Sechs-Kern-Prozessor von Intel

Sechs echte und sechs virtuelle Kerne, 12 MByte L3-Cache und eine Taktfrequenz von 3,33 GHz: Intels Gulftown lässt die Quad-Cores alt aussehen.

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Von
  • Benjamin Benz

248 mm² belegen die 1,17 Milliarden Transistoren des Sechskern-Prozessors Core i7-980X Extreme Edition auf dem Silizium-Wafer.

Nicht kleckern, klotzen. Unter dieses Motto könnte Intel den heute vorgestellten Core i7-980X Extreme Edition stellen. Der Prozessor mit dem Codename Gulftown bringt es mit seinen sechs Kernen und 12 MByte L3-Cache auf 1,17 Milliarden Transistoren. Diese drängen sich dank 32-nm-Fertigung auf einem 248 mm² großen Silizium-Die. Das neue Flaggschiff bietet Intel nur für die Fassung LGA1366 mit ihren drei Speicherkanälen an.

Dank Hyper-Threading kann das Betriebssystem gar 12 Threads parallel anstoßen. An dieser Stelle trennt sich dann auch die Software-Spreu vom -Weizen: Nur wenn das Anwendungsprogramm es schafft, alle realen und virtuellen Kerne zu füttern, beeindruckt die Rechenleistung des Hexa-Core: Im Cinebench, der die Engine des 3D-Renderers Cinema 4D nutzt, kommt er auf über 28.063 Punkte und liegt damit knapp 40 Prozent über dem ebenfalls mit 3,33 GHz getakteten Quad-Core i7-975. Auch das Übersetzen des Linux-Kernels (ohne Module) lässt sich sehr gut parallelisieren und dauert auf dem Hexa-Core nur noch rund 30 Sekunden (i7-975: 42 Sekunden). Im BAPCo SYSmark, der versucht, typische Büro- und Multimediaaufgaben mit Standard-Software zu simulieren, liegen die beiden CPUs indes gleich auf. Das gilt übrigens auch für die TDP von 130 Watt und den Listenpreis, den Intel mit 999 US-Dollar angibt.

Als Mainboard empfiehlt Intel das DX58SO Smackover mit X58-Chipsatz und Fassung LGA1366 für über 200 Euro.

Wie schon bei den anderen 32-nm-CPUs sind auch beim i7-980X die "AES New Instructions" (AES-NI) mit von der Partie. Dank ihnen ist der Hexa-Core 2,5-mal so schnell wie der Quad-Core, wenn es darum geht, mit Winzip 14 Dateien zu packen und gleichzeitig zu verschlüsseln. Ansonsten nutzt bisher aber kaum Software die neuen Befehle. Auch sonst kann es bei älterer Software zu Problemen kommen. So brach die Performance des Hexa-Cores in einigen Teildisziplinen des BAPCo Sysmark um bis zu 23 Prozent ein, wenn er unter Windows Vista statt Windows 7 lief.

Ausführliche Messungen und einen Vergleich mit allen anderen wichtigen Prozessoren für Notebooks und Desktop-PCs finden sich im großen CPU-Wegweiser in c't 07/10 ab S.136 (ab 15. März am Kiosk erhältlich).

Welcher Teufel Intel bei der Namensgebung geritten hat, erschließt sich uns unterdessen nicht. So hieß der bisherige Übertakter-Prozessor "Core i7-975 Extreme Edition" ohne "X" im Namen. Das bekommt nun der Hexa-Core, dessen Nummer sich gerade einmal um 5 Zähler unterscheidet. Noch schlimmer: Die Spatzen pfeifen bereits den Namen eines etwas langsameren Sechskerners von den Dächern: i7-970. Damit würden sich die Nummernbereiche sogar überlappen.

Den Multiplikator beschränkt Intel bei den Extreme-Edition-Prozessoren nicht nach oben, damit sie sich leichter übertakten lassen. Ungeachtet dessen darf die automatische Übertaktungsfunktion Turbo Boost die Taktfrequenz um zwei 133-MHz-Stufen auf 3,6 GHz anheben, wenn mindestens vier Kerne schlafen, sonst immerhin um eine.

Der mit dem Hexa-Core ausgelieferte Kühlkörper pustet die Luft nicht mehr – wie unlängst noch von Intel selbst empfohlen – auf die Spannungswandler, sondern parallel zum Mainboard.

Dem Prozessor legt Intel auch einen komplett überarbeiteten Kühler bei. Dieser gehört in die Familie der Tower-Kühler und pustet die Luft parallel zum Board durch die Kühlrippen. Bisher hatte Intel selbst immer zu sogenannten Top-Blowern geraten, deren Luftstrom auch die Spannungswandler überstreicht. Ein Intel-Sprecher betonte allerdings, dass man nicht beabsichtige den neuen Kühler mit anderen CPUs als dem i7-980X auszuliefern.

Auch AMD hat einen Sechskernprozessor in Vorbereitung, der wahrscheinlich Phenom II X6 heißen wird, aber noch nicht offiziell vorgestellt ist. Auch Intels Server-Varianten des Gulftown (Codename Westmere) lassen noch ein wenig auf sich warten. (bbe)