Studie: Wirtschaftsspione kommen zu 70 Prozent aus den eigenen Reihen

Auf der Sicherheitsmesse SAFEKON in Karlsruhe wurde die "SiFo-Studie 2009" vorgestellt - eine der größten empirischen Untersuchungen zur Wirtschafts- und Industriespionage in Unternehmen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Er ist im Schnitt 41 Jahre und schon zehn Jahre in der Firma – Verräter von Dienstgeheimnissen oder Wirtschaftsspione kommen zu 70 Prozent aus dem eigenen Unternehmen, ergab eine Studie zur Wirtschafts- und Industriespionage in Baden-Württemberg, die am Freitag in Karlsruhe bei der Sicherheitsmesse SAFEKON vorgestellt wurde. Externe Täter hatten im Schnitt seit sechs Jahren eine Geschäftsverbindung. Bei Verstößen gegen das Urheberrecht kommen die Täter aber am häufigsten aus Asien, gefolgt von deutschen und westeuropäischen Firmen-Spionen, so die Untersuchung, die unter anderem vom Ferdinand-Steinbeis-Institut erarbeitet wurde.

"Die Studie macht deutlich, wie sehr Urheberrechtsverletzungen, Spionage und Informationsabfluss unsere Unternehmen bedrohen", meinte Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) bei der Vorstellung – sie zeigt aber auch, wie leichtsinnig Firmen mit ihren wichtigsten Schätzen wie dem Know-how umgehen.

Durch Verstöße gegen Patent- und Markenrechte, Geschmacksmuster oder Verrat von Geschäftsgeheimnissen wurden in den vergangenen vier Jahren nach der Studie 38 Prozent der befragten 240 Unternehmen geschädigt. Vor allem forschungsintensive Unternehmen – fast zwei Drittel – waren mindestens einmal von Produkt- und Markenpiraterie betroffen. Bundesweit richten Marken-Piraten Milliarden-Schäden an, rechnet eine vor einer Woche veröffentlichte Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) hoch.

Dabei fühlen sich Unternehmen ganz gut gegen Wirtschaftsspionage aufgestellt. Eine Fehleinschätzung, warnen Sicherheitsexperten. Mehr als die Hälfte der befragten forschungsintensiven Unternehmen haben zwar antragsfähige, aber nicht geschützte Patente – sei es, weil sie den hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand eines Antrags fürchten, weil sie meinen, dass das Produkt noch nicht patentreif ist oder weil sie es im Ausland ohnehin nur mangelhaft geschützt sehen.

"Ein Teil ihres geistigen Eigentums ist somit rechtlich schutzlos", so die Forscher. Nur bei etwa zwei Drittel dieser Firmen sind der Forschungs- und Entwicklungsbereich besonders geschützt, auf ihre Produktion achten noch weniger Unternehmen.

Angst haben die Firmen vor allem vor technischen Späh-Angriffen. Falsch, sagen nun die Experten. Denn es ist oft der unzufriedene Mitarbeiter, vor dem sie sich eigentlich hüten müssen. Geldgier, verbunden mit mangelndem Werte- und Unrechtsbewusstsein sind der Studie zufolge die häufigsten Ursachen für schädigendes Verhalten von Beschäftigten. Leichtes Spiel haben "schwarze Schafe", wenn dem Geheimnisdiebstahl kaum vorgebeugt und wenig kontrolliert wird. "Hier könnten sich die Unternehmen aus eigener Kraft besser schützen", so die Untersuchung.

Sensibles Wissen ist immer wieder zu vielen Menschen bekannt, Geschäftspartner und Subunternehmen sind kaum in Sicherheitskonzepte eingebunden. Außerdem sind ethische Richtlinien und Verhaltenskodexe genauso selten wie Schulungen zur Mitarbeiter-Sensibilisierung zum Know-how-Schutz.

Bei der "SiFo-Studie 2009" handelt es sich laut Ministerium um eine der größten empirischen Untersuchungen zur Wirtschafts- und Industriespionage in Unternehmen. Bis zum Jahresende will das Sicherheitsforum Baden-Württemberg – darin sind Firmen, Forschungseinrichtungen, Verbände, Kammern und Behörden vertreten – eine Broschüre dazu vorlegen. Außerdem wird die Studie mit Handlungsempfehlungen in der Steinbeis-Edition veröffentlicht. (Susanne Kupke, dpa) / (pmz)