Videodienst Zoom senkt Mitarbeiterzahl um 15 Prozent, streicht 1300 Stellen

Während der Pandemie hatte Zoom die Zahl der Angestellten verdreifacht. Die Verschlankung ist eine Reaktion auf langsameres Wachstum. Die Aktie zieht etwas an.

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Mann sitzt an Notebook

(Bild: TippaPatt/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Frank Schräer
  • mit Material der dpa

Der Videokonferenzdienst Zoom hat angesichts der ungewissen Wirtschaftslage einen großen Stellenabbau angekündigt. "Wir haben die harte, aber notwendige Entscheidung getroffen, unser Team um etwa 15 Prozent zu reduzieren", teilte Vorstandschef Eric Yuan den Beschäftigten am Dienstag mit. Rund 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen gehen. Das betreffe Angestellte weltweit, nicht nur in den USA.

Yuan gab zudem gekürzte Bezüge und gestrichene Boni für das Top-Management bekannt. Er selbst werde sein Gehalt im kommenden Geschäftsjahr um 98 Prozent senken und verzichtet auf seinen Jahresbonus, wie Yuan im Zoom-Blog erklärt. Im Vorjahr hatte der Zoom-Chef ein Grundgehalt von etwa 300.000 US-Dollar, aber mit Boni kam er 2022 auf 1,1 Millionen Dollar. Andere Mitglieder des Führungsteams werden ihre Grundgehälter für das kommende Geschäftsjahr um 20 Prozent kürzen und gleichzeitig auf ihre Unternehmensboni für das Geschäftsjahr 2023 verzichten.

Zoom hatte zu Beginn der Coronakrise stark vom Homeoffice-Trend profitiert und mit einer Einstellungsoffensive reagiert. Zu Beginn der Pandemie Anfang 2020 hatte Zoom noch 2500 Mitarbeiter. Diese Zahl ist innerhalb zweier Jahre auf 6800 und bis Herbst 2022 sogar auf 8400 gestiegen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Seit dem Ende des pandemiebedingten Booms tut sich die Firma schwer. In den letzten beiden Quartalen ist der Umsatz von Zoom lediglich im einstelligen Prozentbereich gewachsen. Mit dem Stellenabbau sollen die laufenden Kosten gesenkt und die Marge laut Marktbeobachtern verbessert werden. Dafür nimmt Zoom im laufenden Quartal zunächst 50 bis 68 Millionen Dollar Kosten in Kauf, überwiegend für Abfindungen.

Die Börse reagierte positiv auf die Pläne Zooms. Nach der Ankündigung Yuans machte der Kurs im Laufe des gestrigen Börsentages einen Sprung um rund 10 Prozent, der größte Zuwachs innerhalb eines Tages in den letzten drei Monaten. Trotzdem hat das Papier seit seinem Allzeithoch im Herbst 2020 rund 85 Prozent an Wert verloren und liegt nun auf dem Niveau vor der Pandemie.

Zoom ist mit dem Stellenabbau nicht allein in der Technologiebranche. In diesem Jahr wurden weltweit bereits mehrere 10.000 Menschen entlassen. So hat Amazon 18.000 Mitarbeiter rausgeschmissen, Microsoft 10.000 Arbeitsplätze gekürzt und der Google-Konzern Alphabet 12.000 Stellen gestrichen. Auch der SAP-Konkurrent Salesforce baut jede zehnte Stelle ab, was fast 8000 Angestellte umfassen könnte.

(fds)