Twitter: Neue Geschäftsführerin fängt an, Werbeeinnahmen eingebrochen

Deutlich früher als erwartet hat Linda Yaccarino die Arbeit bei Twitter aufgenommen. Neue Zahlen zeigen, dass die Aufgabe der Geschäftsführerin schwer wird.

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(Bild: InFootage.com/Shutterstock.com)

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Twitters neue Geschäftsführerin Linda Yaccarino hat ihre Arbeit am Montag aufgenommen und damit deutlich früher angefangen als erwartet. "Es ist so weit – erster Tag in den Büchern", twitterte sie am Dienstag. Was sie darin gefunden, dürfte ihr aber nicht gefallen, denn erst am Montag hat die New York Times berichtet, dass die Werbeeinnahmen des Kurznachrichtendiensts im April 59 Prozent unter denen des Vorjahres gelegen haben. Intern wird demnach auch keine baldige Verbesserung erwartet, obwohl Firmenchef Elon Musk öffentlich das Gegenteil behauptet hat. Der BBC hat er Mitte April gesagt, dass wohl alle Anzeigenkunden zurück seien oder zurückkommen wollten.

Yaccarino hat vor ihrem Wechsel zu Twitter mehr als 11 Jahre bei dem Medienkonzern NBCUniversal gearbeitet und dort unter anderem das weltweite Werbegeschäft verantwortet. Die New Yorkerin gilt als bestens vernetzt und genießt einen guten Ruf bei Werbeentscheidern. Das wird sie benötigen, um bei der teils abgeschreckten Branche verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Musk behauptet immer wieder, für "Redefreiheit" einzutreten, Werbekunden wollen ihre Anzeigen aber ungern in der Nähe von Hassbotschaften und Desinformationen sehen. Gleichzeitig passt Musks Behauptung nicht zur Umsetzung von Inhaltssperren vor der Präsidentschaftswahl in der Türkei und der Verbannung etwa von missliebigen Journalisten.

Werbeeinnahmen waren lange Zeit die Haupteinnahmequelle, schreibt die New York Times jetzt, sie hätten bis zu 90 Prozent aller Einkünfte ausgemacht. Schon kurz nach der Übernahme des Kurznachrichtendiensts durch Elon Musk hatten dann viele Kunden die Buchung von Anzeigen ausgesetzt. Dann hatte das Hin und Her um die Verifizierungshaken auf der Plattform für Chaos gesorgt, falsche Accounts hatten sich für Konzerne ausgegeben. Werbekunden wollen ihre Botschaften aber nur in Umgebungen platzieren, die berechenbar seien, zitiert die US-Zeitung einen Experten. Auch Musks eigene Tweets schrecken demnach ab, erst vor wenigen Tagen hat er mit Behauptungen zum US-Investor George Soros für Aufsehen gesorgt, die als antisemitisch kritisiert wurde.

Vergangene Woche war dann publik geworden, dass der Gesamtwert von Twitter auf ein Drittel des Kaufpreises gesunken ist. Insgesamt wäre der Kurznachrichtendienst laut der Zahlen des US-Finanzkonzern Fidelity inzwischen weniger als 15 Milliarden US-Dollar wert, Musk hat 44 Milliarden US-Dollar bezahlt. Weil Twitter einen Teil der Investments nach der Übernahme selbst zurückzahlen muss und Musk das soziale Netzwerk möglichst rasch in der Gewinnzone sehen will, hat er Tausende Beschäftige entlassen und teils rigorose Sparmaßnahmen umgesetzt. Dabei er schreckte wohl nicht einmal davor zurück, fällige Rechnungen oder gar Mieten für Büroräume nicht zu bezahlen. Spannend wird nun, wie es unter Yaccarino weitergeht.

(mho)