Pirate Bay nimmt Torrent-Tracker vom Netz

Nach sechs Jahren geht eine Filesharing-Ära zu Ende: Der berüchtigte Torrent-Tracker bleibt offline. Mit dem Justiz-Ärger der Gründer soll das aber nichts zu tun haben.

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Seit ein paar Tagen schon ist der Tracker "down". Und daran wird sich auch nichts ändern. The Pirate Bay, der wahrscheinlich umfangreichste und mit Sicherheit umstrittenste Tracker der Welt, bleibt offline. Die Betreiber des vor sechs Jahren ans Netz gegangenen Dienstes erklärten das endgültige Aus heute mit dem technischen Fortschritt. Tracker als zentrale Register werden angesichts dezentral organisierter P2P-Netze nicht mehr gebraucht: "Es ist das Ende eine Ära", heißt es im Blog der Piratenbucht. Das ist nur die eine Seite der Medaille.

Auf der anderen hat der Tracker seinen Machern zwar viele Sympathien im weltweiten Netz, aber auch eine Menge Ärger vor internationalen Gerichten eingebracht. Die Gründer des Dienstes betonen zwar, mit dem laufenden Verfahren in Schweden oder den Verfügungen etwa in den Niederlanden habe die Entscheidung nichts zu tun. Doch ist ein Vorteil des trackerlosen Filesharing-Netzes auch, dass es eben keine zentrale Vermittlungsinstanz mehr gibt, die von der Justiz für mögliche Urheberverletzungen der Nutzer haftbar gemacht werden kann.

"Es gibt niemanden mehr, der rechtlich verantwortlich ist", sagt Mitgründer und Ex-Sprecher Peter Sunde, der aber immer noch für die Seite spricht, der schwedischen Nachrichtenagentur TT. "Es gibt keinen Sündenbock mehr." Doch betont Sunde, die Website werde es weiter geben. Die Dateien sollen nun mit sogenannten Magnet-Links referenziert werden. Das P2P-Blog Torrentfreak berichtet von Verhandlungen in der Szene, sämtliche Tracker aufzugeben und auf dezentrales Filesharing umzustellen.

Die große Frage ist nun, wie sich das Abschalten des Trackers auf das in Schweden laufende Strafverfahren gegen die drei Ur-Piraten und den umstrittenen Unternehmer Carl Lundström auswirkt. Nach der spektakulären Verurteilung der vier Angeklagten zu Haft- und Geldstrafen im April soll das Berufungsverfahren im kommenden Jahr beginnen. Vorher sollen die von den vier Angeklagten vorgebrachten Befangenheitsvorwürfe gegen die Berufungskammer geklärt werden.

Auch Mitgründer Gottfrid Svartholm Warg rechnet mit Auswirkungen auf die Rechtsstreitigkeiten. Warg und der dritte Pirat im Bunde, Fredrik Neij, waren erst Ende Oktober vom Stockholmer Amtsgerichts mit einer strafbewehrten Unterlassungsverfügung belegt worden. Sie sollen den Betrieb der Pirate Bay unterlassen, ansonsten droht ihnen eine Strafe von jeweils 500.000 Kronen (knapp 50.000 Euro). Alle drei haben zu verschiedenen Anlässen wiederholt erklärt, nicht mehr für den Betrieb der Website verantwortlich zu sein.

Die internationale Unterhaltungsindustrie, für die The Pirate Bay der Inbegriff des bösen Internets geworden ist, glaubt diesen Beteuerungen nicht. Sie darf sich über einen symbolischen Sieg freuen, hat sie es in der Vergangenheit doch immer öfter verstanden, Gerichte trotz teilweise schwacher Indizien von der Schlüsselrolle der drei Gründer zu überzeugen und auch die Provider mit in den Streit hineinzuziehen. Andererseits sind die drei Piraten eine überzeugende Distanzierung bisher schuldig geblieben – das gilt auch für ihre Rolle bei dem gescheiterten Versuch, die Pirate Bay zu verkaufen und zu legalisieren.

Siehe dazu auch:

(vbr)