Die Handy-Drohne

Fliegende Minihubschrauber sind eine faszinierende Sache: Sie sind enorm beweglich und lassen sich für ganz neue Einblicke mit Kameras ausstatten. Ein französischer Anbieter kombiniert die Technik nun mit einer Smartphone-Steuerung.

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Fliegende Minihubschrauber sind eine faszinierende Sache: Sie sind enorm beweglich und lassen sich für ganz neue Einblicke mit Kameras ausstatten. Ein französischer Anbieter kombiniert die Technik nun mit einer Smartphone-Steuerung.

Sie sind inzwischen mit unter 1000 Euro verhältnismäßig kostengünstig, vollführen dank moderner Steuertechnik die verrücktesten Flugmanöver und finden mittlerweile so viele Freunde, dass die Regierung erwägt, ihren Einsatz im Luftrecht zu reglementieren: Die Rede ist von Minihubschraubern, sogenannten Quadro- oder Oktokoptern, die sich mit drahtlosen Kameras für ganz neue Rundumblicke ausstatten lassen. Bis zu 300 Meter hoch fliegen sie in Wohngebieten, einzig das Datenschutzrecht, das das Eindringen in die Privatsphäre anderer mittels Film- und Fotoaufnahmen verbietet, hält die faszinierenden Spielzeuge (etwas) auf.

Und sie werden künftig noch intelligenter: Der französische Anbieter Parrot stellte in diesem Monat mit der AR.Drone den ersten Quadrokopter vor, der eine direkte Anbindung zu einem Smartphone beinhaltet. Das Fluggerät kommt mit insgesamt zwei eingebauten Kameras, wird mittels Internet-Datenfunk (WLAN) gesteuert und hebt sogar problemlos im Büro ab. Eine eigens entwickelte iPhone-Anwendung ermöglicht die Kontrolle der Drohne direkt vom Bildschirm aus, der Bewegungssensor des Handys dient zur Richtungsgebung und zeigt ständig die aktuelle Position. "Intuitive Piloting" nennen das die Franzosen, die zudem eine automatische Flugstabilisierung eingebaut haben, die Crashs vermeiden soll und die Position im Raum bis zu 200 Mal pro Sekunde selbsttätig korrigieren kann.

Die beiden Bildsensoren haben eine unterschiedliche Ausrichtung: Der erste dient als Weitwinkel und zur Objekterkennung, wie man sie beispielsweise von Einparkkameras kennt, der zweite macht Highspeed-Aufnahmen und hilft der Drohne, stets flugstabil zu bleiben. Lage- und Beschleunigungssensoren sorgen dafür, dass sich der Kopter stabil ausrichtet. Als Absturzverhinderung dienen außerdem nach unten gerichtete Ultraschallsensoren. Der Nutzer muss also nur wenig am iPhone tun, um die AR.Drone wie gewünscht zu bewegen, sie reagiert sofort.

Hinzu kommt ein Gimmick, das nur mit einem hochgerüsteten Smartphone möglich ist: Die Drohne setzt, wie das "AR" in ihrer Namensbezeichnung schon sagt, auf Augmented Reality-Technologien. Dabei wird ein reales Bild der Umgebung mit virtuellen 3D-Darstellungen aus dem Rechner überlagert. Im Falle des Parrot-Quadrokopter bedeutet dies, dass man mehrere der Geräte in Pseudo-Echtwelt-Ballerspiele verwickeln kann. Geschossen wird dabei nur auf dem Bildschirm, der Spieler schaut ständig auf das iPhone, während sich die Drohne im realen Raum bewegt. Ein zweites Spiel bietet einen virtuellen Roboter, den man mit der Drohne angreifen muss. "Erkannt" wird er mittels so genannter 3D-Tags, die im Raum positioniert und dann durch eine dreidimensionale Figur ersetzt werden.

Beide AR-Games sind, wie man bei der Präsentation des Geräts feststellen konnte, durchaus kurzweilig, selbst wenn das Bild nicht nur bei zu weiter Entfernung gerne auch mal ruckelt. Viel mehr als ein Spaß für zwischendurch ist die Funktion aber derzeit noch nicht, könnte jedoch mit etwas mehr Programmierarbeit durchaus interessante Möglichkeiten bieten, etwa zum Anzeigen wichtiger Daten im Flug oder zur direkten Kennzeichnung von Objekten.

Bislang hat sich Parrot noch nicht zu Preisen und Verfügbarkeit der AR.Drone geäußert, weist allein daraufhin, dass sie "2010 erscheinen" werde. Beobachter hoffen aber auf Preise unter 1000 Dollar. Die erste Verkaufsvariante wird ein Entwicklersatz (Development Kit, DK) sein, mit dem sich die Funktionalität des kleinen Schraubers anpassen lässt. Wünschenswert für die nächste Version wäre allerdings definitiv mehr Reichweite: Die 300 Meter, die man von regulären Funk-Okto- oder Quadrokoptern kennt, werden auf Grund der bandbreitenintensiven WLAN-Vernetzung nämlich nicht erreicht – nach 50 Metern auf freiem Feld ist Schluss. Auch an der Batterielaufzeit muss Parrot noch werkeln: Derzeit bringt eine einstündige Aufladung nur knapp 15 Minuten Flugspaß. (bsc)