Kinderrechte im Netz: Track' und zeig' mich nicht

Heranwachsende werden pausenlos getrackt oder regelmäßig in sozialen Medien ausgestellt. Warum das nicht ok ist, verdeutlicht eine neue Kampagne.

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(Bild: Alliance Images/ Shutterstock.com)

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"Ach, wie süß!" – als Eltern ist man schnell versucht, Freunden und Verwandten die neuesten Entwicklungssprünge oder Erlebnisse des Nachwuchses zu zeigen und soziale Medien haben das sehr einfach gemacht. Auch lassen sich mittlerweile sehr stressfrei Funktionen wie das Geräte-Tracking nutzen, um genau zu wissen, wo sich der Nachwuchs gerade befindet und was er dort womöglich macht. Eine neue Kampagne der Landesfachstelle Prävention sexualisierte Gewalt Nordrhein-Westfalen (PsG nrw) macht jetzt darauf aufmerksam, warum das nur mit Einschränkungen oder auch gar nicht in Ordnung ist.

Die Fachstelle beschäftigt sich vor allem mit sexualisierter Gewalt, macht in dessen Rahmen aber auch auf andere Probleme aufmerksam, die viele Kinder und Jugendliche betreffen können. Sie möchte darauf hinwirken, dass Heranwachsende ihren Eltern vertrauen können und Kinderrechte von Erwachsenen ernst genommen werden.

Hierzu zählt etwa das Recht auf Selbstbestimmung und Mitgestaltung der eigenen Lebenswelten. Heranwachsende bewegen sich in einer von Erwachsenen bestimmten Welt. Ziel sei es aber, so die PsG nrw, dass Erwachsene "eine Kultur des Hinsehens und Zuhörens fördern und die höchstpersönlichen Rechte junger Menschen achten. So können Kinder und Jugendliche Vertrauen aufbauen und Bezugspersonen gewinnen."

Das freigiebige Teilen von Kinderfotos im Internet geschieht im Sinne der Eltern, was das Kind davon hat, steht aber auf einem ganz anderen Blatt.

(Bild: PsG nrw)

Dies kann unter anderem bedeuten, dass Erwachsene nicht einfach Fotos, Videos oder sensible Daten ihrer Kinder im Internet veröffentlichen. "Eltern, die ungefragt Bilder ihrer Kinder posten, verletzen deren Intimbereich und setzen sie Risiken aus", erklärt die Fachstelle. Auch Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre. Und selbst wenn Eltern glauben, dass sie mit älteren Kindern schon darüber verhandeln können, ob ein Foto ins Netz darf, kann es sein, dass Kinder noch "keine Vorstellung von der Reichweite und möglichen Reaktionen im digitalen Raum" haben.

Das PsG nrw warnt, dass Tracking-Einrichtungen auch ein falsches Sicherheitsgefühl vermitteln können. Der Comic verdeutlicht: Eine lückenlose Kontrolle ist oft ohnehin nicht möglich.

(Bild: PsG nrw)

Auch blickt die Fachstelle kritisch auf Tracking-Möglichkeiten von Heranwachsenden – ob nun in speziellen Kinderuhren, mit AirTags und Co. oder über entsprechende Funktionen in Smartphones und Tablets. Heranwachsende haben laut Fachstelle ein Recht auf Privatsphäre und Freiräume, die ihrem Alter und Entwicklungsstand angemessen sind. Zudem könne das GPS-Tracking dazu führen, dass Kinder sich auf diese Sicherheitsfunktion verlassen und ihr Gespür für Gefahren davon negativ beeinflusst wird.

Poster und Postkarten zu dieser Kampagne können bei der Psg nrw ab sofort bestellt werden. Welche Rechte Kinder in Deutschland haben, können Heranwachsende und Eltern kindgerecht unter anderem auf den Seiten des Kinder-Ministeriums erfahren. Mehr zur Sicherheit von Kindern und Jugendlichen im Netz steht in unserer FAQ zu dem Thema:

(kbe)