Geldwäsche-Vorwurf: US-Behörde will größte Kryptobörse Binance schließen

Binance soll guten Kunden erklärt haben, wie sie Binance' eigene Compliance umgehen können. Der Befehl soll vom Firmenchef selbst gekommen sein.​

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 31 Kommentare lesen
Binance-Logo und -Schriftzug

(Bild: Nadezda Murmakova/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Die weltgrößte Kryptobörse Binance soll Terrorfinanzierung und Geldwäsche bewusst ermöglicht und Beweise automatisch vernichtet haben. Diese und weitere schwere Vorwürfe erhebt die US-Kapitalmarktbehörde CTFC in einer zivilrechtlichen Klage gegen Binance, deren Mitgründer und Chef Changpeng Zhao ("CZ") sowie deren ehemaligen Chief Compliance Officer Samuel Lim. Die CFTC (Commodity Futures Trading Commission) möchte neben Geldstrafen, Abschöpfung unlauterer Gewinne und Wiedergutmachung für alle geschädigten Kunden erreichen, dass Binance und alle damit verbundenen Personen nicht mehr in den USA tätig sein dürfen.

Das geht aus einer am Montag beim US-Bundesbezirksgericht für das Nördliche Illinois eingebrachten Klageschrift hervor (Commodity Futures Trading Commission v. Zhao, Binance et Lim , Az. 1:23-cv-01887). Die CFTC beantragt ein Geschworenenverfahren und stützt sich unter anderem auf interne E-Mails und Chats von Binance. Die Behörde reguliert den Handel mit Commodity Futures, also Verträgen hinsichtlich zukünftiger Lieferung oder Abnahme von Waren und anderen Werten sowie der Bestimmung von Indizes aller Art, mit Ausnahme von Zwiebeln sowie dem Umsatz mit Kinoeintrittskarten. Die CFTC sieht auch Kryptowährungen als Commoditys an.

Die CFTC wirft Binance und dessen Eigentümer Zhao vor, das Binance-Firmengeflecht bewusst undurchsichtig aufgesetzt zu haben, mit dem Ziel, sich US-Recht zu entziehen. Gleichzeitig habe Binance aber seit Jahren US-Kunden bedient – ohne die Börse, wie vorgesehen, zu registrieren, und lange Zeit auch ohne die Identität der Kunden festzustellen (KYC, Know Your Customer). KYC ist jedoch zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung Vorschrift.

Selbst als Binance eine eigene US-Version seiner Börse betrieb und US-Bürger von der weltweiten Plattform ausschloss, sei dieser Ausschluss nur zum Schein erfolgt. Zhao und Lim hätten ihre Mitarbeiter dazu angehalten, US-Kunden "kreative" Wege anzubieten, den Ausschluss sowie die Identitätsfeststellung zu umgehen. Dazu zählten die Nutzung von VPNs um ausländische IP-Adressen zu erhalten sowie die Gründung ausländischer Briefkastenfirmen. Die entsprechenden Chats mit den Kunden waren so eingestellt, dass die Nachrichten automatisch gelöscht wurden – anstatt, wie vorgeschrieben, für behördliche Kontrolle gesichert zu werden.

Binance ist die größte Börse für Kryptowährungen und artverwandte Wetten. Das Unternehmen war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Die CFTC beantragt die Feststellung von Rechtsbruch, Geldstrafen, Gewinnabschöpfung, Schadenersatz an alle geschädigten Kunden zuzüglich Zinsen, Unterlassungsverfügungen sowie ein permanentes Verbot für Binance und alle seine Manager, Mitarbeiter, Anwälte und Partner, in den USA mit Commoditys oder digitalen Werten zu handeln oder solchen Handel zu ermöglichen. Auch Dritte, die von illegalem Binance-Handel profitiert haben, sollen alle Einnahmen abliefern müssen, während alle mit Binance rechtsverletzend geschlossenen Verträge storniert werden sollen.

(ds)