Immer weniger US-Verbraucher kaufen Musik

Einer Untersuchung der Marktforscher der NPD Group zufolge hat die US-Musikindustrie seit 2007 rund 24 Millionen Kunden verloren. Unterdessen feiert Apple 10 Milliarden im iTunes Store verkaufte Songs.

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Während Apple 10 Milliarden im iTunes Store verkaufte Songs feiert, warten die Marktforscher der NPD Group mit anderen Zahlen auf, die für weitere Unruhe in der Branche sorgen dürften. Seit 2007 sei in den USA die Zahl der Verbraucher, die Musik kaufen, um 24 Millionen gesunken, erklärte NPD-Analyst Russ Crupnick laut CNet News am Mittwoch auf dem Digital Music Forum in New York. Besonders betroffen sei der CD-Bereich: Verglichen mit 2007 habe es 2009 rund 33 Millionen US-Kunden weniger gegeben, die CDs kaufen. Gleichzeitig seien die durchschnittlichen Ausgaben pro Kunde um 2 Prozent gestiegen.

Der Digitalmarkt wächst zwar – wenn auch verlangsamt – weiter, kann den Rückgang bei CDs und anderen Tonträgern aber nicht kompensieren. Der weltweite Umsatz mit Online-Musik ist laut Zahlen des Branchenverbands IFPI im vergangenen Jahr um 12 Prozent auf 4,2 Milliarden Dollar (2,9 Milliarden Euro) gestiegen und macht damit mehr als ein Viertel des Gesamtumsatzes aus.

Auch online sorgen weniger Kunden für den Umsatz. 2009 sei die Anzahl der Downloadkunden in den USA im Vergleich zum Vorjahr um rund eine Million zurückgegangen, rechnet NPD vor. Die Marktforscher führen das unter anderem darauf zurück, dass vor allem ältere Kunden in den vergangenen Jahren Online-Angebote ausprobiert und dann das Interesse verloren hätten. Gleichzeitig wuchs das durchschnittliche jährliche Musikbudget der Online-Nutzer von 33 auf 50 US-Dollar.

NPD sieht noch Nachholbedarf bei den Angeboten; insbesondere ehemalige CD-Käufer müssten vom Download überzeugt werden. Crupnick empfahl der Musikindustrie, bei der Vermarktung von anderen Branchen zu lernen. "Hätte ich ein Plattenlabel, würde ich als erstes jemanden von Kraft oder Colgate für Verbraucheraktionen einstellen". Diese Hersteller seien Experten darin, den Absatz von Waren anzukurbeln.

Für den Zeitraum seit 2007 sei ein deutlicher Rückgang der illegal über Filesharing getauschten Musik festzustellen, sagte Crupnick. Dafür führte er eine Reihe möglicher Gründe an, unter anderem Qualitätsprobleme, Konkurrenz durch legale Angebote oder Ausweichen auf andere Tauschmedien. Mit Interesse dürfte in der Branche auch aufgenommen werden, dass laut NPD-Zahlen kostenloses Online-Radio offenbar zum kostenpflichtigen Download inspiriert, kostenfreie On-Demand-Dienste dagegen zu einem Rückgang bei bezahlten Downloads führen. Zuletzt hatte Warner-Music-Chef Edgar Bronfman erklärt, kostenlose Streaming-Angebote nicht weiter unterstützen zu wollen.

Unterdessen hat Apple am Donnerstag bekannt gegeben, dass mehr als 10 Milliarden Stücke aus dem iTunes Store heruntergeladen wurden. Louie Sulcer aus Woodstock, US-Bundesstaat Georgia, kaufte mit "Guess Things Happen That Way" von Johnny Cash den zehnmilliardsten Song und erhielt einen Geschenkgutschein im Wert von 10.000 US-Dollar. (vbr)