Computex

Haufenweise Mini-Notebooks

Über ein Dutzend Netbooks gab es auf der Computex zu sehen. Die günstigen Mini-Notebooks haben sich damit endgültig als neue Geräteklasse etabliert – wenn auch lange nicht alle in Deutschland erhältlich sein werden.

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Auf der diesjährigen Computex hat sich die neue Geräteklasse endgültig etabliert, die Intel Netbooks nennt, die aber auch mit anderen Prozessoren realisierbar sind, und auf die auch Namen wie Ultraportabel, Billig-Subnotebook oder Ähnliches passen würden. Die Netbooks zeichnen sich durch ein niedriges Gewicht von meist 1 bis 1,5 Kilogramm und einen deutlich niedrigeren Preis als entsprechend leichte Subnotebooks aus. Preis und Gewicht lassen sich aber nur so niedrig halten, indem die Hardware gegenüber Subnotebooks deutlich abgespeckt ist; beispielsweise fehlt allen Netbooks ein optisches Laufwerk, sie haben bestenfalls 10-Zoll-Displays und langsame Prozessoren, oftmals kommt statt einer Festplatte ein nur wenige Gigabyte großer Flash-Speicher zum Einsatz. Als Betriebssystem sehen viele Hersteller Linux vor, meist um eine spezielle Anwenderoberfläche ergänzt. Aber auch Windows XP liefern einige Hersteller aus.

Ein vollwertiges Notebook können sie damit nur unter Einschränkungen ersetzen – daher hat sich Intel auch den neuen Namen ausgedacht. In erster Linie sollen sie einen einfachen Internetzugang überall ermöglichen, doch das hauptsächlich über WLAN, denn nur wenige Modelle sind mit UMTS/HSDPA oder dem hierzulande bislang wenig nützlichen WiMAX ausgerüstet. Auch Bluetooth, um per Handy ins Internet zu kommen, haben nicht alle. Positiv hingegen: Bislang haben alle Displays eine matte, nicht spiegelnde Oberfläche.

Über ein Dutzend Netbooks (15 Bilder)

Asus zeigt den Eee PC 901 (links) und 1000 (rechts). Beide sollen erst später dieses Jahr lieferbar sein; den Anfang macht erstmal Ende Juni der Eee PC 900 mit vergleichsweise moderaten Änderungen gegenüber dem aktuellen Eee PC -- er dürfte im Vergleich zu anderen neuen Netbooks sogar ins Hintertreffen geraten und nur über den Preis punkten.

Asus hatte mit dem Eee PC diese Geräteklasse schon Ende vergangenen Jahres aus der Taufe gehoben, aber mit winziger Tastatur, 7-Zoll-Display und 2 GByte Flashspeicher war das erste Modell besonders eingeschränkt. Offensichtlich ließ sich mit dem niedrigen Preis – in Deutschland brach der Eee PC mit 299 Euro alle Niedrigpreisrekorde – keine bessere Hardware realisieren. Doch dass eine günstigere Hardwareplattform kommen sollte, nämlich Intels Diamondville, war damals allen Herstellern bekannt, und so konnte Asus sich einerseits geschickt als Pionier feiern lassen und hatte andererseits die nächste, verbesserte Gerätegeneration in der Hinterhand, um sie dann auf der Computex zu präsentieren.

Als einziger großer Hersteller konnte HP schnell genug mitziehen und ebenfalls dem Diamondville-Start vorgreifen, denn das 2133 Mini-Note nutzt schon verfügbare VIA-Hardware. Doch es ist noch nicht überall erhältlich, so auch in Deutschland nicht. Einige VIA-Minis, etwa von Packard Bell oder Maxdata, trafen den niedrigen Preispunkt nicht so ganz, waren aber mit einer Festplatte ausgestattet, andere wie der One A110 haben den Preis des Eee PC sogar unterboten. Doch eine höhere Praxistauglichkeit als der Eee PC boten sie mit ebenfalls arg kleinem Display und fummeliger Tastatur nicht.

Erst mit der Diamondville-Vorstellung (Intel Atom für Netbooks und Nettops) sind ergonomische Netbooks mit zehnfingertauglichen Tastaturen und größeren oder mehr Pixel zeigenden Displays erschienen, zudem hat bei den Exemplaren ohne Festplatte die Flash-Kapazität zugelegt. Der Preis – sofern überhaupt schon bekannt – liegt allerdings nicht notwendigerweise um die von Asus vorgegebenen 300 Euro, sondern auch schon einmal drüber.

An sich sprechen die Netbooks ja auch zwei Käuferschichten an. Einerseits die Gelegenheitsnutzer, die sich auf der Suche nach einem besonders billigen Notebook zwischen den Netbooks und den inzwischen unter 400 Euro gesackten 15,4-Zoll-Einstiegsangeboten entscheiden müssen. Andererseits kann ein Netbook in manchen Fällen ein Subnotebook ersetzen, vor allem, wenn ein niedriges Gewicht im Vordergrund steht. Denn bislang gibt es für unter 1000 Euro zwar kompakte Subnotebooks, doch wiegen sie kaum unter zwei Kilogramm. Wer 1,6 Kilogramm oder weniger mitschleppen will, muss im Allgemeinen 1500 Euro oder mehr hinlegen.

Zwischen diesen Notebooks und dem Eee PC bleibt noch sehr viel Raum für interessante Netbooks mit nicht ganz so spartanischer Ausstattung – Festplatte, Bluetooth, UMTS oder Windows-geeignete Hardware rechtfertigen dann auch einen gewissen Aufpreis. Kein Wunder, dass Hersteller wie Acer und Asus, aber auch Intel bei der Diamondville-Präsentation eher den Lifestyle-Faktor in den Vordergrund stellten.

Spannend wird daher zu beobachten sein, welche Netbooks wann zu welchem Preis und in welcher Konfiguration in Deutschland erhältlich sein werden. Den Anfang werden wohl Acer mit dem Aspire One und MSI mit dem Wind machen, und irgendwann wird auch HP liefern können. Wann die neuen Eee PCs kommen, ist noch nicht ganz klar. Aber auch die Modelle von Clevo, Elitegroup und Mitac könnten schnell bei einem der großen Eigenmarken-Anbieter auftauchen. (jow)