SCO vs. Linux: SCO verklagt Autoteile-Händler und DaimlerChrysler [Update]

SCO, in juristischen Streit unter anderem mit IBM verwickelt wegen angeblich aus Unix System V geklautem Source-Code in Linux, verklagt Autozone wegen Linux-Nutzung. DaimlerChrysler soll zudem die Lizenzvereinbarung verletzt haben.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nun ist die Katze aus dem Sack: Die SCO Group, in juristischem Streit unter anderem verwickelt mit IBM und Novell um den angeblich aus Unix System V geklauten Source-Code in Linux , das Copyright an Unix und etwaige Lizenzen für Linux, verklagt einen Linux-Anwender. Wer nun erwartet hatte, einen der großen Namen aus der IT-Branche als Beklagten wiederzufinden (Google war wohl der meistgenannte Kandidat in der Gerüchteküche), sieht sich getäuscht: Autozone ist das Opfer der SCO-Klage, nach eigenen Angaben Amerikas größter Einzelhändler für Autoteile und -zubehör. SCO wirft Autozone in der Klage vor, SCOs Copyright verletzt zu haben, da die Firma Versionen des Linux-Betriebssystems einsetze, die "Code, Strukturen, Sequenzen und/oder Einrichtungen aus SCOs proprietären UNIX System V Code" in Verletzung von SCOs Copyright enthielten. Weitere Details nennt SCO nicht -- die relativ ungenauen Vorwürfe, die sich keineswegs auf reinen 1:1-Codetransfer von Unix nach Linux zu beziehen scheinen, sollen SCO möglicherweise noch diverse Beweisführungen vor Gericht offen stehen lassen.

Gleichzeitig mit den Klage-Ankündigungen legte SCO auch die Bilanzzahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahrs 2004 vor. Danach betrug der Netto-Verlust 2,3 Millionen US-Dollar; im gleichen Quartal des Vorjahrs war es noch ein Minus von 724.000 US-Dollar. Der Umsatz lag insgesamt bei 11,4 Millionen US-Dollar; SCO wies dabei einen Anteil von 9,7 Millionen US-Dollar für Produktverkäufe, 1,7 Millionen US-Dollar für Einnahmen aus Dienstleistungen und 20.000 US-Dollar für den Umsatz mit Lizenzen aus. Im gleichen Quartal des Vorjahrs lagen die Lizenzumsätze noch bei Null; entsprechende Initiativen unter dem Label SCOsource startete das Unternehmen erst im Verlauf des vergangenen Jahres. Den allerersten Prozess gegen IBM wegen angeblich geklauten Codes aus Unix System V in Linux leitete SCO im März 2003 ein.

SCO-Chef Darl McBride kündigte in einem Kommentar zu den Bilanzen aber bereits an, man werde die Bemühungen um die Lizenz-Einkünfte und die Verteidigung des eigenen Copyrights weiter verstärken. Welche Lizenznehmer alle bereits die so genannte IP-Lizenz für den von SCO genehmigten Einsatz von Linux erworben haben, teilte die Firma nicht mit. Eine IP-Lizenz, die nach Ansicht von SCO für Linux wegen des angeblich geklauten Codes notwendig wird, kaufte vor wenigen Tagen erst der Provider EV1Servers.net.

[Update]:
Mittlerweile gab SCO zudem bekannt, eine weitere Klage einzureichen, diesmal gegen den Konzern DaimlerChrysler. SCO wirft dem deutsch-amerikanischen Autobauer vor, die Software-Vereinbarung mit SCO verletzt zu haben. DaimlerChrysler habe nicht durch entsprechende Belege sichergestellt, dass die Software-Vereinbarung eingehalten werde. SCO will per Gerichtsbeschluss erreichen, dass DaimlerChrysler diese Vertragsverletzungen einstellen und die dadurch für SCO entstandenen Schäden ausgleichen muss. SCO erwähnt Linux nicht explizit in der Klageandrohung; DaimlerChrysler kündigte aber vor einiger Zeit an, für die Entwicklung neuer Fahrzeugtypen Linux-Cluster einsetzen zu wollen. Seit 1996 hatte der Autobauer unter anderem für solche Zwecke auch kommerzielle Unix-Systeme, darunter von SCO, im Einsatz. Details zu den Klagen gegen AutoZone und DaimlerChrysler kündigte SCO für eine Analystenkonferenz zu den Quartalszahlen am heutigen Abend (deutscher Zeit) an.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online und aus Technology Review und der c't): (jk)