Studie: IT-Jobs besonders stressig

Ein Münchner Soziologe fordert die IT-Industrie zum Umdenken auf, weil sie ihren Beschäftigten zu viel abverlangt. Laut seinen Umfrageergebnissen fühlt jeder zweite die Grenze seiner Belastbarkeit erreicht oder überschritten.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Auf einem Transferworkshop des Forschungsprojekts DIWA-IT trugen die Forscher Andreas Boes, Tobias Kämpf und Katrin Trinks die Erkenntnisse (PDF) vor, die sie aus der Befragung von 91 IT-Beschäftigten gewonnen haben. Demnach war es den meisten Interviewpartnern das wichtigste gewesen, dass die Arbeit Ihnen die Gesundheit nicht ruiniert. Nach einer kollegialen Arbeitsatmosphäre, Spaß an der Arbeit, arbeitsfreien Wochenenden und einem sicheren Einkommen für mindestens drei Jahre als den nächstwichtigen Kriterien tauchte an einundzwanzigster und letzter Stelle die Forderung nach einem variablen Gehaltsbestandteil von mindestens zehn Prozent auf.

Die Priorität für Gesundheit steht in krassem Gegensatz zur Befindlichkeit der Befragten – die Hälfte davon gab an, Zeitdruck und Arbeitsaufkommen belasteten sie sehr stark. Verglichen mit dem Durchschnitt aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ist das mehr als der doppelte Anteil, und selbst wenn man nur hochqualifizierte Angestellte hernimmt, liegt die IT-Branche um mehr als 60 Prozent über dem Mittel.

Die Soziologen des Münchner ISF konstatieren einen tief greifenden Kulturwandel im Zusammenhang mit fortschreitender Arbeitsverdichtung. Der zufolge stehe jeder Beschäftigte unter permanentem Bewährungszwang und fühle sich für Ziele verantwortlich, die immer schwerer zu erreichen sind. Für den Misserfolgsfall drohe Entlassung, und Vorgesetzte sähen sich in einer Sandwichposition, in der sie keine Schutzfunktion für ihre Untergebenen mehr ausüben können. Stattdessen fänden sich die Betroffenen in den Entscheidungen des oberen Managements nicht mehr wieder, zudem kämen diese zunehmend als "Management by E-Mail" zum Tragen, ohne dass darüber informell gesprochen werden könne. Die Konsequenz bei den Betroffenen sei eine Gesundheit, die am seidenen Faden hängt.

Das Projekt DIWA-IT nutzt Fördermittel vom Bundesministerium für Bildung und Forschung Bundesbildungsministerium, der Europäischen Union, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt sowie vom Europäischen Sozialfonds für Deutschland, der insbesondere Existenzgründungen mit dem Ziel begünstigt, neue Arbeitsplätze zu schaffen.


(hps)