Informatiktage 2010 mit Nachwuchspreisen und Datenschutz-Talkshow

Die Verleihung von Preisen an die Gewinner des InformatiCup und eine Talkshow mit dem obersten deutschen Datenschützer bildeten die Eckpunkte der Veranstaltung der Gesellschaft für Informatik (GI) zur Nachwuchsförderung.

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Von
  • Achim Born

Auf bekanntem Terrain am Bonner B-IT (Bonn-Aachen International Center for Information Technology) fanden die 11. Informatiktage am 19. Und 20. März statt. Und wie gewohnt, regte ein buntes Programm aus eher praxisorientierten, von Unternehmensvertretern geleitenden Workshops, Präsentationen, Talkshow sowie InformatiCup-Wettbewerb an, den Informationsaustausch auf der GI-Nachwuchsveranstaltung zu fördern. Dabei gaben die Präsentationen der rund 80 eingeladenen Studierenden einen informativen Ein- und Überblick, mit welchen Aufgaben sie sich im Rahmen ihres Studiums und/oder Diplomarbeit beschäftigen (müssen).

Für eine gewisse Kurzweiligkeit trotz der mitunter komplexen theoretischen Thematik sorgte die Präsentationsform des Poster-Flashs. Jedem Teilnehmer stand maximal einer Minute zur Verfügung, das Plenum für sein Poster zu interessieren. Diese innovative Präsentationsform, die mitunter auch als "one-minute-madness" oder "Elevator-Pitch" bezeichnet werden, ist eine gute Fingerübung für Studierende, sich mit dem aktiven "Verkaufen" der eigenen Idee zu befassen. Dabei offenbarte der eine oder andere Vortragende manch verstecktes Showtalent.

"Die gute Idee allein reicht nicht aus. Ich muss sie auch verkaufen können", formulierte der wissenschaftliche Tagungsleiter Gottfried Vossen, im beruflichen Alltag Professor beim ERCIS (European Research Center for Information Systems) an der Uni Münster, den Anspruch mit Blick auf den InformatiCup. An dem Wettbewerb, der zum fünften Mal stattfand, dürfen grundsätzlich Studierende aller Fachrichtungen an Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz teilnehmen. Wie Vossen im Hintergrundgespräch mit iX erläuterte, zählt die Arbeit im Team zu den Eckpfeilern des InformatikCup, andere sind die Lauffähigkeit und Raffinesse der eingereichten Lösung. Für die zur Endausscheidung eingeladenen Teams gesellt sich noch der Punkt Präsentation hinzu.

Drei Aufgaben standen dieses Jahr zur Wahl: Ein Agent Assistance System, die evolutionäre Optimierung wackelnder Tische und die Transformation von Prozessmodellen. Ziel des Agent Assistance System ist es, anschaulich gesprochen, Häftlingen (oder in diesem Fall Agenten) zur Flucht zu verhelfen. Hierzu müssen sie nachts einen Gefängnishof durchqueren, der durch verschiedene umherwandernde Kegel von Lichtspots beleuchtet wird. Die gesuchte Lösung soll den "lichtscheuen" Agenten einen schattigen Fluchtweg weisen.

Ausgangslage der zweiten Aufgabenstellung war eine Anfangspopulation von Tischen quadratischer Größe, deren Beine unterschiedlich lang sein konnten. Ein genetischer Optimierungsalgorithmus soll hier mittels geeigneter Austauschoperationen den Tischen zu einer besseren Stabilität verhelfen. Im Rahmen der dritten Aufgabe sollte ein Editor entwickelt werden, mit dem sich einfache Transformationen zwischen zwei Meta-Modellen grafisch definieren lassen.

19 Gruppen hatten Lösungsvorschläge eingereicht. Die Jury bewertete die Beiträge anhand des theoretischen Ansatzes, der Dokumentation, der Softwaretechnik, der Funktionalität sowie der Benutzerschnittstelle. Die vier besten Teams durften am 19. März im Rahmen der Informatiktage der Jury ihre Lösungen präsentieren.

Das Rennen machte die FU Berlin (Benjamin Eckstein, Carl Witt), gefolgt von der Uni Hamburg (Laura Glau, Tom Kirchner), der Wilhelm Büchner Hochschule/Private FernFH Darmstadt (Ralf Timo Defrancesco, Daniel Herken, Andreas Mayer) und der Uni Rostock (Christian Eichner, René Schulz, Florian Wendland, Gregor Behnke). Als Anerkennung erhielten sie neben der ideellen Auszeichnung von der Deutschen Bank, Sun und der ppi ag gestiftete Geld- und Sachpreise.

In puncto Qualität – und hier insbesondere mit Blick auf die Präsentation – registrieren die Juroren erfreut eine stetige Verbesserung der Wettbewerbsbeiträge. Mittlerweile gibt es auch erste Hochschulen, die eine Teilnahme am Wettbewerb als Studiumsleistung anerkennen. An der Universität Münster beispielsweise zählen eine Einladung zur Endausscheidung automatisch und eine Teilnahme auf Antrag als Praktikum im Rahmen des Bachelor-Studiengangs Wirtschaftsinformatik. Professor Vossen hofft, dass gerade angesichts der Arbeitsbelastung des Bachelor-Studiums weitere Hochschulen diesem Beispiel folgen, um den Wettbewerb auf eine breitere Basis zu stellen und die Teilnehmer für ihr zeitliches Engagement zu entlohnen.

Prof. (em.) Walter Oberschelp, Peter Schaar, Wolfgang Back, Dr. Alexander Löser, Kai Reinhard (v.l.n.r.)

(Bild: GI e.V.)

Für Abwechslung sorgte eine Talkshow zur Datensicherheit, die Wolfgang Back – Moderator des legendären WDR Computerclubs und heute mit dem Podcast ComputerClub 2 aktiv – leitete. Mit auf dem Podium saßen der Datenschutzbeauftragte der Bundesrepublik Deutschland, Peter Schaar, Prof. Walter Oberschelp (RWTH Aachen), Dr. Alexander Löser (DIMA Group TU Berlin) und Kai Reinhard (Geschäftsführer von Micromata).

Beworben wurde die Talkshow mit dem Hinweis auf ELENA, dem umstrittenen System zum elektronischen Einkommensnachweis. Aus dem Blickwinkel Datensicherheit konnte Schaar bei ELENA kein reales Problem erkennen. Dem obersten Datenschützer bereiten eher inhaltliche Aspekte, etwa die Anzahl unterschiedlicher Entgeltbegriffe, gewisse Bauchschmerzen. Schnell ging es in der Folge auch um die elektronische Gesundheitskarte, Google Streetview, den elektronischen Personalausweis sowie E-Voting und Wahlmaschinen.

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Schaar forderte die Zuhörenden auf, Sicherheit und Schutzziele direkt beim Entwurf zu beachten. Der Nutzer müsse in seinem Selbstbestimmungsrecht ernst genommen werden und entsprechende Möglichkeiten erhalten, den Umgang mit seinen Daten selbst bestimmen zu können. Um sich gegen Googles Streetview zu verwehren, verwies Back zum Schluss auf seinen ComputerClub-Kollegen Wolfgang Rudolph. Dieser habe sich ein 15 Meter-langes Transparent mit der Aufschrift „Google ist Sch...“ fertigen lassen, das er nach erfolgreicher Nutzung Interessierten zur Verfügung stellen würde. Eine Aufzeichnung der Talkshow ist, bereinigt um Präliminarien wie die Vorstellungsrunde, hier verfügbar: (js)