6G-Mobilfunk: Die USA und Finnland wollen China außen vor halten

Finnland und die USA planen, bei "fortschrittlicher drahtloser Kommunikation" stärker zu kooperieren, was als Reaktion auf den Durchmarsch Huaweis bei 5G gilt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 29 Kommentare lesen

(Bild: danielo/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Finnlands Außenminister Pekka Haavisto und sein US-Kollege Antony Blinken haben am Freitag in Helsinki eine gemeinsame Erklärung zur Kooperation bei "fortschrittlicher drahtloser Kommunikation" zwischen beiden Ländern unterzeichnet. Beide bekräftigen darin ihr gemeinsames Ziel, in Schlüsselbereichen der 6G-Forschung und -Entwicklung zusammenzuarbeiten und "die Interaktion zwischen finnischen und US-amerikanischen Akteuren zu verstärken". Die kommende Mobilfunkgeneration 6G wird ihnen zufolge große Veränderungen etwa gegenüber 4G und 5G mit sich bringen. Um den neuen Standard auf den Weg zu bringen, sei eine enge Verzahnung von wissenschaftlicher Forschung, Normierung und Kommerzialisierung nötig.

"Ein gemeinsames Wertesystem und das Erreichen nachhaltiger Entwicklungsziele sowohl in bilateralen als auch in multilateralen Foren sind wichtige Elemente der 6G-Entwicklung", betonte Haavisto. Er begrüße sehr, "dass Finnland und die Vereinigten Staaten diese wichtigen Ziele gemeinsam als Partner vorantreiben können". Das skandinavische Land sieht sich mit wichtigen Branchenvertretern wie Nokia als "Pionier der 6G-Entwicklung". Man habe als erstes ein umfangreiches Forschungsprogramm dafür gestartet. Um das Beste aus der bereits vorhandenen 6G-Expertise zu machen, sei aber "eine enge internationale Zusammenarbeit erforderlich".

"Gemeinsam mit Verbündeten und Partnern" würden die USA "Hunderte Milliarden Dollar mobilisieren, um hochwertige Infrastruktur in Ländern zu finanzieren, in denen sie am meisten benötigt wird", erklärte Blinken laut dem Online-Magazin "Euractiv". Dies werde auf "transparente Weise“ erfolgen. Die vereinbarte Zusammenarbeit zielt laut dem Papier darauf ab, "einen gemeinsamen globalen Ansatz für nachhaltige, wettbewerbsfähige, sichere, vertrauenswürdige Technologie und anbieterneutrale 6G-Technologien zu schaffen".

Beide Länder reagieren damit auch auf die wichtige Stellung, die der chinesische Ausrüster Huawei in 5G-Netzen erlangt hat. Aufgrund wachsender Bedenken über eine damit verknüpfte Abhängigkeit vom Reich der Mitte in einer wichtigen Kommunikationstechnik und Abhörmöglichkeiten setzen westliche Länder auch auf ein Huawei-Verbot. Provider müssen die Technik teils wieder ausbauen, was kostspielig ist. Auch die Bundesregierung prüft hier ein strengeres Vorgehen.

Die Erklärung erwähnt China zwar nicht. Gegenüber der Zeitung "Helsingin Sanomat" wurde Haavisto aber deutlicher. Die USA und Finnland wollten ein 6G-System sehen, das "demokratisch und transparent ist und in dem die Menschenrechte respektiert werden", unterstrich der Grüne hier. "China ist sowohl für die USA als auch für Finnland ein wichtiger Handelspartner, aber insbesondere nach der Coronavirus-Pandemie haben wir diese negativen Abhängigkeiten erlebt."

Risto Penttilä, Chef der Denkfabrik Nordic West Office, erinnerte im Nachrichtensender MTV3 daran, dass 6G auch "Teil der globalen Strategie der NATO" sei. Die Technologie könne "von den Finnen und Schweden bereitgestellt werden", ohne sich auf China verlassen zu müssen. Die Übereinkunft gehöre zu einem größeren Machtkampf zwischen den USA und dem Reich der Mitte. Die EU-Kommission hat die 6G-Entwicklung derweil unter anderem 2020 mit ihrer Industriestrategie mit ins Zentrum gerückt.

(tiw)