EU will Navigationssystem Galileo mit EGNOS genauer machen

EGNOS ermöglicht ähnlich wie die US-amerikanische Variante WAAS (Wide Area Augmentation System) eine zuverlässigere und genauere Positionsbestimmung bei der Satelliten-Navigation.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, das Navigationssystem EGNOS schon jetzt in das geplante europäische Satellitensystem Galileo zu integrieren. Die Verwaltung der beiden Programme solle zu einer institutionellen Einheit zusammengelegt und ein Konzessionsvertrag mit einem Unternehmen geschlossen werden, das ab Juni 2004 mit dem Betrieb von EGNOS beauftragt wird, teilte die Vize-Präsidentin der Kommission, Loyola de Palacio, am Freitag in Brüssel mit.

Bis 2008 sollen für das 3,5 Milliarden Euro teure Navigationssystem Galileo insgesamt 30 Satelliten ins All geschossen werden, die den gesamten Globus abdecken und eine präzisere Navigation ermöglichen als der US-Konkurrent GPS (Global Positioning System). Die Entwicklungsphase soll noch diesem Jahr beginnen. Geplant ist zunächst der Start von vier Test-Satelliten. Die Kosten von geschätzten 1,1 Milliarden Euro übernehmen jeweils zur Hälfte die ESA und die EU-Kommission.

EGNOS steht für European Geostationary Navigation Overlay Service (Europäische Erweiterung des geostationären Navigationssystems) und ermöglicht ähnlich wie die US-amerikanische Variante WAAS (Wide Area Augmentation System) eine zuverlässigere und genauere Positionsbestimmung bei der Satelliten-Navigation. Derzeit befindet sich EGNOS allerdings noch im Testbetrieb als so genanntes ESTB (EGNOS Satellite Test Bed) und ist auf das Satelliten-Navigationssystem GPS des US-Militärs angewiesen.

Um die Genauigkeit des GPS-Systems zu erhöhen, wurden europaweit zahlreiche GPS-Empfangsstationen, so genannte RIMS (Ranging and Integrity Monitor Stations), aufgebaut, die zur Entfernungsmessung und Integritätsbeobachtung genutzt werden. Über diese Stationen, deren Standort bis auf wenige Zentimeter bekannt ist, lassen sich zum Beispiel Differenzen zwischen den tatsächlichen Standortpositionen und den vom GPS ermittelten Positionen messen, die durch Signalverzerrungen in der Ionosphäre entstehen. Die Daten aller RIMS werden kontinuierlich an eine EGNOS-Hauptrechenstation transferiert, dort weitere mögliche Verzerrungseinflüsse wie Uhrenfehler der Satelliten oder Umlaufbahnschwankungen errechnet und die Daten als zusätzliches Korrektursignal über GPS-unabhängige Satelliten -- Inmarsat-Satelliten etwa, die normalerweise für Telefonverbindungen genutzt werden -- ausgestrahlt.

Die EU-Kommission geht davon aus, dass die Eingliederung von EGNOS die Indienststellung von Galileo erleichtern wird, da es dazu "beiträgt, die Zahl der Anwendungen der Satellitennavigation zu erhöhen und die für die Zertifizierung und Zulassung notwendigen Verfahren abzuschließen". Eine vom Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers erstellte Studie komme zu dem Ergebnis, dass erhebliche Einsparungen bei den Betriebskosten des künftigen Systems Galileo erzielt werden können -- "dank EGNOS dürften die von Galileo erzielten Nettoeinnahmen um 166 Millionen Euro ansteigen." (pmz)