Weltraumteleskop James Webb: Kleiner Asteroid zwischen Mars und Jupiter entdeckt

Im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter kennen wir vor allem die großen Objekte. Nun hat das neue Weltraumteleskop per Zufall ein sehr kleines gefunden.

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Künstlerische Darstellung des neu entdeckten Asteroiden

(Bild: NASA, ESA, CSA, N. Bartmann (ESA/Webb), Martin Kornmesser (ESA), Serge Brunier (ESO), Nick Risinger Photopic Sky Survey))

Lesezeit: 3 Min.

Das Weltraumteleskop James Webb hat überraschend einen lediglich etwa 100 bis 200 m großen Asteroiden entdeckt, es könnte sich um das bislang kleinste Objekt handeln, das mit dem Instrument beobachtet wurde. Wie die NASA erläutert, wurde der Brocken bei einer eigentlich fehlgeschlagenen Kalibrierung des Instruments MIRI (Mid-Infrared Instrument) entdeckt und zeige einmal mehr die Leistungsfähigkeit des modernsten Weltraumteleskops. Zwar habe man anhand von Modellen Erwartungen dazu, wie häufig solche Asteroiden im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter sein sollten, aber aufgrund ihrer Größe lassen diese sich dort nur schwer finden. Schon bei kurzen Beobachtungen mit dem neuen Weltraumteleskop könnten sie künftig entdeckt werden, hofft das Team.

Wie die Gruppe erläutert, wurde der kleine Asteroid auf Aufnahmen entdeckt, die testweise von einem Asteroiden mit der Bezeichnung (10920) 1998 BC1 gemacht wurden. Dabei habe man einige Filter des Instruments prüfen wollen. Das sei aus technischen Gründen aber gescheitert, weil der Asteroid zu hell war. Mit einer neuen Methode habe man die Probleme behoben, versichert die US-Weltraumagentur. Im Rahmen der Arbeit sei aber ein "Eindringling" entdeckt worden, eben jener Asteroid, der in etwa so groß ist, wie das Kolosseum in Rom. Noch müsse der Fund bestätigt werden, aber dann könnte er auch Auswirkungen auf die Modelle zum Asteroidengürtel haben.

"Unser Fund zeigt, dass auch 'gescheiterte' Beobachtungen mit Webb wissenschaftlich ertragreich sein können", meint Thomas Müller vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik. Die "unglaubliche Empfindlichkeit" des Weltraumteleskops mache es möglich, ein nur etwa 100 m großes Objekt aus 100 Millionen km Entfernung auszumachen. Weitere derartige Beobachtungskampagnen in Richtung des Asteroidengürtels seien bereits angesetzt, heißt es vom zuständigen Space Telescope Science Institute und man erwarte weitere solche "Eindringlinge" auf den Aufnahmen. Von dem ersten Fund hat die NASA kein Bild veröffentlicht, sondern lediglich eine künstlerische Darstellung des Objekts.

Das Weltraumteleskop James Webb (JWST) wird von den Weltraumagenturen NASA, ESA und CSA betrieben und wurde am 25. Dezember 2021 gestartet. Nachdem es sich in einer komplexen Prozedur selbst entfaltet hat, ist es einen Monat später am Lagrange-Punkt L2 angekommen. Hier blickt es abgewandt von Sonne, Erde und Mond ins All, sodass deren Wärmestrahlung das Infrarotteleskop nicht stört. Ein riesiger Schutzschirm blockt diese ab. Seitdem es Anfang Juli die wissenschaftliche Arbeit aufgenommen hat, begeistert die Qualität der Daten viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die ersten Aufnahmen werden direkt veröffentlicht. Damit soll die Wissenschaftsgemeinde lernen, die Instrumente so gut wie möglich einzusetzen.

(mho)