iPhone steuert Auto

Es sieht ein bisschen aus wie bei James Bond: Forscher der FU Berlin haben zusammen mit einer Handy-Software-Firma eine Anwendung geschrieben, mit der sich ein Roboterfahrzeug mobil bedienen lässt.

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"Spirit of Berlin", der Geist von Berlin, ist der ganze Stolz der Forscher am Fachbereich Mathematik und Informatik der Freien Universität im Südwesten der Hauptstadt. Das für den Roboter-Wettbewerb "Urban Grand Challenge" der US-Militärforschungsbehörde DARPA gebaute autonome Fahrzeug ist ein aufgemotzter Van der Marke Chrysler, in dem neben jeder Menge Mess- und Kontrolltechnik als "Gehirn" auch ein Cell Blade-Server von IBM steckt.

Seit kurzem kann "Spirit of Berlin" nicht nur weitgehend ohne menschliche Eingriffe durch Versuchsparcours kurven, sondern lässt sich auch auf ganz besondere Art steuern. Appirion, ein Berliner Spezialist für Handy-Anwendungen, hat eine Software für Apples iPhone entwickelt, mit der es möglich ist, das Fahrzeug der FU-Forscher direkt vom Smartphone aus zu steuern. Das sieht dann ungefähr so aus, wie es Pierce Brosnan in "Tomorrow Never Dies" anno 1997 als Agent 007 im Film mit einem BMW machte - nur eben diesmal ganz real.

Aus "Spirit of Berlin" ein James-Bond-Car zu machen, lag dabei eigentlich zumindest technisch recht nah: Neben Videokameras, Laser-3D-Sensoren und GPS zur Positionsbestimmung ist auch noch ein Drive-by-Wire-System zur direkten Steuerung und WLAN-Funk für die Fernabfrage und Programmierung mit an Bord. Auf den beiden letzten Komponenten setzten die Appirion-Entwickler auf und schufen ihre Anwendung namens "iDriver", die per Ad hoc-Internet-Verbindung Kontakt zu "Spirit of Berlin" aufnimmt.

Die ist bislang noch recht einfach gehalten: Auf dem Startbildschirm wird die IP-Adresse des Fahrzeugs selektiert und dann in den Fahrmodus geschaltet. Der besteht aktuell nur aus drei Elementen: Bremse, Gas und Lenkrad. Letzteres ist zunächst deaktiviert, um Fehlbedienungen zu vermeiden. Wird es freigeschaltet, reicht nämlich schon ein kleiner Schlenker am iPhone aus, um nach rechts oder nach links zu steuern, dem eingebauten Beschleunigungssensor sei Dank.

Im Fahrbetrieb muss der iDriver-Nutzer nur noch je nach Bedarf aufs Gas drücken oder Bremsen und dreht das iPhone währenddessen in die gewünschte Fahrtrichtung. Das funktioniert kaum anders als bei einem der zahlreichen auf dem Apple-Handy verfügbaren Rennspielen - nur hier eben mit Auswirkungen auf ein echtes Fahrzeug, das der Nutzer im Blick halten muss. Das kann er entweder direkt tun, indem er das Auto nicht aus seinem Sichtbereich rollen lässt - oder über ein Live-Bild der eingebauten Videokamera, die auf das iPhone übertragen wird. Hier ergibt sich eine Fahrerperspektive, die durchaus vernünftige Manöver zulässt, auch sind dank schnellem WLAN-Netz die Steuersignale zeitnah übertragen.

Auf dem geräumten Flugfeld des ehemaligen Airport Tempelhof testeten Appirion und die FU-Forscher die Software ausgiebig. Vollgas gaben sie dabei nicht, doch für Stadtgeschwindigkeit reichte die Bandbreite allemal, um das Fahrzeug unter Kontrolle zu halten. Alles in allem wirkte der Versuch, den die Forscher in einem Video festhielten, wie das Spielen mit einem zu groß geratenen Modellauto mit Funkfernsteuerung. Spaß hatten sie dabei jede Menge: Beim waghalsigsten Experiment setzte sich ein Teammitglied auf den Dachträger von "Spirit of Berlin" und steuerte das Fahrzeug von oben per iPhone.

Noch mag der Nutzen von iDriver eher spielerischer Natur sein - doch das iPhone hat dank seiner leichten Programmierbarkeit und offener Schnittstellen bereits das Herz diverser Automotive-Mitspieler erobert. iDriver ist denn auch bei weitem nicht die erste innovative iPhone-Anwendungen aus dem Automobilbereich. So hat Nissan etwa kürzlich eine Software vorgestellt, mit der sich umweltbewusstes Fahren trainieren lässt und der US-Mietwagenanbieter Zipcar nutzt das Handy sogar, um bestellte Fahrzeuge freischalten zu lassen - mit einem Klick aufs iPhone "melden" sie sich sogar mit einem kurzen Geräusch. (bsc)