KI-Kunst: Ausstellung zeigt von künstlicher Intelligenz erstellte Bilder

Eine fast komplett durch künstliche Intelligenz geschaffene Kunstausstellung zeigt unter anderem Kapitän Nemo aus Jules Vernes "20.000 Meilen unter dem Meer".

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KI-Ausstellung in Bad Oeynhausen

(Bild: heise online / mack)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Von der Idee bis zum fertigen Kunstwerk dauern die Schaffensprozesse normalerweise oft Wochen und teils sogar Jahre. Eine im Februar gestartete Ausstellung ist jedoch fast komplett von Künstlicher Intelligenz im Zeitraum von wenigen Wochen geschaffen. Unter anderem zu sehen ist Kapitän Nemo aus Jules Vernes "20.000 Meilen unter dem Meer". Es ist eines von mehr als 80 Gemälden, die die Museen in Bad Oeynhausen und Rinteln in ihrer Doppelausstellung "Alles Kunst! Meisterwerke der Künstlichen Intelligenz” in mannsgroßen Leuchtrahmen zeigen. Daneben werden der gestiefelte Kater, der das Fechten übt, und ein von grinsenden Räubern umgebener König nach dem Vorbild barocker Meister gezeigt.

Für die Bilder wurde dem KI-Bildgenerator Midjourney ein Befehl gegeben und manchmal auch ein Kunststil wie "Cubism" vorgegeben. Midjourney hat dann ein oder mehrere Bilder erzeugt, je nachdem, ob das Ergebnis zufriedenstellend war oder nicht. Der Titel des Bildes wurde von Menschen ausgewählt. Ein Text zum Gemälde hat sich wiederum die Text-KI Neuroflash ausgedacht.

KI-Ausstellung (7 Bilder)

KI-Ausstellung im Märchenmuseum

Frau Holle (Bild: Städtische Museen Bad Oeynhausen)

"Alle diese Bilder sind Auftragsarbeiten", sagte Dr. Hendrik Tieke zu heise online. Er ist Leiter des Deutschen Märchen- und Wesersagenmuseums Bad Oeynhausen, einer der beiden Kuratoren der Ausstellung. "Wir haben der KI unsere Wünsche in Form von wenigen Stichpunkten mitgeteilt. Je nachdem, wie zufrieden wir mit dem Ergebnis waren, haben wir uns für einen Vorschlag entschieden oder weitere angefordert: genauso, wie es früher die adeligen Auftraggeber der großen Meister getan haben". Auch die Hintergrundmusik, eine Videoinstallation und beschreibende Texte wurden durch KI erstellt.

Der einzige Unterschied war laut Tieke, dass die Schaffensprozesse der Künstler oft Wochen oder Monate gedauert haben, während die des Text-zu-Bild-Generators Midjourney nach nur wenigen Minuten fertig waren. "Mit unserer Ausstellung wollen wir zeigen, wozu künstliche Intelligenz mittlerweile fähig ist", sagt Dr. Stefan Meyer vom Eulenburgmuseum Rinteln.

Noch ist einigen Werken anzumerken, dass sie nicht von Menschen stammen. Bei genauerem Hinsehen sind etwa Artefakte erkennbar, wie einen sechsten Finger an Händen oder ein dreirädriges Skateboard. Manche der erklärenden Texte würden einem Faktencheck nicht standhalten. Dabei merken die Kuratoren der Ausstellung jedoch an, dass die Entwicklung der KI-generierten Bilder und Texte noch am Anfang stehen.

Neben Midjourney für die Bilder und Neuroflash für die erzeugten Texte wurde auch eine KI für die Hintergrundmusik verwendet. Diese stammte vom KI-Künstler Malgu, erstellt mithilfe der Audio-KIs MuseNet, AIVA und Humtap. Die in der Ausstellung gezeigten Videos stammen von den KI-Künstlern aus den USA und Belgien.

Schon heute produziere KI Werke, die denen des Menschen ebenbürtig sei, erklärte Tieke. Die Ausstellung stelle daher die Frage: Macht KI in Zukunft Künstler, Grafiker, Schriftsteller oder Komponisten überflüssig? Dass KI Künstler ersetzen wird, glaubt Tieke nicht: "KI ist ein weiteres Werkzeug, um Kunst zu produzieren. Es ist jedenfalls nicht von der Hand zu weisen, dass KI-Kunst zum Teil nicht von menschlicher Kunst zu unterscheiden ist und genauso emotional berühren kann."

Tieke vermutet, dass KI einen Teil der kreativen Berufe infrage stellen, den Menschen jedoch nicht als Auftraggeber ersetzen wird. Darin, dass KI anhand bestehender Werke lernt, sieht er eine Analogie zur menschlichen Kunst: Künstler lassen sich ja auch immer wieder von den Werken anderer beeinflussen. Die KI generiert jedes Mal neue Werke, die nie nur eine Kopie bestehender Werke sind.

Die Frage "KI, ja oder nein?" erübrige sich. KI sei wie der Geist aus der Flasche. Er wird nie wieder in die Flasche zurückkehren. Die Kunst werde in Zukunft mit dieser Technologie leben und sie auch nutzen müssen. Als problematisch sieht Tieke es an, dass malende KI momentan vor allem durch das westliche Weltbild geprägt ist. Das zeigt aber, dass die KI-generierten Bilder auch nur das Ergebnis dessen sind, womit sie "gefüttert" werden. Eine Gefahr sieht er zudem im Einsatz von KI bei der Generierung von Fake News, da Bilder und Videos irgendwann wahrscheinlich nicht mehr von echten Bildern zu unterscheiden seien.

Es bleibt die Frage, ob von KI generierte Bilder, Videos, Texte oder Lieder in Zukunft von menschlichen Werken unterschieden werden können. Wer sich selbst ein eigenes Urteil bilden möchte, kann sich die Ausstellung bis zum 31. Juli 2023 in Rinteln und Bad Oeynhausen anschauen.

(mack)