Österreichische "Datenkraken" ausgezeichnet

Nach Deutschland erhielten auch die österreichischen "Datenkraken" die Big Brother Awards für Verletzungen der Privatsphäre und des Datenschutzes.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nach den Big Brother Awards in Deutschland wurden am Sonntag auch in Österreich die Preise für die größten Datenkraken verliehen. In insgesamt sechs Kategorien wurden die österreichischen Big Brother Awards 2003 vergeben.

Darunter finden sich in der Kategorie "Politik" etwa die EU-Kommission und die EU-Abgeordnete Janelly Fourtou für die so genannte IP Enforcement Directive. Mit ihr soll es "Inhaber von Copyrights wesentlich einfacher werden, über den Internet-Provider an Stammdaten von Internet-Usern heranzukommen", führte die Jury der Big Brother Awards aus. Auch das Europäische Patentamt wurde in der Kategorie "Behörden und Verwaltung" mit einem Preis ausgezeichnet, weil es "gegen geltende nationale EU-Legislaturen tausende Ideen- und Trivialpatente auf die neuen Informationstechnologien zugelassen hat."

Die österreichischen Big Brother Awards im Einzelnen:

  • Die Salzburger Geschäftsleute am Rudolfskai bekamen den Big Brother Award in der Kategorie Business und Finanzen. "Die Lokalbetreiber am Salzburger Rudolfskai waren die ersten, dann forderten auch die Wirte am Bahnhof Vollüberwachung durch Videokameras", führte die Jury zur Begründung aus.
  • In der Kategorie Politik ging der Preis an die EU Kommission und die Europa-Abgeordnete Janelly Fourtou für die Richtlinie zur verstärkten Durchsetzung von Copyrights und Urheberrechten, die auch eine Auskunftspflicht von Providern behinhaltet.
  • Das Europäische Patentamt heimste einen Big Brother Award in der Kategorie Behörden und Verwaltung ein, da es, so die Jury, entgegen dem bestehenden europäischen Patentübereinkommen Ideen- und Trivialpatente zugelassen hat.
  • Die österreichische Post erhielt den Preis in der Kategorie Kommunikation. Sie verlangt bei Nachsendeaufträgen mittlerweile ausführliche Informationen, die sie auch noch für Werbezwecken weitergeben will.
  • Der Lifetime Achievement Award wurde dieses Jahr gar nicht neu vergeben. Stattdessen verweist die Jury erneut auf die Preisträgerin des Jahres 2002, die österreichische Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer. Sie ist dafür verantwortlich, dass der "umfassende Einsatz von Chipkarten/Biometrie in den Alltag - Bibliothek, Labor- und Sportstättennutzung - an Österreichs Schulen geplant" ist -- und in diesem Jahr auch durchgesetz wird.
  • Den österreichischen People's Choice Award erhielt die Telefonbuchfirma Herold für ihre Daten-CD, auf der so genannte Tiefendaten von rund zwei Millionen Österreichern zum Kauf angeboten werden sollen.

Zu den österreichischen Big Brother Awards siehe auch:

Die Big Brother Awards für die übelsten Verletzer der Privatsphäre von Bürgern und der Datenschutzgesetze werden in insgesamt 15 Ländern verliehen. Siehe dazu auch: (jk)