IETF kümmert sich um lizenzfreien Audiocodec

Rund ein Dutzend Entwickler wollen einen lizenzkosten- und patentfreien Audiocodec für Internetanwendungen bei der Internet Engineering Task Force (IETF) standardisieren.

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Von
  • Monika Ermert
  • Volker Zota

Rund ein Dutzend Entwickler wollen einen lizenzkosten- und patentfreien Audiocodec für Internetanwendungen bei der Internet Engineering Task Force (IETF) standardisieren. Unter ihnen ist der Hauptentwickler der Open-Source-Audioformate Ogg Speex und Ogg CELT, Jean-Marc Valin. Beim Treffen der Internet-Standardisierungsorganisation in Hiroshima wurden die Weichen für den Start einer Arbeitsgruppe gestellt. Diese soll verschiedene Vorarbeiten von Valin und anderen sichten und in ein Standard-Dokument gießen.

Gegen die Gründung einer Arbeitsgruppe gab es bis zuletzt erheblichen Widerstand. Unter anderem traten der frühere Nokia-Patentexperte und heutige Consultant Stephan Wenger sowie Vertreter von Huawei dagegen ein, dass die IETF beginnt, sich um Codecs zu kümmern. John Klensin, Mitglied des Internet Architecture Board (IAB) sprach sich dafür aus, nicht ohne Beteiligung der International Telecommunication Union (ITU) in das umkämpfte Feld der Codecs-Standardisierung einzusteigen. Ähnliche Bedenken gab es bereits beim Versuch des W3C, die lizenzkostenfreien Open-Source-Formate Ogg Theora und Ogg Vorbis als obligatorische Codecs in HTML 5 zu verankern.

Audiocodecs sind nach Aussage der Experten in mehrerer Hinsicht ein Minenfeld für die IETF. Nicht nur sind bisherige Codecs durch Patent- und Urheberrechte (IP) abgesichert, sodass Experten wie Wenger es für praktisch aussichtslos halten, einen wirklich patentfreien Codec schaffen zu können. Genau das aber gehört für Valin zu den Hauptzielen. Überdies spielt die Musik bei den Codecs bislang in anderen Standardisierungsorganisationen wie der Arbeitsgruppe 16.3 der ITU.

Yusuke Hiwasaki von den NTT Cyber Space Laboratories räumte auf der turbulenten Sitzung ein, dass einzelne ITU-Mitgliedsstaaten gegen die Aufnahme der Codec-Arbeit in der ITU Bedenken angemeldet hätten. Allerdings biete die für Standardisierungsarbeit verantwortliche ITU-T ihre Kooperation an.

Immer wieder kommt es zwischen den verschiedenen Standardisierern zu Revierkämpfen, etwa beim Protokoll Multi Protocol Label Switching (MPLS), zu dem die ITU ihre eigene Weiterentwicklung, Transport MPLS, auf den Weg bringen wollte. Mittlerweile haben sich die Beteiligten hier zusammengerauft.

Cisco-Ingenieur Peter Saint-Andre, der maßgeblich an der Entwicklung Jabber/XMPP mitgearbeitet hat, verwies auf den dringenden Bedarf eines guten Audiocodecs für Open-Source-Projekte wie XMPP. Christian Hoene, Leiter einer Forschungsgruppe für interaktive Kommunikationssysteme an der Universität Tübingen, sagte, die Nutzer im Internet könnten von einem lizenzfreien Codec profitieren, der die wachsenden Bandbreiten effizient nutze. Aktuell seien Nutzer, die nicht auf kommerzielle Codecs zurückgreifen wollen, auf schlechte Alternativen angewiesen. Er will ebenfalls zur Entwicklung des IETF-Codec beitragen.

Ob die IETF am Ende einen einzelnen Standard-Entwurf wählt oder mehrere zulässt, wird noch diskutiert. Valin hat mit CELT einen Vorschlag gemacht, sagte aber gegenüber heise online, möglicherweise werde Celt nur einen Baustein für den endgültigen Standard liefern. Es soll nicht einfach nur einen IETF-Stempel für einen von außen eingebrachten Vorschlag geben (PDF-Datei). (vza)