Der Mann, der das Silizium ins Silicon Valley brachte: William Shockley zum 100.

William Shockley erfand zusammen mit Walter Brattain und John Bardeen den Transistor, wofür alle drei 1956 den Nobelpreis erhielten. Sein Labor gilt heute als Keimzelle des Silicon Valleys.

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Von
  • Detlef Borchers

Heute vor 100 Jahren wurde William Shockley geboren. Zusammen mit Walter Brattain und John Bardeen erfand er den Transistor, wofür alle drei 1956 den Nobelpreis erhielten. Später entwickelte er in den Shockley Semiconductor Laboratories den Thyristor. Sein Labor gilt heute als Keimzelle des Silicon Valleys. Die Gründer von Advanced Micro Devices, Fairchild Semiconductor, Intel und National Semiconductor hatten zuvor bei Shockley gearbeitet.

Shockley studierte Physik am kalifornischen Institute of Technology und an der Harvard Universität. Danach arbeitete er bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges in den Bell Laboratories. Im Krieg spezialisierte er sich auf die Verbesserung von Radarsystemen und wurde schließlich Leiter der "Anti-Submarine Warfare Operations Group" mit besten Beziehungen zum Verteidigungsministerium. In dieser Position schrieb er ein Gutachten über die Erfolgschancen eines Krieges gegen Japan, das maßgeblich zum Einsatz der Atombomben in Hiroshima und Nagasaki beigetragen haben soll.

Wieder bei den Bell Labs eingestellt, gehörte Shockley mit Brattain und Bardeen zu dem Dreiergespann, das in einem Wundermonat im Jahre 1947 den Transistor erfand und so weit entwickelte, dass die Technik die unzuverlässigen Vakuumröhren ersetzen konnte. Für die Arbeit bekamen sie den Nobelpreis, danach zerstritten sie sich. Laborleiter war übrigens John Pierce, dessen 100. Geburtstag am 27. März ansteht. Er gilt als Pionier der Computermusik und Miterfinder der Puls-Code-Modulation. Pierce verwarf Namen wie Varistor und Thermistor und prägte den Begriff Transistor.

Shockley blieb als einziger weiter in der Halbleiterforschung tätig und erfand den Bipolartransistor. Schließlich wurde er Leiter der Semiconductor Laboratories von Beckmann Instruments, die bald nach ihm benannt wurden. Dort bildete er die Leute aus, die später das Silicon Valley prägten. Als unbequemer Arbeitgeber entfremdete Shockley die talentiertesten Mitarbeiter wie Robert Noyce und Gordon Moore. Sie verließen Shockleys Labor, gründeten mit Risikokapital von George Doriot die Firma Fairchild Semiconductors und gingen als die 8 Verräter in die Technikgeschichte ein, obwohl einige auch Fairchild "verrieten" und die Firmen Advanced Micro Devices und Intel gründeten.

In seinen späteren Lebensjahren wandte sich Shockley der Rassenforschung und der Entwicklung von Intelligenztests zu. Er sprach sich für die Sterilisierung von Menschen mit niederem IQ aus und warnte vor der schwarzen US-Bevölkerung und ihrer vermeintlich niederen Intelligenz. Shockley entfremdete sich damit von der Wissenschaft wie den politischen Strömungen der Zeit und starb vereinsamt am 12. August 1989 an Krebs. (anw)