Kernel-Log: Cluster-Dateisystem Ceph in 2.6.34, Kernel- und KVM-Vorträge von den CLT2010

Linus Torvalds hat das Distributed Network File System Ceph aufgenommen und die zweite Vorabversion von 2.6.34 veröffentlicht. Vortragsfolien von den Chemnitzer Linux-Tagen liefern Hintergrundinformationen zu Kernel- und KVM-Themen. Ubuntu hat einen Grafiktreiber von AMD bekommen, der mit dem X-Servern der 1.7er-Reihe zusammenarbeitet.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Schon bei der für viele Subsystem-Verwalter überraschend frühen Freigabe der ersten Vorabversion von Linux 2.6.34 hatte Linus Torvalds angekündigt, trotz Ende des Merge Window vielleicht doch noch das das verteilte Netzwerkdateisystem Ceph aufzunehmen, das bei 2.6.33 außen vor geblieben war. Das tat er dann auch am vergangenen Wochenende und veröffentlichte kurz darauf Linux 2.6.34-rc2 – die sonst übliche Freigabe-Mail zur neuen Version hat die LKML bislang nicht erreicht.

Ceph ist ein unter der LGPL lizenziertes "Distributed Network File System", das sich laut Beschreibung der Entwickler zur Verwaltung von Datenmengen im Petabyte-Bereich "und darüber hinaus" eignen soll, robust arbeite und zahlreiche Funktionen biete, die vergleichbaren Open-Source-Dateisystemen fehlten. Detailliertere Informationen zu Ceph liefern dessen Homepage, eine zusammen mit dem Dateisystemcode in die Kernel-Quellen integrierte Kurzbeschreibung sowie ein älterer Artikel bei LWN.net, der eine frühere, noch auf Fuse aufsetzende Variante des Dateisystems beschreibt.

Der Dateisystem-Code war nicht die einzige größere Änderungen, die Torvalds nach dem Ende des diesmal zwei Tage kürzeren Merge-Window aufnahm. Auch am Btrfs-Dateisystem, dem SCSI-Subsystem und dem Architektur-Code für ARM-, Blackfin- und Microblaze-CPUs gab es zwischen rc1 und rc2 noch zahlreiche Änderungen – mehr als sonst in dieser Phase üblich, wo es sonst nur noch einige Nachzügler gab. Die Aufnahme der SCSI-Änderungen hatte Torvalds einige Tage zuvor eigentlich zurückgewiesen, damit der Betreuer des SCSI-Codes und andere Subsystem-Verwalter daraus lernen und ihre Änderungen in Zukunft nicht immer auf den letzten Drücker einsenden; offensichtlich ließ er aber noch einmal Milde walten

Dabei hat Torvalds klargestellt, dass er die Länge des Merge Window – der Zeitraum im Entwicklungszyklus einer neuer Kernelversion, in der die wesentlichen Neuerungen aufgenommen werden – in Zukunft variabel halten wird. Er werde auch nicht vorab sagen, wie lang das aktuelle Merge Window wird – vielleicht schließe er es auch schon nach sieben Tagen, wenn er das Gefühl bekäme, es sei genug. ("[...]I'm not even going to mention in the release notes how long the merge window is going to be. Maybe I'll say "that's enough" after just one week, [...]"). Damit passt Torvalds einige der (teilweise ungeschriebenen) Regeln für den Entwicklungsprozess des Linux-Kernels wieder leicht an; wer sich für diesen näher interessiert, findet eine Beschreibung der Wichtigsten für die Weiterentwicklung des Linux-Kernels wichtigen Aspekte in einem Artikel in der aktuellen, noch bis zum Wochenende am Kiosk erhältlichen c't 7/10.

Wie im heise open-Artikel zu den am zweiten Märzwochenende abgehaltenen Chemnitzer Linux-Tagen bereits kurz erwähnt, drehten sich die Vorträge in einem der Veranstaltungssäle um den Linux-Kernel und den Kernel-eigenen Hypervisor KVM. Einige der zumeist deutschen Vortragsfolien und Kurz-Paper liefern zahlreiche Informationen für all jene, die die Veranstaltung nicht besuchen konnten:

Einige der vielen Freiwilligen, die die Chemnitzer Linux-Tage organisiert haben, arbeiten derzeit daran, auch Video- und Audio-Mitschnitte der Vorträge aus den fünf Hauptsälen auf die Homepage der Veranstaltung zu bringen. Die Veranstalter der Anfang des Jahres in Wellington, Neuseeland, abgehaltenen linux.conf.au (LCA) 2010 haben das kürzlich geschafft und Videomitschnitte vieler Vorträge veröffentlicht. Auch hier drehen sich einige der Vorträge – etwa der "Kernel Report" von LWN.net-Gründer und -Aushängeschild Jonathan Corbet – um Kernel- oder Kernel-nahe Themen. Die Präsentationsfolien vieler LCA-2010-Vorträge finden sich schon länger über das Konferenz-Wiki.

Kernel

  • Greg Kroah-Hartman hat die Stable-Kernel 2.6.32.10 und 2.6.33.1 veröffentlicht, die wie so häufig mehrere Dutzend Korrekturen und kleine Verbesserungen bringen; in den Freigabe-Mails findet sich der übliche Rat zum Wechsel auf eine diese Versionen.
  • Die Aufnahme der von Jiri Slaby für 2.6.34 eingereichten und für eine zukünftige Version von SLES vorgesehenen Writable Limits hat Torvalds in der derzeitigen Form abgelehnt.
  • Nigel Cunningham hat die Version 3.1 von TuxOnIce veröffentlicht – einer Alternative Implementation zur Nutzung von Software-Suspend (Ruhezustand/Hibernate). Am Ende der Freigabe-Mail deutet Cunningham an, sich er sich nach der Arbeit an einigen anderen Dingen rund um TuxOnIce darauf konzentrieren zu wollen, den Software-Suspend-Code des Kernels zu verbessern.

Kernel-Umland ("Plumbing layer") und Userland-Treiber

  • Kernel.org-Administrator John 'Warthog9' Hawley hat angekündigt, dass auf Kernel.org gehostete Dienste wie Bugzilla, Wiki oder Patchwork nun per SSL nutzbar sind.
  • Greg Kroah-Hartman hat die Version 0.87 der Usbutils veröffenlticht.
  • Neil Brown hat die Version 3.1.2 von mdadm freigegeben, die für mit MD-Code des Kernels erzeugte Software-RAIDs nun Standardmäßig das Metadaten-Format 1.2 verwendet.
  • In einem mittlerweile auch für Nicht-Abonnenten von LWN.net zugänglichen Artikel hat Linux Weekly News zahlreiche Aspekte rund um das Zusammenspiel von Linux mit Datenträgern zusammengefasst, die 4-KByte große Sektoren verwenden. Das Thema war dem Kernel-Log bereits mehrfach Thema. Auch auf der LKML führte es kürzlich zu eine längeren Diskussion; die Seite im Linux-ATA-Wiki, auf der die Kernel-Hacker Hintergründe zum Thema sammeln, wurde erst kürzlich wieder erheblich überarbeitet; dabei wurden auch einige Bereiche korrigiert, die sich mit Aspekten rund um den Parallelbetrieb einer Linux-Distribution mit älteren Windows-Versionen wie XP beschäftigen.

Grafik

  • Peter Hutterer hat die Version 1.7.6 des X-Servers von X.org freigegeben, die lediglich einige kleinere Korrekturen bringt.
  • Die neusten der über die Treiberwebseite von AMD verteilten proprietäre Linux-Grafiktreiber arbeiten bislang nicht mit den seit Oktober letzten Jahres erhältlichen X-Server der 1.7er zusammen. Offensichtlich haben die Ubuntu-Entwickler aber für das solch einen X-Server verwendende Ubuntu 10.04 kürzlich eine bei AMD selbst nicht öffentlich vertriebene Vorabversion eines Treibers bekommen, der dies Manko beseitigt; Anwendern anderer Distributionen mit dem zu X.org 7.5 gehörenden X-Servern hilft das bislang so gut wie nichts. Ähnliche Sonderbehandlungen hat Ubuntu bereits für alle Versionen seit einschließlich Ubuntu 8.10 bekommen; Anwender anderer Distributionen ließ AMDs manchmal monatelang im Regen stehen.
  • Eine Beta-Version eines proprietären Nvidia-Grafiktreibers für GeForce-Grafikhardware bietet bereits Unterstützung für OpenGL 3.3.
  • Die Entwickler des X.org-Treiberpakets ATI haben die Versionen 6.12.6 und 6.12.192 der Treiber für Radeon-Grafikkarten freigegeben; die letztgenannte Version ist der zweite Release Candidate der 6.13er-Treiber und soll die Performance von KMS EXA DFS (und somit GetImage) deutlich steigern.
  • Michel Dänzer hat die Version 11.0.1 der X.org-Grfiktreiber für VMware-Gäste veröffentlicht.
  • Peter Hutterer hat auf der X.org-Entwicklermailingliste einen Überblick gegeben, was seiner Meinung nach alles noch nötig ist, damit X ordentliche Unterstützung für Multitouch bietet.
  • Dave Airlie beschreibt in seinem Blog einige Experimente, um zwei X-Server auf einer Grafikkarte laufen zu lassen – das ist etwa für Multi-Seat-Einsatz interessant.
  • In einem zweiten Blog-Eintrag hat Airlie einige Aspekte rund um einem "Proof of Concept" erklärt, bei dem eine Radeon-Grafikkarte Bildberechnungen durchführt, die anschließend eine Intel-Chipsatzgrafik ausgibt.
Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich in den vorangegangenen Kernel-Logs auf heise open. Neue Ausgaben des Kernel-Logs werden auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog" erwähnt; die englischen, bei den Kollegen von "The H" erscheinenden Übersetzungen auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog2". Der Autor des Kernel-Logs zwitschert unabhängig davon über einige Kernel-Log-Themen bei Identi.ca und Twitter als "@kernellogauthor". (thl).