es in dem Fortschrittsmonitor.

Da fast alle relevante Bereiche nur langsam vorankämen, könnten auch die Investitionen, die mit der Energiewende verbunden wären, bislang nicht die erhoffte volkswirtschaftliche Wirkung entfalten, heißt es im Fortschrittsmonitor. So wurden etwa im Jahr 2021 rund 14,5 Milliarden Euro investiert. Dabei gehen der BDEW und EY davon aus, dass für die Ziele der Bundesregierung bis 2030 rund 600 Milliarden Euro investiert werden müssten, das wären jährlich bis zu 57 Milliarden.

(anw)