Windkraft: Was ist dran an den Vogelschutzargumenten?

Windpark in Deutschland. Bild: Windwärts Energie / CC BY-NC-ND 2.0

Oft erscheint der Ruf nach Vogelschutz vorgeschoben, wenn gegen Windkraftanlagen opponiert wird. Doch einige Standorte werden auch von Naturschutzverbänden abgelehnt. Und was ist mit der Zustimmung in der Bevölkerung?

Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, die immer wieder Menschen gegen den Bau von Windkraftanlagen in ihrer Nachbarschaft opponieren lässt, und meist finden sie damit auch viel öffentliches Gehör. Zeitungen und andere Medien greifen gerne ihre Proteste auf, und konservative, liberale und rechtsextreme Politiker nutzen ebenso gerne den erzeugten Eindruck, wonach die Mehrheit der Bürger ein Problem mit der Windkraft habe.

Diverse Meinungsumfragen zeigen allerdings das Gegenteil. Unter anderem ergeben die von Forsa im Auftrag der Fachagentur Wind an Land seit 2015 durchgeführten Umfragen eine anhaltend hohe Akzeptanz der Windenergie, und zwar auch, wenn es um Anlagen in der Nachbarschaft geht.

Zuletzt ergab im Herbst 2022 eine Befragung, dass 51 Prozent der repräsentativ ausgesuchten interviewten Erwachsenen Windenergienutzung an Land „sehr wichtig“ und weitere 31 Prozent als „wichtig“ ansehen. In der Nachbarschaft bestehender Anlagen sind 84 Prozent der Menschen entweder „eher“ (32 Prozent) oder gar „voll und ganz“ (52 Prozent) mit diesen einverstanden.

Dennoch gibt es natürlich oft Unmut, zumal inzwischen nur noch wenige Bürgerprojekte zum Zuge kommen und somit Geldgeber und Initiatoren oft ortsfremd sind. Eine Erfahrung, die in Ostdeutschland schon seit zwei Jahrzehnten gemacht wird, aber die durch das in den letzten Jahren eingeführte zentrale Ausschreibungsverfahren nun auch mancher im Westen zu spüren bekommt.

Und wie es in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen so geht, werden dann auch gerne Argumente zweifelhafter Qualität hervorgekramt, anstatt einfach zu sagen: Lasst es uns doch selber machen. Wieso gründen wir keine Genossenschaft oder ein kleines Stadtwerk gemeinsam mit den Nachbardörfern, das die Stromproduktion in die eigene Hand nimmt und damit Arbeitsplätze und Wertschöpfung vor Ort schafft?

Zu den eher zweifelhaften Argumenten gehört der pauschale Vorwurf, Windkraftanlagen wären eine Todesfalle für viele Vögel. Tatsächlich zeigen Studien ein deutlich differenzierteres Bild, und das Argument wird dadurch entwertet, dass viele andere und wesentlich größere Gefahren für die Vogelwelt kaum öffentliche Aufmerksamkeit finden.

Zum Beispiel berichteten letztes Jahr Biologen im Journal of Ornithology von den Bürotürmen der Deutschen Post in Bonn, dass dort regelmäßig Vögel mit den des Nachts beleuchteten Glasfassaden kollidieren und viele dadurch sterben.

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) schätzt, dass bundesweit jährlich 100 Millionen Vögel durch Kollision mit einer für sie unsichtbaren Fensterscheibe getötet werden. Da scheinen die 40.000 bis 100.000 Vögel, die pro Jahr an den hiesigen Windkraftanlagen verenden, nicht gerade viel.

Dennoch fordert der NABU eine differenziertere Betrachtungsweise, da die Anlagen für einige Arten bestandsbedrohend seien. Besonders Greifvögel seien betroffen und eine bessere Abstimmung mit dem Naturschutz nötig. Mitunter gebe es bei der Standortwahl gravierende Mängel.

Ein besonders eklatanter Fall ist hier aus Sicht der Naturschützer der Offshore-Windpark vor Sylt, der in einem wichtigen Vogelschutzgebiet liegt und dort nun massenweise Vögel vertreibe. Entsprechend klagt der NABU seit Jahren gegen den bereits im Betrieb befindlichen Windpark und fordert, dass die Anlagen zumindest in der Hauptzugzeit der Vögel, die das Gebiet als wichtigen Rastplatz auf ihren jährlichen Wanderungen nutzen, vorübergehend den Betrieb einstellen.

Ansonsten betont der NABU allerdings, dass er den Ausbau der Windenergie für wichtig erachtet. Nur müsse dabei eben besser der Naturschutz und die Tierwelt beachtet werden.

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