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VATM zum Glasfaserausbau: Dem Haustürvertrieb gehört die Zukunft

Glasfaseranschlüsse an der Haustür zu verkaufen, sei die beste Methode, findet der Branchenverband VATM. Und künftig soll es noch besser werden.

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Haustür

(Bild: Take Photo / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) hat mit geradezu sensationeller Auffassungsgabe herausgefunden, dass ein schneller Glasfaserausbau nur mit gut informierten Bürgern gelingen kann. Und der Schlüssel dazu seien Haustürgeschäfte. Wo sonst sollen sich Bürger schließlich gut informieren können? Der Haustürvertrieb solle deshalb mit einem neuen Branchenkodex noch transparenter und verbraucherfreundlicher werden. Erarbeitet werde dieser von einer Arbeitsgruppe aus Telekommunikations-Providern auf Initiative des VATM unter Begleitung des Vereins zur unabhängigen Selbstregulierung Informationswirtschaft (SRIW).

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Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

Das ist natürlich schön zu hören, denn jene Zeitgenossen, die sich im Gefolge eines Glasfaserausbaus an der Tür melden, sind bislang zuweilen vor allem nur transparent in ihrer Absicht – nämlich einem etwas verkaufen zu wollen. Künftig also noch mehr Transparenz, besser gesagt: "Maximale Transparenz", wie es heißt – etwa in Form eines speziellen Agentenausweises für die Sales-Leute.

Ebenso soll die besagte Verbraucherfreundlichkeit weiter gesteigert werden, wo doch der unkundigen Omi heute schon zuweilen mit Nachdruck erklärt wird, dass ihr Kupferkabel-Telefon bald nicht mehr funktioniert und sofort durch einen Glasfaser-Anschluss ersetzt werden muss. Aber keine Sorge: Der gute Mann in der Haustür wird es schon richten. Und künftig soll er laut Kodex dafür noch besser geschult werden.

"Selbstregulierung ist ein hervorragendes Instrument hier zu verlässlichen Rahmenbedingungen zu kommen", findet der VATM. Und außerdem gebe es nur "wenige schwarze Schafe". Alles Einzelfälle und Sub-Vermarkter, von denen man leider nichts Genaues weiß, heißt es in solchen absoluten Ausnahmefällen gerne mal auf Nachfrage bei den Tk-Anbietern. Die "schwarzen Schafe" können dann künftig im Kodex nachlesen, wie es richtig geht.

Aber zurück zu den wichtigen Erkenntnissen des VATM: Die Telekommunikationsbranche sei sich einig – die Digitalisierung Deutschlands und die Umsetzung der Gigabitstrategie des Bundes benötigen eine steigende Wechselbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger auf die neue Technologie, heißt es in der Pressemitteilung. Denn: Wenn es nicht gelinge, Hauseigentümer rechtzeitig zu erreichen und wenig verkauft wird, drohe die Gefahr, dass der Ausbau entweder gar nicht erfolgt oder einige Eigentümer zu spät davon erfahren. Und wer zu spät komme, zahle deutlich mehr. Das weiß aber längst jeder, der dem Mann in der Haustür zuhört.

Also gut aufgepasst, denn: "Radio, Fernsehen oder Printmedien können diese wichtigen Informationen gerade nicht zielgruppengenau in die Haushalte transportieren", hat der VATM herausgefunden. Ein Prosit auf den Haustürvertrieb. Denn der sei das "zentrale Instrument, Verbraucher:innen aufzuklären, zu informieren und in die neue Gigabit-Gesellschaft mitzunehmen." Mit dieser Überzeugung rennt der VATM bestimmt offene Türen bei den Bürgern ein.

(mki)