re:publica: Schufa, OpenSchufa oder öffentlich-rechtliches Scoring?

Auf der re:publica 2023 geht es vor allem um das Thema "Cash". Von altbekannten Spartipps bis zu kontroversen Scoring-Modellen spannte sich die Diskussion.

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(Bild: Patrick Daxenbichler/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

"Cash" ist das Motto der re:publica 2023. Da ist es nur logisch, dass eine Diskussion über diejenigen geführt wird, die nicht genug Cash haben, einen Kredit bekommen wollen und denen dieser dann verweigert wird, weil "Informationen über Zahlungsstörungen" vorliegen. So heißt eine Auskunft über negative Merkmale auf Deutsch bei den Scoring-Dienstleistern wie der Schufa. Sie will seit Kurzem die "neue Schufa" sein. Tanja Birkholz aus dem Schufa-Vorstand diskutierte mit Arne Semsrott von der Initiative OpenSCHUFA.

Das Thema Cash ist auf der re:publica hübsch präsent: Eine große Euro-Puppe wandert durch die Räume und ist ein dankbares Motiv für Selfies, es gibt ein Fenster, durch das man seine Geldscheine rauswerfen kann (natürlich mit Foto), man kann einen handgestrickten Geldschein kaufen oder Karamell-Geldstücke, die die Zähne ruinieren. Praktischer war das, was Hermann-Josef Tenhagen von "Finanztip" erzählte. Er präsentierte Tipps, mit denen man 300 Euro sparen kann, also sich das reguläre Eintrittsgeld zur re:publica wieder zurückholt. Unter den Tipps waren viele bekannte, etwa die jährliche Zahlungsweise der Kfz-Versicherung, wenn man ein Auto hat. Auch für Sparguthaben der BMW-Bank macht sich nach Tenhagen bezahlt: Wer bei ihr 10.000 Euro anlegt, hat das Ticket zur nächsten re:publica praktisch in der Tasche.

Mit dem Scoring der altehrwürdigen Schufa beschäftigte sich ein interessiertes Publikum. Gegründet anno 1927 in Berlin, als Stromrechnungen noch in bar gezahlt wurden und Stromsperrungen vorab erfolgten, ist die Schufa dabei, sich als "neue Schufa" zu präsentieren. Die Vorstandsvorsitzende Tanja Birkholz erklärte die "SCHUFA Shorts", mit denen in sozialen Medien für die Schufa geworben wird. Mit der zugekauften Bonify-App möchte man bis 2024 ein Angebot ermöglichen, das die Digital Natives "vor Überschuldung schützen" soll.

Kritik kam von Arne Semsrott, der mit dem Projekt OpenSCHUFA den Versuch gestartet hatte, den Algorithmus hinter dem Kreditscoring der Schufa zu entschlüsseln. Semsrott musste zugeben, dass man zwar viele Daten von Betroffenen bekommen habe, dass es aber nicht gelang, den Algorithmus zu knacken. Immerhin sei es gelungen, mit der Schufa in eine Diskussion zu kommen. Er kritisierte die neue App Bonify, weil sie Zugriff auf Kontodaten ermögliche, die schließlich bei der Schufa landeten. Sie habe eine Marktmacht, die besser bei einer öffentlich-rechtlichen Anstalt aufgehoben sei.

Dem widersprach Birkholz. Sie schwärmte von einer Zukunft, in der Menschen 24 Stunden am Tag ihr Scoring beobachten können und sofort eine Mail bekommen, wenn sich das Scoring ändert: "Da passiert wirklich was. Die Schufa machts möglich". Auch den vom Publikum geäußerten Vorwurf, dass die Schufa die Inklusion verunmögliche, wollte sie nicht akzeptieren. Eine digitale Gesellschaft sei ohne Finanzinformationen nicht möglich. "Diskussion nicht beendet, Problem nicht gelöst", fasste Diskussionsleiter Mark Schieritz, Finanzjournalist bei der "Zeit", die Runde zusammen. Ob die Schufa, immerhin Sponsor der re:publica 2023, den Informationsansprüchen des Publikums genügen kann, dürfte das nächste Jahr zeigen.

(tiw)