Australische Musikindustrie verbucht Verkaufsrekord

Der Verband der australischen Musikindustrie legt gute Zahlen vor und versucht sie anscheinend unter den Teppich zu kehren.

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Der Verband der australischen Musikindustrie (ARIA) hat die Verkaufszahlen für das vergangene Jahr vorgelegt. Demnach ist der Markt nach verkauften Einheiten um 6,7 Prozent gewachsen, dem Umsatz nach um rund 6 Prozent. In der Mitteilung, überschrieben mit "Musik-DVDs wachsen weiter, während CD-Singles weiterhin schrumpfen", berichtet der Verband von 65,62 Millionen verkauften Stückbei einem Umsatz von 646 Millionen Australischen Dollar.

In der Tat ist der Verkauf an CD-Singles um 16,5 Prozent geschrumpft und der an DVD-Alben um 20 Prozent gestiegen. Allerdings ging auch der Verkauf an DVD-Singles zurück, nämlich sogar um 88 Prozent. Der Verkauf von CDs als solchen, womit wohl CD-Alben gemeint sind, ist um 7,8 Prozent und der von DVD-Alben um 20 Prozent gewachsen.

Hinter der Mitteilungspolitik der australischen Musikindustrie vermuten australische Medien aufgrund der widersprüchlichen Ergebnisse denn auch Methode: Sie vermeide es zu sagen, dass 2003 das beste Jahr in ihrer Geschichte gewesen sei. Schließlich argumentiere auch der Verbands der australischen Musikindustrie seit einiger Zeit, Tauschbörsen und das private Kopieren von Musik schädigten das Geschäft. Laut den Zahlen sehe es aber ganz anders aus.

Ein Kommentar des Sydney Morning Herald merkt an, 2003 habe die australische Musikindustrie erstmals mehr als 50 Millionen Alben verkauft. Zusammen mit anderen Medien seien sogar das erste Mal mehr als 65 Millionen Stück verkauft worden. Im Jahr 1998, also in dem Jahr, bevor Napster an den Start ging, seien in Australien noch 39,6 Millionen Alben verkauft worden. Die Tatsache mache es schwer zu glauben, das CD-Kopieren verderbe den Plattenfirmen ihr Geschäft, merkt der Kommentar an. Der Verkauf von Singles sei zudem lediglich ein teures Zusatzgeschäft, das sich nicht wirklich lohne.

Untersuchungen der Musikindustrie, laut denen Tauschbörsennutzer weniger Geld für Musik ausgäben, seien nicht aussagekräftig. Die Schlussfolgerung beziehe sich auf Musikliebhaber, die jünger als 17 Jahre sind und ohnehin wenig Geld haben. Dem gegenüber kauften jene im Alter über 45 Jahre mehr CDs, und diese Menschen hätten auch die größere Kaufkraft -- doch diese Tatsache unterschlage die Musikindustrie.

Die Verbände der deutschen Musikindustrie wollen die Zahlen über den Tonträger-Verkauf hierzulande am morgigen Dienstag bekannt geben. Dann will die IFPI über die "weitere Strategie der Musikwirtschaft gegen Internetpiraterie" informieren -- nach dem Vorbild der RIAA in den USA werde man auch hierzulande schon bald Strafanzeigen gegen einzelne Nutzer erstatten, zu Beginn vor allem gegen solche, die sehr viele Titel über das Internet anbieten, hieß es laut Financial Times Deutschland vorab aus Branchenkreisen. (anw)