New York City verklagt Hyundai und Kia aufgrund massiv steigender Autodiebstähle

Eine TikTok-Challenge wird zum öffentlichen Ärgernis: New York ist weitere Stadt der USA, die zu einfach zu klauende Autos der koreanischen Hersteller beklagt.

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Fahrende Autos an Kreuzung einer Großstadt

(Bild: fuyu liu/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Frank Schräer
Inhaltsverzeichnis

Die Stadt New York verklagt die Hyundai Motor Company und die Kia Corporation, da die beiden südkoreanischen Autohersteller ihre Fahrzeuge nicht ausreichend vor Diebstählen schützen und dadurch öffentliches Ärgernis verursachen würden. 977 Autos von Hyundai und Kia seien in den ersten vier Monaten dieses Jahres in New York City gestohlen worden. Das sei ein Anstieg um mehr als das Sechsfache, denn im gleichen Zeitraum 2022 wurden lediglich 148 solcher Diebstähle registriert. Im Gegensatz dazu seien die Diebstähle von Fahrzeugen anderer Marken wie BMW, Ford, Honda, Mercedes, Nissan oder Toyota dieses Jahr zurückgegangen.

Einer der Gründe für den massiven Anstieg der Diebstähle von Hyundai- und Kia-Fahrzeugen dürfte eine TikTok-Challenge sein. Nachdem Sicherheitsforscher aufgedeckt hatten, dass Diebe die elektronische Wegfahrsperre in Autos der beiden Marken mit einfachen Mitteln umgehen konnten, machte 2022 auf TikTok eine "Kia Challenge" die Runde. Videomacher beschrieben dabei die Diebstahltechniken detailliert und filmten sich bei Spritztouren. Bis Februar 2023 führte die US-Bundesbehörde für Straßen- und Fahrzeugsicherheit 14 Unfälle und acht Todesfälle auf solche Aktionen zurück.

Die Ursache der mangelnden Sicherheit bei Hyundai und Kia: die in dem System verwendete Verschlüsselung wies grobe Schwachstellen auf. Ein Angreifer konnte mithilfe eines RFID-Lesegerätes aus einem Schlüssel die Informationen auslesen, mit denen sich die Blockade für den zugehörigen Wagen ausschalten ließ. Im Anschluss war es möglich, das Fahrzeug auf herkömmlichem Wege kurzzuschließen [-–] etwa mit einem USB-Kabel.

Die mangelhafte Diebstahlprävention führte zu einer Sammelklage von Besitzern bestimmter Fahrzeuge ohne effektive Wegfahrsperre und Druckknopfzündung. Die Klage wurde kürzlich durch einen millionenschweren Vergleich mit Kia und Hyundai abgeschlossen. Damit zahlen die beiden Hersteller in den USA 200 Millionen US-Dollar an rund 9 Millionen geschädigte Käufer und bieten den Autobesitzern ein kostenloses Sicherheitssoftware-Upgrade sowie die Verteilung von über 65.000 Lenkradschlössern an.

Vor New York City haben bereits andere US-Städte wie Baltimore, Cleveland, Milwaukee, San Diego und Seattle die beiden südkoreanischen Autobauer verklagt, berichtet Reuters. Sie werfen Hyundai und Kia Versäumnisse, wie etwa die ineffektive Wegfahrsperre vor. Das wäre nahezu einzigartig unter den Kfz-Herstellern. Laut der Klage New York Citys hätte dies "die Schleusen für Fahrzeugdiebstahl, Kriminalität, rücksichtsloses Fahren und öffentliche Schäden geöffnet".

"Die Geschäftsentscheidungen von Hyundai und Kia, durch den Verzicht auf gängige Diebstahlschutztechnologie Kosten zu senken und dadurch den Gewinn zu steigern, haben zu einer Epidemie von Diebstählen geführt", heißt es in der Klageschrift. "Diese Welle der Fahrzeugkriminalität hatte erhebliche Auswirkungen auf die Strafverfolgungsbehörden, Rettungsdienste und die öffentliche Sicherheit, auch in New York City, wo es erhebliche konkurrierende Prioritäten für die New Yorker Polizei gibt."

Das Problem ist laut Klageschrift ein US-amerikanisches, denn "auf dem europäischen und kanadischen Markt verkaufte Hyundai- und Kia-Fahrzeuge sind mit Wegfahrsperren ausgestattet, da die dortigen Vorschriften diese ausdrücklich vorschreiben. Nur in den Vereinigten Staaten haben Hyundai und Kia beschlossen, die öffentliche Sicherheit für Profite zu opfern."

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New York City fordert mit der Klage Schadensersatz in unbestimmter Höhe. Hyundai erklärt in einer Stellungnahme, Wegfahrsperren sind seit November 2021 Standard in allen Fahrzeugen. Das Unternehmen sei noch dabei, mit Software-Upgrades die Gefahr von Diebstählen zu verringern. Kia verweist in einer Erklärung auf die eigenen Maßnahmen zur Diebstahlprävention. Man arbeite gemeinsam mit New York City daran, die Zahl der Autodiebstähle zu senken, die Klage entbehre jeder Grundlage.

Die Klage "The City of New York v. Hundai Motor America and Kia America Inc." wird geführt beim "United States District Court, Southern District of New York" unter dem Aktenzeichen 1:23-cv-4772.

(fds)