Google löscht Musik-Blogs

Einige auf Googles Blog-Plattform gehostete Musik-Blogs wurden nach Beschwerden von Rechteinhabern ohne Ankündigung gelöscht. Betroffene Blogger sagen, sie hätten für die Veröffentlichung von Musiktiteln die Genehmigung der Labels.

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Die zum Internetkonzern Google gehörenden Blog-Plattform Blogger hat einige populäre Musik-Blogs offenbar nach Beschwerden über angebliche Urheberrechtsverletzungen gelöscht. Die Betreiber der Blogs Pop Tarts Sucks Toasted, Masala, I Rock Cleveland, To Die By Your Side, It's a Rap und Living Ears waren von Blogger informiert worden, ihr Blog sei nach einer weiteren Beschwerde und wiederholten Verstößen gegen die Nutzungsbedingungen gelöscht worden.

Dabei ging es offenbar um auf den Blogs veröffentlichte Musikdateien, wegen denen Blogger Beschwerden von Rechteinhabern oder deren Vertretern erhalten hatte. Das US-Urheberrecht sieht dafür nach dem Digital Millennium Copyright Act (DMCA) ein Verfahren vor, nach dem Plattformbetreiber ihre Nutzer über Beschwerden von Rechteinhabern informieren, bevor sie Maßnahmen ergreifen. Das sei in diesen Fällen allerdings unterblieben, sagen nun einige der betroffenen Blogger. In bisher einem Fall hat der Anbieter das auch einräumen müssen und das Blog wieder aktiviert.

Bill Lipold beschwert sich, auf seinem Blog I Rock Cleveland habe er nur Songs in Abstimmung mit den jeweiligen Rechteinhabern veröffentlicht. Er hätte also die Genehmigung gehabt, die Titel zu nutzen. Dafür führt er im Supportforum von Blogger einige Beispiele an. "Ich versichere, dass alles, was ich in den vergangenen zwei Jahren veröffentlicht habe, entweder von einer PR-Agentur gestellt wurde oder direkt vom Label oder dem Künstler kam", schreibt Lipold.

Das Verfahren für eine offiziellen Einspruch gegen eine Copyright-Beschwerde ist nicht ganz unkompliziert; die meisten Blogger dürften sich damit nicht auskennen. Unmöglich wird so ein Einspruch allerdings, wenn die Betroffenen nicht einmal wissen, welcher Eintrag oder welche Datei beanstandet werden. Das sei im Falle seines Blogs Masala so gewesen, sagte Guillaume Decouflet laut Guardian. Google habe auf Nachfrage auch nicht mehr reagiert. Bei Masala ging es um Nischen weit abseits des Mainstreams: Dancehall aus Japan oder Hiphop aus dem Senegal. "Wir haben nicht Whitney Houston oder sowas veröffentlicht."

Das Problem scheint eher das Beschwerdeverfahren zu sein: Die Rechtsabteilungen der Labels oder von ihnen beauftragte Dienstleister melden alles, was sie finden. Oftmals findet geht das automatisiert. Eine hausinterne Abstimmung mit der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit oder auch nur eine Plausibilitätskontrolle findet oft genug nicht statt. So werden Beschwerden über Blogger verschickt, die die beanstandeten Dateien vom der PR-Abteilung des Labels bekommen haben. Das System führt mitunter zu aberwitzigen Auswüchsen: Auch Künstler selbst wurden schon aufgefordert, ihre eigenen Songs von ihrer offiziellen Website zu löschen.

Masala ist inzwischen wieder online, nachdem Blogger den Irrtum eingeräumt hat. Auch andere der betroffenen Blogs sind weitergezogen. Pop Tarts macht unter eigener Domain mit Wordpress weiter, ebenso wie Living Ears und I Rock Cleveland. (vbr)