Microsoft trotzt der Wirtschaftsflaute

Ein "solides Quartal": Mit leichtem Understatement freut sich Microsoft über die gute Bilanz des dritten Geschäfsquartals.

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Von
  • Jürgen Kuri

Ein "solides Quartal": Mit leichtem Understatement freut sich Microsoft über die Bilanz des dritten Geschäfsquartals. Und das, nachdem schon das vorige Quartal sich mit der Ankündigung von Dividenden-Zahlung, Aktien-Split und -- trotz vorsichtiger Prognosen -- ausgezeichnetem Ergebnis sehen lassen konnte. Trotzdem war das Management des Software-Konzerns bei den weiteren Prognosen wieder vorsichtig. Nun meldet der Konzern eine Umsatzsteigerung gegenüber dem gleichen Quartal des Vorjahrs von 8 Prozent auf 7,84 Milliarden US-Dollar. Der Netto-Gewinn liegt bei 2,79 Milliarden US-Dollar gegenüber 2,74 Milliarden US-Dollar in der Vorjahresperiode. Pro Aktie erzielte Microsoft 0,26 US-Dollar. Das operative Ergebnis wuchs sogar um 13 Prozent von 3,3 Milliarden auf 3,72 Milliarden US-Dollar.

Damit lag der Konzern sowohl über den eigenen Prognosen wie denen der Analysten: 7,7 bis 7,8 Milliarden US-Dollar Umsatz und ein leicht rückläufiger Gewinn von 0,24 US-Dollar war erwartet worden. John Connors, Finanzchef von Microsoft, sprach dann auch von einem starken Ergebnis in einer rauen Umgebung. Während auch in der Zukunft noch große ökonomische Unsicherheiten lägen, habe Microsoft in Forschung und Entwicklung investiert; daraus resultiere ein breites Portfolio, zu dem etwa auch die kommenden Software-Versionen Windows Server 2003 oder Office 2003 gehörten. "Wir glauben, diese innovativen Produkte werden es unseren Kunden ermöglichen, aus ihren IT-Investments mehr Produktivität und Nutzen herauszuholen", kommentierte Connors mit Blick auf die Umsätze, die dies wiederum Microsoft bescheren soll.

So ist denn auch der Ausblick, den Microsoft gab, recht optimistisch, auch wenn Connors meinte, ein Ende der IT-Krise in der Folge eines allgemeinen Wirtschauftsaufschwungs sei bislang nicht in Sicht: Für das nächste Quartal aber erwartet der Konzern Umätze von 7,8 bis 7,9 Milliarden US-Dollar, der Gewinn pro Aktie soll bei 0,23 bis 0,24 US-Dollar liegen. Für das Gesamtjahr erhöhte Microsoft leicht die Gewinnprognose, die man bei der Vorstellung der Zahlen für das zweite Quartal abgegeben hatte: 1,90 bis 1,93 US-Dollar Gewinn pro Aktie sollten es sein, durch den Aktiensplit von 2:1 hätte dies nun 0,95 bis 0,97 US-Dollar bedeutet. Nun sollen es 1,04 bis 1,06 US-Dollar werden. Außerdem erwartet Microsoft einen etwas höheren Umsatz als bislang: statt 31,9 bis 32,1 Milliarden US-Dollar 33,1 bis 33,8 Milliarden US-Dollar.

Der Umsatz der Server-Sparte stieg im dritten Quartal um 21 Prozent auf 1,83 Milliarden US-Dollar an; Microsoft betont, dass sowohl die Windows-2000-Server-Linie als auch Exchange und SQL Server zu diesem Wachstum beigetragen hätten; besonders über den SQL Server 2000 mit einem Umsatzwachstum von 40 Prozent freut man sich dabei in Redmond. Die Sparte Business Solutions konnte um 96 Prozent auf 147 Millionen US-Dollar zulegen -- vor allem aber, weil mittlerweile die Umsätze der aufgekauften dänischen Softwarefirma Navision mit in die Bilanzen eingehen.

Der Bereich Information Worker (unter anderem verantwortlich für die Office-Produkte) legte um 9 Prozent auf 2,33 Milliarden US-Dollar zu. Microsoft erwartet hier auch weitere Steigerungen und begründet dies mit der Nachfrage nach den Beta-Kits von Office 2003: Man gehe davon aus, dass man 600.000 Kopien der Beta 2 von Office 2003 ausliefern werde, weit mehr, als man erwartet habe. Die Client-Sparte, zu der die Desktop-Betriebssysteme wie Windows XP, der Tablet PC und Embedded Systems gehören, konnte beim Umsatz um 10 Prozent auf 2,54 Milliarden US-Dollar zulegen, wozu eine Verlagerung zu den Professional-Versionen der Client-Betriebssysteme und die Verbuchung von Einnahmen aus mehrjährigen Lizenzverträgen beitrugen. Auch der Online-Dienst MSN legte zu von 404 auf 508 Millionen US-Dollar; ebenso konnte die Sparte CE/Mobility (Pocket PC, Smartphones) ihren Umsatz von 21 auf 38 Millionen US-Dollar steigern.

Ein Wermutstropfen in der Bilanz ist die Abteilung Home and Entertainment, zu der neben den PC-Spielen unter anderem auch die Spielkonsole Xbox gehört. Die Abteilung musste einen Umsatzrückgang um 42 Prozent auf 453 Millionen US-Dollar hinnehmen; im Vorquartal, als das Weihnachtsgeschäft auch die Verkäufe von Spielkonsolen nach oben trieb, lag der Umsatz sogar noch bei 1,327 Milliarden US-Dollar. Microsoft führt die Umsatzrückgänge nach eigener Aussage vor allem auf rückläufige Verkäufe der Xbox zurück -- immerhin sei sie in der Vorjahresperiode gerade auf den Markt gekommen und entsprechend gut verkauft worden. Zudem aber dürfte Microsoft mit der Xbox noch immer einige Verluste machen -- und dies wird sich wohl, auch angesichts jüngster Preissenkungen etwa in Europa, auf absehbare Zeit kaum ändern.

Regional gesehen musste Microsoft übrigens in Japan und Asien/Pazifik einen Umsatzrückgang um 4 Prozent hinnehmen. In Nord-, Mittel- und Südamerika dagegen stieg der Umsatz um 9 Prozent, in der EMEA-Region (Europa, Naher Osten, Afrika) sogar um 12 Prozent.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Microsoft in US-Dollar
(Das Geschäftsjahr beginnt jeweils im Juli)

Quartal Umsatz Nettogewinn
3/00 5.660 Mio. 2.390 Mio.
4/00 5.800 Mio. 2.410 Mio.
1/01 5.800 Mio. 2.200 Mio.
2/01 6.590 Mio. 2.620 Mio.
3/01 6.460 Mio. 2.450 Mio.
4/01 6.580 Mio. 66 Mio.
1/02 6.130 Mio. 1.280 Mio.
2/02 7.740 Mio. 2.280 Mio.
3/02 7.250 Mio. 2.740 Mio.
4/02 7.250 Mio. 1.530 Mio.
1/03 7.750 Mio. 2.730 Mio.
2/03 8.540 Mio. 2.550 Mio.
3/03 7.840 Mio. 2.790 Mio.