Populäre Webmythen hinterfragt

Die Häufigkeit einer Behauptung korreliert gerade in juristischen Fragen nicht immer mit ihrem Wahrheitsgehalt, resümiert iX in der Dezember-Ausgabe.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jürgen Seeger

Die Distanzierung von Links zählt genauso zu den populären Webmythen wie die Meinung, dass es ohne Copyright-Vermerk keinen Urheberschutz gibt. Auch wenn es immer wieder hartnäckig behauptet wird: Nicht einmal die Aussage, dass ein Server im Ausland vor Strafverfolgung schützt, stimmt. iX klärt in der aktuellen Ausgabe 12/09 über Webirrtümer auf.

Wieso sollte jemand auf Webseiten verlinken, von denen er sich von vorneherein distanziert? Mit gesundem Menschenverstand ist das nicht zu erklären. Dennoch zählt die Distanzierung von Links zu den Mythen, die im Internet nicht tot zu kriegen sind. Die Rechtslage ist folgende: Wer einen Link setzt, sollte die Seite prüfen, denn er macht sie seinen Besuchern damit zugänglich. Wer die Seite überprüft, bevor er verlinkt, ist später nicht verpflichtet, sie im Auge zu behalten. Er muss nur den Link entfernen, wenn er von einer zwischenzeitlich eingetretenen Rechtswidrigkeit erfahren hat.

Auch um das Thema Copyright-Vermerk kursieren hartnäckige Gerüchte. Hinweise wie "Urheber/Copyright by XY" oder "Dieses Material ist urheberrechtlich geschützt" schaden zwar nicht, sind aber nicht erforderlich, damit das Urheberrecht greift. Genauso wie ein Computerspiel urheberrechtlich geschützt ist, verhält es sich mit der Webseite als Ganzes. Und: Das Urheberrecht verbleibt immer beim Urheber, lediglich das Nutzungsrecht ist übertragbar.

Viele Anbieter von Webseiten glauben, dass es ausreicht, den Server ins Ausland zu verlegen und anstelle einer .de- eine .com-Domain zu wählen, um für die deutsche Justiz nicht mehr greifbar zu sein. Die deutschen Gerichte sehen das aber anders. Ihr Kriterium ist, ob sich das Angebot an deutsche Kunden richtet oder nicht.

Fazit: Gerade wenn es um juristische Angelegenheiten geht, reicht ein "gesundes Halbwissen" nicht mehr aus. Und auch Dinge, die man schon tausendfach im Web gelesen hat, müssen deswegen noch lange nicht richtig sein.

Der Artikel zum Thema ist in der Dezember-Ausgabe der iX erschienen, die ab Donnerstag im gut sortierten Zeitschriftenhandel erhältlich ist und ab sofort versandkostenfrei online bestellt werden kann. (js)