ElectronicPartner stoppt den Online-Verkauf – will aber weiter wachsen

Nach einigen Umstrukturierungen in der Führungsriege von ElectronicPartner richtet der neue EP-Chef Jörg Ehmer den Blick nach vorn. Trotz Umsatzrückgang werden die Weichen auf Expansion gestellt. Der zentrale Verkauf über den EP-Webshop wird zu Gunsten der Mitglieder gestoppt.

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Von
  • Matthias Parbel

Martin Rusterholz, Hartmut Haubrich, Dr. Jörg Ehmer, Karl Trautmann und Dr. Sven-Olaf Krauß beim EP-Branchentreff 2010.

(Bild: EP)

Aus für EP-Netshop: Anfang April schließt der Internet-Shop der Verbundgruppe ElectronicPartner (EP) seine virtuellen Pforten. An die Stelle des bisherigen Angebots wird ein "verlängertes Schaufenster" treten. Dort können Kunden die Produkte dann zwar anschauen, aber nicht mehr kaufen. Stattdessen werden die Interessenten an einen EP-Händler vor Ort verwiesen. Das teilte der neue ElectronicPartner-Chef Jörg Ehmer am Rande des EP-Branchentreff 2010 vergangene Woche in Düsseldorf mit.

Als Grund nennt Ehmer die stark gesunkenen Umsätze durch eine veränderte Preispolitik im EP-Netshop. Nur mit Tiefstpreisen habe man erreichen können, vorne in den Preissuchmaschinen gelistet zu werden, so Ehmer. Diese aggressive Preisgestaltung habe jedoch regelmäßig zu Diskussionen mit den EP-Händlern geführt, so dass man schlussendlich die Preise entsprechend auf die Hersteller-Empfehlung angehoben habe. In der Folge brachen jedoch die Verkaufszahlen im EP-Netshop ein.

Klare Worte fand Ehmer auch im Hinblick auf die Entwicklung des Gesamtunternehmens: Im Wirtschaftskrisenjahr 2009 habe EP nur leichte Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Der Zentralumsatz lag bei 2,183 Milliarden Euro, was einen Rückgang um rund ein Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet.

Während der Umsatz in Deutschland um knapp ein Prozent gewachsen ist, musste die Verbundgruppe auf internationalem Parkett einen Rückgang von knapp fünf Prozent einstecken. "Mit dem Ergebnis sind wir nicht zufrieden", räumte der Chef der Verbundgruppe ein. Man hätte sicherlich die eine oder andere Sache besser machen können. Dennoch stehe EP stabil, kerngesund und solide da. Geschäftsführungssprecher Ehmer hofft, gestärkt aus der Wirtschaftskrise hervorzugehen, deren Ende in Sicht sei: "Wir sind alle mit 200 in eine Nebelbank gefahren", so sein Vergleich. Jetzt gelte es jedoch, sich darauf vorzubereiten, dass die Nebelbank bald fort sei. Wem dies nicht gelinge, der werde überholt.

2010 soll es deutlich nach vorne gehen. Eine klare Verbesserung bei der Flächenmarkt-Sparte MediMax soll der Neuzugang Martin Rusterholz erreichen, früherer Manager bei Media-Saturn. "Martin Rusterholz ist ein Praktiker mit unternehmerischer Erfahrung", lobt Ehmer. Er sei die "neue starke Waffe" für das Wachstum von MediMax. Auch international will die Verbundgruppe an Stärke gewinnen und organisch sowie durch Übernahmen wachsen.

Dem Fachhandel prognostiziert Jörg Ehmer gute Zukunftsaussichten, wenn sich die Händler richtig aufstellen und neben Beratungsstärke auf Service und Qualität setzen. Als wichtiges Thema für 2010 sieht der EP-Chef den Bereich Heimvernetzung, die er als "Volkswagen der Consumerelektronik" bewertet. Hier gehe es um nichts Geringeres als die Hoheit über das Netz des Kunden.

Zufriedenstellend bewertet ElectronicPartner die Mitgliederentwicklung insbesondere im europäischen Ausland. International erzielte die Verbundgruppe einen Mitgliederzuwachs von 4,4 Prozent. In Deutschland verbuchte die Verbundgruppe 2009 einen Anstieg auf 3252 Mitglieder. In Summe zeigte ElectronicPartner im vergangenen Jahr einen Zuwachs um 104 auf 5481 Mitglieder. Das entspricht einer Steigerungsrate von zwei Prozent.

Unverblümt äußerte sich auf dem Branchentreff außerdem Aufsichtsratschef Hartmut Haubrich zur aktuellen Lage in der Führungsetage von ElectronicPartner: "Die Firma kommt vor der Familie". Damit bezog Haubrich erstmals – zumindest indirekt – Stellung zu den Ereignissen vor sechs Wochen, als das Unternehmen überraschend den Ausstieg von Oliver Haubrich aus der Geschäftsführung bekannt gab.

"Unternehmerische Tüchtigkeit kann man nicht erben", betonte Hartmut Haubrich. Für ElectronicPartner sei die Qualität des Managements ein entscheidender Faktor. Führungskräfte sollten sich nach Ansicht des ehemaligen Leistungssportlers durch Klugheit, Maß, Tapferkeit und Gerechtigkeit auszeichnen.

"Wir fördern Mittelstand und nicht Mittelmaß", brachte Haubrich die strategische Ausrichtung der Verbundgruppe auf den Punkt. Ohne Lust an der Leistung könne es keinen nachhaltigen Erfolg geben. Veränderung müsse für EP normal sein. Auch Spekulationen um die Zukunft von EP trat Haubrich entschlossen entgegen: die Familie Haubrich glaube an die Zukunft von ElectronicPartner und die Verbundgruppe sei weder als Ganzes noch in Teilen zu kaufen. / (map)
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