Kollaborationstool: Nextcloud mausert sich zum umfassenden MS-Teams-Konkurrenten

Nextcloud bringt Hub 4. Und das Update hat es in sich: KI-Features, eine SharePoint-Alternative, ein schnelleres Backend und mehr warten auf die Nutzer.

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Der neue Talk-Client für den Desktop erscheint zunächst als Beta, auch hier steht der neue Smart Picker zum Beispiel für die Movie Database zur Verfügung.

(Bild: Nextcloud)

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Mit dem Hub 4 erweitert Nextcloud seine Cloud-Kollaborations-Software um eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, viele KI-Funktionen, native Talk-Apps, einen universellen Smart Picker und viele andere Funktionen. Die neuen Sicherheitsfunktionen finden sich zum einen in Files, bei dem Nutzer jetzt eine Passphrase vergeben und die Dateien anschließend auf einem anderen Gerät mit demselben Zugangscode wieder entschlüsseln können. So bleiben sie vor Angreifern selbst bei einem erfolgreichen Zugriff auf den Server oder auf den Datenverkehr geschützt. Zum anderen können Nutzer ihre Nachrichten im Webmail-Client jetzt per S/MIME signieren und verschlüsseln.

Komplett neu ist der Smart Picker, den Anwender an beliebiger Stelle in Nextcloud mit einem / aufrufen können. Er präsentiert anschließend Inhalte von anderen Nextcloud-Diensten oder Drittanbietern, die sich an der entsprechenden Stelle einfügen lassen. Ein Beispiel hierfür wären Dateien, Fotos oder Kanban-Karten aus Deck, aber auch GIFs, Videos von Peertube oder Karten von OpenStreetMap sind mit an Bord. Im Editor Text oder in E-Mails lassen sich so ferner schnell Vorlagen einfügen, zum Beispiel Support-Textsteine. Entwickler können über den Smart Picker direkt auf GitLab und GitHub verweisen, um beispielsweise Links auf Repositories oder Pull Requests direkt in den Chat mit den Kollegen einzufügen.

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Über den Smart Picker lassen sich ebenfalls KI-Funktionen verwenden, darunter Übersetzungen via DeepL, Bilderzeugung von Dall-E und Textgenerierung mit ChatGPT. Hierfür können Nutzer ihre Zugangsdaten für die Dienste hinterlegen, ansonsten stehen bloß die freien Kontingente zur Verfügung. Nextcloud weist aber explizit darauf hin, dass diese Anbieter nicht unbedingt ihre Anforderungen an eine ethische KI erfüllen: Sie müsse Open Source sein, frei und lokal zur Verfügung stehen und die Trainingsdaten sollen ebenfalls transparent sein. Zur Orientierung vergibt Nextcloud eine Wertung in den vier Farben Rot, Orange, Gelb und Grün – je nachdem, wie sehr die KI-Software die Kriterien erfüllt. Mehr Informationen finden sich auf einer Überblickseite zur ethischen KI.

Deutlich langweiliger, aber wenigstens ebenso wichtig: Nextcloud führt mit Tables eine SharePoint-Alternative ein. Mit ihr können Nutzer wie mit Microsofts Software die Daten ihres Unternehmens strukturieren – um zum Beispiel eine Urlaubsverwaltung oder eine Kundenübersicht zu bauen. Hierfür stehen Vorlagen zur Auswahl, genauso lassen sich Tables aber auch selbst anlegen. Als Spaltentypen stehen Text, Links, Nummer, Fortschrittsbalken, Bewertungen, Ja/Nein-Boxen sowie Zeitangaben zur Verfügung. In Files lassen sich alte Versionen von Dateien nun beliebig benennen, die Nextcloud unabhängig von automatischen Sicherungen anschließend stets behält. So kann man zum Beispiel einfach Entwürfe einer Datei hinterlegen, ohne diese händisch kopieren zu müssen.

Bei Tables handelt es sich um eine freie SharePoint-Alternative, mit der Nutzer ihre Daten strukturiert aufarbeiten können.

(Bild: Nextcloud)

Komplett neu ist außerdem, dass die macOS-App für Files bald virtuelle Dateien unterstützt: Sie stehen wie gehabt lokal zur Verfügung, befinden sich aber auf dem Nextcloud-Server. Auf Wunsch lassen sich Dateien aber nach wie vor komplett lokal vorhalten. Die Funktion befindet sich aktuell in einer Preview-Phase. Die Entwickler stellen für das nächste Update der Files-Apps für Android und iOS Verbesserungen fürs Dokumentenscanning in Aussicht. Komplett neu sind die Desktop-Apps für Talk, die Chat- und Videokonferenzsoftware von Nextcloud. Sie erscheinen zum Start als Beta-Versionen. Des Weiteren erhält Talk Breakout Rooms und eine Aufzeichnungsfunktion für Anrufe.

Zur besseren Zusammenarbeit erweitert das Projekt den Editor Text um eine Echtzeitansicht der Mitarbeiter: Nutzer können so nachvollziehen, an welchen Stellen ihre Kollegen gerade schreiben. Collabora – der Entwickler hinter Nextcloud Office – hat ferner das Wissensmanagement mit Collectives verbessert. So sollen sich Seiten einfacher verschieben lassen, außerdem können Anwender direkt auf Files zugreifen. Zudem bieten die Office-Anwendungen nun mit Wasserzeichen geschützte Dokumente und ein Schriftzeichenmanagement durch den Endanwender selbst.

Schließlich haben die Entwickler an der Geschwindigkeit von Nextcloud geschraubt: Insbesondere Talk soll in vielen Fällen bis zu 99 Prozent schneller laden. Aber auch das Einlesen von Ordnern und Dateien will das Projekt um bis zu 20 Prozent beschleunigt haben. Ferner will Nextcloud es Drittanbietern einfacher machen, Apps und Erweiterungen zu schreiben. Hierfür startet ein Developer-Programm, das Tutorials und einen zentralen Zugriff auf die Dokumentation bietet. Alle Informationen finden Entwickler auf einer eigens eingerichteten Seite.

Hub 4 steht ab sofort zur Verfügung, alle Informationen zum neuen Release finden sich in der Ankündigung. Nextcloud steht als freie Software unter der Open-Source-Lizenz AGPLv3, Unternehmen können es selbst betreiben oder mit der Enterprise-Lizenz eine vorkonfigurierte Version inklusive Support beziehen.

(fo)