Wirklich ein Erfolg? – Einige Probleme zwischen Start und Explosion des Starship

Bei SpaceX hat man demonstrativ gejubelt, als das Starship abhob. Dabei wurden schon im Livestream Probleme deutlich, die dringend behoben werden müssen.

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Die Riesenrakete vor ihrem Ende

(Bild: SpaceX)

Lesezeit: 4 Min.

Nach dem Start und der folgenden Explosion des Starship gibt es neben Glückwünschen zum Teilerfolg auch Hinweise auf Probleme, denen sich Hersteller SpaceX nun widmen muss. Schon während der Liveübertragung des Starts war sichtbar, dass kurz nach dem Start mindestens sechs der 33 installierten Raptor-Triebwerke ausgefallen waren. Das sei zu viel, meint der US-Astronom Jonathan McDowell auf Twitter. Außerdem zeigen Aufnahmen des Startgeländes erhebliche Beschädigungen. Obendrein könnte es nötig werden, die Trennung der Stufen zu überarbeiten. Komplett unrealistisch wirkt es, dass schon in zwei Jahren Menschen mit einem Starship zum Mond fliegen sollen.

Unmittelbar nach dem Startversuch war es bei der Berichterstattung vor allem um die Frage gegangen, ob es sich nun um einen Erfolg (immerhin war die weltgrößte Rakete erstmals heil abgehoben) oder einen Misserfolg (der anvisierte Orbitalflug klappte nicht einmal ansatzweise) gehandelt hat. Das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX selbst hat inzwischen erklärt, dass die Riesenrakete "eine ziemliche Show" abgeliefert und mit 39 km bislang die höchste Flughöhe erreicht habe. Wegen der Triebwerksausfälle, die zum Taumeln der Rakete geführt hätten, sei dann an Booster und Raumschiff der Befehl zur Selbstzerstörung ergangen. Die Explosion war also zu diesem Zeitpunkt geplant.

Vor allem die ausgefallenen Triebwerke waren bereits direkt nach dem Start aufgefallen. Sekunden, nachdem die Rakete abgehoben hatte, waren dem Livestream zufolge bereits 3 der 33 Triebwerke nicht aktiv, später kamen mindestens drei hinzu. Zwar hatte Elon Musk bereits beim Triebwerkstest behauptet, dass die Riesenrakete auch mit 31 von 33 feuernden Triebwerken den Weltraum erreichen kann. Doch die Ausfälle verringern nicht nur den Schub: Jeder Triebwerksausfall muss außerdem von der Rakete korrigiert werden, um die Flugbahn zu halten. Dass die Rakete am Donnerstag ins Trudeln geriet, legt nahe, dass die Korrekturen nicht ausgereicht haben. Nicht zu vernachlässigen sind noch die Beschädigungen an der Startrampe, die für die Zukunft eingeplante Starts ausbremsen könnten.

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Laut McDowell ist aber davon auszugehen, dass SpaceX dafür Lösungen findet. Dass der Start trotz des explosiven Endes vor allem von Experten durchaus als Erfolg gewertet wird, liegt an der Arbeitsweise von SpaceX. Während Weltraumagenturen wie die NASA und die ESA bei der Raketenentwicklung akribisch vorgehen und lange Zeiträume in Kauf nehmen, um dann bilderbuchartige Premierenflüge hinzulegen, geht bei SpaceX nicht augenscheinlich Steuergeld in Flammen auf. Das Unternehmen kann es sich leisten, eine halbwegs fertige Rakete zu zünden und solch eine Explosion als Erfolg verbuchen. Die Teams können aus den gesammelten Daten jede Menge lernen und insgesamt viel schneller Fortschritte erzielen.

Ob SpaceX aber tatsächlich in wenigen Monaten einen neuen Startversuch wagen wird, muss sich zeigen. Denn bislang haben sich derartige Ankündigungen von Firmenchef Elon Musk noch immer als verfrüht herausgestellt. Der Start vom Donnerstag könnte unabhängig davon eine neue Ära der Raumfahrtgeschichte einläuten. Wenn die Riesenrakete zuverlässig funktioniert, könnte sie nicht nur den Einsatz viel größerer wissenschaftlicher Instrumente im All möglich machen, sondern auch den Grundstein für die Industrialisierung des Alls legen. Musk hat angekündigt, dass bald ein Starship pro Tag abheben soll, pro Jahr könnten 100.000 Tonnen Nutzlast transportiert werden. Ziel ist sogar das Zehnfache. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg – sicher gespickt mit der einen oder anderen Explosion.

(mho)