Irakkrieg: Misstrauen gegen Satellitentelefone

Sowohl die Aliierten als auch die Iraker sollen angeblich den Gebrauch von Satellitentelefonen des Anbieters Thuraya verbieten.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
  • Murat Özkilic

Ein ziviles Kommunikationsmittel weckt das Misstrauen der Militärs im Irakkrieg. Sowohl die Alliierten als auch die Iraker verbieten nach US-Medienberichten den Gebrauch der Satellitentelefone des Anbieters Thuraya. Sie befürchten, dass über die eingebauten GPS-Empfänger Informationen über Aufenthaltsorte von Truppen und militärischen Zielen an den jeweiligen Feind gelangen. Die Betreibergesellschaft bestreitet diese Möglichkeit.

"Wir sind sicher, dass unser System sicher aufgebaut ist und die Positionsdaten der Nutzer nicht kompromittiert werden können", sagte Thurayas Vorstand Mohammad Omran. Er äußerte Verständnis für das Sicherheitsbedürfnis der Truppen, bestritt aber eine Sicherheitslücke. Omran erhielt Schützenhilfe aus den USA. Der Leiter der Satellitenfertigung bei Boeing Dave Ryan erklärte: "Diese Information abzufangen und zu entschlüsseln wäre ein langer Prozess, der Spezialkenntnisse und Zugang zu geheimen technischen Daten erfordert." Sein Wort sollte zumindest für die Alliierten Gewicht haben: Boeing baut auch Satelliten für das US-Militär.

Trotzdem wurden die Journalisten, die Truppen begleiten, aufgefordert, das Telefon abzugeben. Manche Reporter waren dadurch für einige Zeit von ihren Redaktionen abgeschnitten. Die irakische Regierung soll den Gebrauch der Geräte gar zum Akt des Hochverrats erklärt haben. Die Zivilbevölkerung soll die Satellitentelefone bei offiziellen Stellen in Verwahrung geben.

Thuraya bietet ähnlich wie Iridium eine Kombination aus GPS- und Satelliten-Kommunikation. Das Global Positioning System wird dazu eingesetzt, den Standort des Kunden auf 100 Meter genau zu ermitteln, etwa für Hilfeleistungen in Notfällen. Im März konnte die Gesellschaft mit Sitz in Abu Dhabi 100 000 Kunden verbuchen. Bisher ist der Service in über 100 Ländern von Europa bis Südasien zu benutzen. Boeing und Thuraya planen für dieses Jahr einen zweiten Kommunikations-Satelliten ins All zu schießen. (Torsten Kleinz) / (mur)