Microsoft kommentiert Münchens Clientstudie

Zwischen den Zeilen verurteilt Microsoft die gutachterlichen Empfehlungen, die zur Entscheidung der Stadt München geführt haben, Linux anstelle von Windows XP auf 14.000 PCs einzusetzen.

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Von
  • Oliver Lau

Die Stadt München hatte sich für Linux auf Servern und Desktops entschieden und damit das Konkurrenzangebot von Microsoft ausgeschlagen. In der vergangenen Woche wurde die so genannte Clientstudie, die als Entscheidungsgrundlage diente, im Internet veröffentlicht. Mittlerweile hat Hans-Jürgen Croissant, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Microsoft Deutschland, dazu Stellung bezogen.

Die Mehrheit des Stadtrats habe ihre Entscheidung mit strategischen Überlegungen begründet, betont Croissant. Herstellerunabhängigkeit und Offenheit der Quellen führe man als Vorteile an. Tatsächlich aber habe Microsoft der Landeshauptstadt das Angebot mit den weitaus günstigsten Gesamtkosten vorgelegt -- "sowohl bei der Betrachtung der Gesamtwirtschaftlichkeit als auch bei den haushaltswirksamen Kosten". Des Weiteren sei der Stadtrat den Vorschlägen im Angebot von Microsoft zur Minimierung der Kosten "nicht oder nur zum Teil" gefolgt. Trotzdem hätten der Gutachter und die Stadtverwaltung zunächst den Einsatz von Windows XP empfohlen -- wohl auch deshalb, weil "das Berater-Team von Microsoft die Fragen der Stadtverwaltung schlüssig beantworten konnte". Dabei habe Microsoft nicht einmal Rabatte auf Lizenzpreise angeboten.

Croissant ist daher überrascht, dass der Gutachter später zu der Einschätzung gelangte, die Migration von Windows NT auf Windows XP käme ähnlich teuer wie der Umstieg auf Linux. Dies sei nicht nachvollziehbar, wundert sich Croissant, da Windows XP eine Evolutionsstufe von NT sei, und alleine deshalb die Schulungskosten im Vergleich zur Migration auf Linux deutlich geringer seien. Außerdem habe Microsoft garantiert, die Stadt München von Umstellungsrisiken freizustellen. Unterm Strich habe der Gutachter dann aber für die Migration von Windows NT auf Windows XP das Zweieinhalbfache des Festpreisangebotes von Microsoft veranschlagt.

Eine Signalwirkung gehe von der Entscheidung des Münchner Stadtrats nicht aus, findet Croissant, und verweist auf die Fortführung des Rahmenvertrags mit der Stadt Frankfurt. Dort bekenne man sich zu wirtschaftlichen und technischen Vorteilen der Microsoft-Technologie und setze auf eine weitere gute Zusammenarbeit.

Microsoft akzeptiere die Entscheidung des Münchner Stadtrats, führt Croissant weiter aus, wolle aber weitere Diskussionen nicht emotionalisieren. Denn "nur in einem sachlichen Klima können Vor- und Nachteile alternativer Lösungen bewertet und Risiken mit kühlem Kopf beurteilt werden". Linux und Open-Source-Software sehe Microsoft nicht als Glaubensfrage, sondern werde Kunden nach "bestem Wissen darlegen, wie sie mit unseren Produkten das für sie optimale Ergebnis erzielen können".

Gute Software könne nur entwickelt werden, wenn der Markt bereit ist, dafür zu zahlen, findet Croissant. Darum werde Microsoft auch nichts am Geschäftsmodell ändern: "Unsere Produkte sind sicherer, technologisch führend, wirtschaftlicher im Einsatz und mit Initiativen wie Shared Source und dem Government Security Program (GSP) genauso transparent wie Open-Source-Software." Mit berechtigtem Optimismus könne man daher in die Zukunft schauen, wolle aber auch den "Dialog mit den politischen Entscheidungsträgern und öffentlichen Meinungsführern" weiter verbessern. (ola)