Kleinwasserkraft in Deutschland: Unterschätztes Potenzial für die Energiewende

Strömungsturbinen gewinnen Strom, ohne den Flusslauf zu verändern. Die Technik birgt neues Potenzial für die Energiewende. Doch es gibt auch Kritik.

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(Bild: Rheinsharing)

Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Matilda Jordanova-Duda
Inhaltsverzeichnis

Wasserkraft hat in Deutschland Tradition, aber ein schlechtes Image – Nutzen klein, Umweltschaden groß. Die Wasserräder der konventionellen Klein- und Kleinstkraftwerke drehen Fische durch den Wolf, die Flussaufstauungen verändern die Uferlandschaften – und das bei einem marginalen Beitrag zur Gesamtstromgewinnung. Das Umweltbundesamt (UBA) hält das deutsche Potenzial der Wasserkraft für weitgehend ausgeschöpft. Die ökologische Bedeutung von Bächen und kleinen Flüssen sei höher zu bewerten als deren Bedeutung für die Stromgewinnung mit kleinen konventionellen Kraftwerken.

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Doch: Können wir es uns leisten, auch nur auf eine einzige erneuerbare Kilowattstunde zu verzichten? "Derzeit nein", sagt Prof. Stephan Theobald. Der Wasserbauingenieur forscht im Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft der Universität Kassel. Künftig wird der Strombedarf etwa durch Elektromobilität und Wärmepumpen weiterwachsen, weshalb die Stromerzeugung durch regenerative Träger um den Faktor 3 bis 4 steigen muss.

Wasserkraft hat an der Stromerzeugung in Deutschland nur einen marginalen Anteil.

(Bild: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2023)

Die Wasserkraft habe bei der Energiewende ihre eigenen Vorzüge. Zunächst einmal punktet sie mit dem niedrigsten Treibhausgas-Ausstoß pro erzeugte Kilowattstunde im Vergleich aller Energieträger. Sie sei auch grundlastfähig, könnte zum Beispiel während einer Dunkelflaute – wenn weder Sonne noch Wind als Energieträger zur Verfügung stehen – Strom liefern. Infolge des Klimawandels mehren sich zwar die Starkregenfälle und die Dürreperioden. Doch die Pegel und die Strömungsverhältnisse seien immer noch weit im Voraus berechenbar und die Ausbeute somit planbar.