Tauschbörsen-Nutzerin wehrt sich gegen RIAA-Bespitzelung

Das Vorgehen der US-Musikindustrie würde George Orwell blaß werden lassen, findet ein Anwalt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 467 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torge Löding

Eine US-Amerikanerin, die vorerst noch anonym bleiben möchte, hat den Verband der US-Musikwirtschaft (RIAA) wegen Verletzung der Privatsphäre verklagt. Wie US-Medien berichten, hatte der Internet-Provider Verizon Communications der Frau mitgeteilt, dass die RIAA eine Anfrage über sie gestellt hatte. Verizon solle Name, Adresse, Telefonnummer und E-Mail-Adresse mitteilen. Hintergrund ist die angebliche Nutzung von Internet-Tauschbörsen durch die Frau. Der Internet-Provider setzte sie von der Anfrage in Kenntnis, diese bat darum, ihre Kontaktdaten erst einmal nicht herauszugeben, weil sie sich gerichtlich wehren wolle.

"Das, was die RIAA macht, ist ein stärkeres Eindringen in die Privatsphäre als wenn beispielsweise jemand sehen kann, welche Bücher ich in der Bibliothek konsultiere oder welche Videos ich mir entleihe", zitieren US-Medien das Statement von Glenn Peterson, dem Anwalt der Klägerin. Die Musikindustrie kombiniere in ihrem Vorgehen "altmodische Einschüchterung mit Zugriff auf private Informationen in einer Form, die George Orwell blaß werden ließe."

Die Jane-Doe-Anklage ist die erste einer Privatperson gegen die verstärkten Bemühungen der RIAA gegen Tauschbörsennutzer vorzugehen. Mit "John Doe" beziehungsweise "Jane Doe" bezeichnet man in den USA eine anonyme oder auch eine nicht existente, die Allgemeinheit repräsentierende Person. So werden beispielsweise alle unidentifizierten Verfahren gegen Unbekannt unter "vs. John/Jane Doe" geführt.

Einige Internet-Provider wie Pacific Bell Internet Services versuchten sich bereits an Widerstand vor Gericht. Erfolgreich mit ihrer Klage waren hingegen zwei Colleges. Verizon war zuvor mit einer Klage gegen das von der RIAA geforderte Herausgeben von Kundendaten vorerst gescheitert. (tol)