ARM: Nachwuchs für die die Cortex-A-Familie

ARM erweitert die Cortex-A-Familie um einen weiteren Applikationsprozessor für günstige Smartphones. Der Cortex-A5 soll bis zu 20 Prozent schneller sein als der derzeit in Handys und Smartphones verbreitete ARM11.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 51 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Benjamin Benz

Der Cortex-A5 kann ein bis vier Kerne haben und beherrscht dieselben (Multimedia-)Befehle wie sein großer Bruder Cortex-A9.

Die Prozessorschmiede ARM schickt einen weiteren Applikationsprozessor der Cortex-A-Familie ins Rennen. Der Cortex-A5 soll bis zu 20 Prozent schneller sein als der derzeit in Handys, Smartphones und Co. weitverbreitete ARM11, aber nur die Chipfläche eines ARM9 belegen, dessen Architektur aus dem Jahr 1997 stammt. Lizenznehmer können bei der Synthese ihrer eigenen Systems-on-Chip ein bis vier Cortex-A5-Kerne kombinieren. In der Vierkernversion dürfte die Performance bereits in die Region des Cortex-A8 vordringen.

Dieser war der erste Cortex-A-Prozessor und taucht bereits in einigen Smartphones oder Netbooks auf, ist aber nicht multiprozessortauglich. Da ARM die Kerne nur in Lizenz vergibt und selbst keine Chips baut, vergehen zwei bis vier Jahre zwischen Vorstellung eines neuen Kerns und der Verfügbarkeit von fertigen Produkten. So werden Geräte mit ARMs Multi-Core-Flaggschiff Cortex-A9 wohl erst 2010 zu haben sein. Technisch dürfte es sich beim Cortex-A5 um einen abgespeckten A9 handeln, der jedoch denselben Befehlssatz beherrscht — samt Erweiterungen wie NEON oder TrustZone.

Den Einsatzbereich des Cortex-A5 sieht ARM insbesondere bei Mobiltelefonen der unteren und mittleren Preisklasse, da er mehr Rechenleistung bietet als der Vorgänger ARM11 und zudem billiger in der Herstellung ist. Er soll schnell genug sein, um auch kompliziertere Web-2.0-Seiten und Flash-Inhalte flott darzustellen. Für den Cortex-A5 empfiehlt ARM einen 40-nm-Herstellungsprozess des Auftragsfertigers TSMC.

Ganz nebenbei nutzt ARM mal wieder die Gelegenheit, in Richtung Intel zu stänkern, und verkündet stolz, dass der Cortex-A5 nur ein Zehntel der Chipfläche von Intels Atom belegt. Außerdem käme er mit einem Zehntel der elektrischen Leistung aus und sei auch billiger. Ausgehend von diesen Prognosen und mit ein wenig mutiger Zahlenjonglage kommt ARM darauf, dass Intel einen 15-nm-Fertigungsprozess brauchen würde, um einen Atom auf dem Footprint eines 45-nm-Cortex-A5 unterzubringen — und folglich acht Jahre zurück läge.

Noch dazu sieht ARM den eigenen 1-GHz-Prozessor bei der Performance vor einem 1,6-GHz-Atom. Doch spätestens das zeigt, dass dieser Vergleich hinkt, denn es erfordert einen Vierkern-Cortex-A5, den Flächen- und Leistungsangaben liegt jedoch ein Einkerner zugrunde. Zudem steht bei Intel die nächste Smartphone-Atom-Generation (Moorestown) kurz vor der Marktreife; Serienprodukte mit Cortex-A5 erwartet ARM nicht vor 2011.

Eric Schorn, Vice President der CPU-Marketingabteilung, brachte den Wettstreit mit Intel um Prozessoren für mobile Internet-taugliche Geräte im Gespräch mit heise online auf einen einfachen Nenner: Intel muss versuchen, die eigenen CPU-Kerne billiger und sparsamer zu machen, ARM hingegen eine Software-Infrastruktur schaffen. An dieser Front konnte ARM kürzlich einen Teilerfolg vermelden: Flash 10.1 soll auch auf ARM-CPUs laufen. Dennoch bleibt die Code-Basis x86-optimierter Software deutlich größer. Allerdings belegt allein der x86-Instruction-Decoder eines Atom so viel Chipfläche wie ein ganzer Cortex-A5. (bbe)