"Resident Evil 4 Remake" angespielt: Tote leben länger​

Mit dem Remake von "Resident Evil 4" legt Capcom einen Klassiker technisch makellos neu auf. Nur spielerisch nagt am Spiel der Zahn der Zeit.​

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

"Resident Evil 4" gilt als Klassiker der Videospielgeschichte. Es wurde 2005 exklusiv für den Nintendo GameCube veröffentlicht, weitere Versionen folgten für nahezu jede Plattform. Das Spiel war bei der Erstveröffentlichung also revolutionär. Nicht nur der Sprung zur rasanten Third-Person-Action, sondern auch Spielelemente wie Quick-Time-Events, kontext-basierte Steuerung oder Rollenspielelemente machten das Spiel zum einflussreichen Kulthit, der zahlreiche Preise einheimste. Spiele wie "Dead Space" wären ohne "Resident Evil 4" heute kaum denkbar. Mit dem Remake setzt Capcom die Neuauflage der Reihe nach "Resident Evil 2" und "3" konsequent fort.

Rund sechs Jahre sind nach den Ereignissen von "Resident Evil 2" vergangen. Polizist Leon. S. Kennedy arbeitet inzwischen für die US-Regierung und ist auf einer heiklen Mission unterwegs: Ashley Graham, die Tochter des Präsidenten, ist irgendwo in Europa verschwunden und Leon muss sie wiederfinden. Kaum angekommen, gerät Leon in die Fänge eines geheimnisvollen Kults, der Dorfbewohner zu willenlosen Sklaven macht und Ashley bei einem Ritual opfern will. Kurz: Leon ist mal wieder zur falschen Zeit am falschen Ort und muss seine ganze Erfahrung aus dem Kampf gegen die Umbrella-Corporation einsetzen, um Ashley zu befreien.

"Resident Evil 4" angespielt (5 Bilder)

Spektakulär, spannend und blutig: Mit dem Remake des Kultklassikers "Resident Evil 4" wird für Fans ein Traum wahr. (Bild: heise online)

Die Zutaten dieser Story sind bekannt: Besessene Dorfbewohner, eklige Monster und viel Blut – "Resident Evil"-Fans kennen das zur Genüge. Dass die Story nicht gerade mit tiefgründigen Charakterskizzen und Logik glänzt, wissen sie ebenso. Auch wenn die Figuren ein wenig realistischer wirken und ein paar Szenen ausgebaut wurden, liefert das Remake den üblichen Mix aus Horror-Trash und Action-Geballer aus der Schulterperspektive. Subtil ist hier nichts. Stattdessen zählen die blutigen Schauwerte, die im Remake noch ein bisschen spektakulärer und blutiger sind.

Spielerisch ist alles beim Alten geblieben. Leon ballert sich durch Dörfer oder Friedhöfe, liefert sich Ausdauerkämpfe mit den Besessenen und besiegt riesige Fischmonster mit der Harpune. Dazu greift er auf ein stattliches Waffenarsenal von einer simplen Handfeuerwaffe bis zu einem Raketenwerfer zurück. Ein Bolzenschussgerät kann er mit Sprengsätzen ausrüsten, um gleich mehrere Feinde auf einmal zu erlegen.

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Die Schussgewalt ist auch nötig, weil sich die Dorfbewohner als erstaunlich hartnäckig erweisen. Sie kontern Nahangriffe, weichen Schüssen aus oder verwandeln sich in eine Art Tentakelmonster. Deshalb versucht Leon, ihnen auch aus dem Weg zu gehen und sie aus dem Hinterhalt mit dem Messer zu erledigen. Sind sie nur kurz betäubt, kann er sie mit einem Roundhouse-Kick K.O. schlagen. Ganz neu im Remake: Leon kann die Angriffe mit einem Messer parieren.

In der Praxis führt das zu schweißtreibenden Kämpfen, in denen Leon sich nicht verstecken kann, sondern ständig in Bewegung ist. Oft landet er in einer Art Killzone, die er erst überstanden hat, wenn alle Gegner tot sind oder eine gewisse Zeit verstrichen ist. Das ist spannend und herausfordernd, wird aber auf Dauer eintönig. Erst spätere Kapitel bieten durch abwechslungsreiche Spielorte und anspruchsvolle Bosskämpfe eine gelungene Abwechslung.

Besiegte Gegner lassen immer ein bisschen Loot zurück. Damit behebt Leon die chronische Munitionsknappheit oder heilt sich durch Kräuter. Verschiedene Komponenten lassen sich auch mitten im Gefecht kombinieren, um besonders heilkräftige Arzneien zu brauen oder neue Munition zu basteln. Mit den ebenfalls überall herumliegenden Geldstücken kauft Leon bei einem geheimnisvollen Händler neue Waffen und verbessert sie. Gespeichert wird automatisch oder wie immer in der Reihe an einer Schreibmaschine.

Neben den Baller- und Splatterszenen löst unsere Hauptfigur manchmal kleine Schalterrätsel, um neue Wege freizuschalten. Auch findet Leon immer wieder blaue Auftragszettel. Dann macht er sich auf die Suche nach Medaillons oder jagt Schlangen. Dafür gibt es dann beim Händler eine spezielle Währung, die er für besonders wertvolle Waffen oder Gegenstände eintauschen kann. Im späteren Verlauf des Spiels trifft Leon Helfer, die ihm im Kampf beistehen oder durch die er entfernte Leitern erreicht.

Wie schon im Original spielt sich dieser Mix aus Horror und Action gewohnt rasant, die Neuauflage ist dabei aber technisch auf der Höhe der Zeit. Das Remake bietet mit der hauseigenen RE Engine mehr visuelle Details und auf unserer PS5-Testversion ein durchweg ruckelfreies Vergnügen. Nur spielerisch nagt der Zahn der Zeit an dem einst revolutionären Vorzeigetitel. Wo bei den Remakes vom zweiten und dritten Teil durch den Sprung in die agile Schulterperspektive das Spielerlebnis nahezu komplett verändert wurde, spielt sich das Remake von "Resident Evil 4" genau wie das Original. Das freut die Fans, lässt aber das einst revolutionäre Spielprinzip ein wenig verblassen.

Um das Spielvergnügen auch nach dem Durchspielen der umfangreichen Story-Kampagne zu steigern, ist der kostenlose DLC "The Mercenaries" geplant, der sich vermutlich an den gleichnamigen Spielmodus des Originals anlehnen wird. Weitere Infos über Veröffentlichungszeitraum und Inhalt wird Capcom demnächst bekannt geben

Capcom inszeniert mit dem Remake von "Resident Evil 4" einen packenden Mix aus Action und Horror, der sich technisch nahtlos in die hohe Qualität der Remakes der Vorgänger einreiht. Trotz einiger kosmetischer und inhaltlicher Änderungen fehlt aber der "Aha"-Effekt: nach über 15 Jahren wurden die spielerischen Ideen des Originals inzwischen von anderen Spielen verfeinert und weiterentwickelt. Das Remake von "Resident Evil 4" bietet dagegen Stillstand auf hohem Niveau. Es ist deshalb vor allem gekonnt umgesetzter Fan-Service, der sich genauso rasant wie das Original spielt und einige sinnvolle Ergänzungen bietet. Dank eines knackigen Schwierigkeitsgrads dürften selbst Genre-Profis ein paar Schweißperlen von der Stirn rinnen. Spannend, spektakulär, aber auch etwas altbacken.

"Resident Evil 4 Remake" erscheint am 24. März 2023 für Windows, PS4/5 und Xbox Series. Es kostet ca. 70 €. USK ab 18. Für unseren Text haben wir das Spiel auf der PS5 gespielt.

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