Konkurrenz für .berlin

Noch gibt es die neuen Top-Level-Domains nicht. Doch das Interesse ist groß, schon vor der Einführung bringen sich auch internationale Interessenten um regionale deutsche Domains in Stellung: Die Bewerber dotBayern und nun auch dot.BERLIN haben Konkurrenz.

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Von
  • Monika Ermert

Auch wenn es die neuen Top-Level-Domains wegen weiterer Verzögerungen immer noch nicht gibt, ist das Rennen um die besten Adressen offenbar in vollem Gang. Domains mit regionalem Bezug locken auch ausländische Investoren. Etwas erstaunt musste so die seit 2005 für eine Hauptstadt-Domain aktive dotBERLIN GmbH Ende des Jahres feststellen, dass das US-Unternehmen Minds & Machines ebenfalls auf eine .berlin spekuliert.

Minds & Machines gehört zu der auf den British Virgin Islands ansässigen Unternehmensgruppe Top Level Domain Holdings (TLDH) des US-Amerikaners Frederick Krueger, der mit der im vergangenen Jahr gegründeten Bayern Connect auch dem für eine bayerische Domain aktiven Verein dotBayern Konkurrenz machen will. Deutsche Investoren habe man dafür auch schon ins Boot geholt, versicherte Caspar von Veltheim, Geschäftsführer von Bayern Connect und nun auch für "Unite Berlin"-Projekt von Minds & Machines aktiv.

In Richtung Berliner Senat, mit dem dotBERLIN nach Anfangsschwierigkeiten einen Absichtserklärung unterzeichnet hatte, habe man die Fühler natürlich schon ausgestreckt. "Der Berliner Senat begrüßt ausdrücklich den Wettbewerb in dieser Thematik", erklärte von Veltheim. Die Landesregierung habe "mitgeteilt, dass es noch keine Festlegung zu Gunsten eines Bewerbers gibt". Die Stadt werde erst eine Entscheidung treffen, wenn die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) die endgültigen Richtlinien festgelegt hat.

ICANN verlangt für Top-Level-Domains mit geographischem Bezug, dass der jeweilige Bewerber ein Dokument vorlegt, in dem die zuständige Gebietskörperschaft ausdrücklich auf einen Einspruch gegen den Bewerber verzichtet. "Man sollte auch nicht vergessen, dass Berlin auch noch die Möglichkeit hat, ein .berlin komplett abzulehnen", sagte von Veltheim. Übrigens habe auch die bayerische Landesregierung noch keine Entscheidung für einen Bewerber für .bayern getroffen.

Ein Vertreter der Berliner Senatskanzlei bestätigte auf Anfrage von heise online, man werde keine Bewerbung von vornherein grundsätzlich ausschließen. Vielmehr würden alle Bewerber vom Land Berlin gleich behandelt. "Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass bis zum Beginn des Bewerbungsverfahrens durch die ICANN noch weitere Bewerber hinzukommen", erklärte der Sprecher. Beim weiteren Vorgehen werde man sich "streng an den rechtlichen Bestimmungen und an unserem Auftrag zur Interessenwahrung des Landes Berlin orientieren".

Wie der notwendige "letter of non-objection" rechtlich zu würdigen ist, darüber dürften sich schon einige Juristen den Kopf zerbrechen. Bei der dotBERLIN sagte Sprecher Johannes Lenz-Hawliczek nicht ohne Ironie: "Sicherlich geben wir jedem eine Chance", gleichzeitig verwies Lenz-Hawliczek deutlich auf die eigenen Vorarbeiten und wunderte sich, dass Minds & Machines gegen ein bestehendes Projekt antritt, dass eine eine "breite Gemeinschaft von Berliner Unternehmen, Verbänden und Privatleuten" repräsentiere.

Zu den Partnern gehört auch BerlinOnline.de , Heimat des offiziellen Stadtportals von Berlin, auf der Unterstützerliste findet man einiges, was Rang und Namen hat in Berlin – vom Hotel Adlon bis zum virtuellen Ortsverein der SPD. Nachdem Minds & Machines seinen Hut in den Ring geworfen hat, gab es zudem rasch Unterstützung für dotBERLIN von Seiten der Opposition im Berliner Senat. CDU, FDP und Grüne sprachen sich einstimmig dafür aus, der "Initiative 'dotBerlin' der Berliner Wirtschaft" den Vorzug vor internationalen Finanzinvestoren zu geben. (vbr)